1669 - Zombie-Zone
schwaches Zittern zu spüren, das erst aufhörte, als es meinen Knöchel erreicht hatte.
»Wir sollten uns beeilen«, sagte ich.
»Warum?«, fragte Eva.
»Die ersten Ausläufer sind schon hier. Ich spüre das leise Vibrieren. Wenn jetzt die Erde Wellen schlägt, wird es schwierig.«
Meine Warnung war auf fruchtbaren Boden gefallen. Keiner widersprach meinem Vorschlag und so rannten wir gemeinsam los. Es war uns auch egal, was die Menschen aus dem Ort dachten, wenn sie aus den Fenstern schauten. Wahrscheinlich kam es jetzt auf jede Sekunde an.
Wir liefen der Wellenbewegung entgegen. Ich behielt dabei den dunklen Geländewagen im Auge, der noch stillstand und sich nicht bewegte. Kein Zittern, kein Rucken. Er wirkte wie ein Fels in der Brandung.
Wir rissen die Türen auf.
Wie abgesprochen setzte Suko sich hinter das Steuer. Er war der beste Autofahrer von uns, nickte uns zu und rammte die Tür zu. Ich setzte mich neben ihn. Die Frauen stiegen hinten ein. Ich hörte sie reden, achtete nicht darauf, was sie sagten, denn etwas anderes interessierte mich mehr. Die Zombies waren da, aber sie waren nicht zu sehen. Vor uns schlug die Piste Wellen, da wurde nur der Lehm nach oben gedrückt und keine Steine oder Asphalt. Als Suko den Motor anließ, der auch willig ansprang, da passierte es. Er fuhr - und wir sackten plötzlich nach vorn. Genau in diesem Moment war der Boden aufgebrochen. Er bildete einen breiten Spalt, in dem wir mit den Vorderrädern feststeckten. Da würden wir auch mit dem Geländewagen nicht so leicht rauskommen, und es gab keinen Helfer, der ihn hätte in die Waagerechte schieben können. Suko versuchte es trotzdem. Erlegte den Rückwärtsgang ein. Hier fanden die Räder zwar Halt, schafften es aber nicht, das Fahrzeug in Bewegung zu setzen. Schräg und über die Kühlerhaube hinweg starrten Suko und ich auf die Straße, sie sich nicht beruhigt hatte und auch weiterhin Wellen warf.
Der Motor lief nicht mehr. Es wurde still. Nur unsere Laute waren zu hören. Geflüsterte Flüche, aber auch ein Lachen meiner Freundin Karina.
»Das hätten wir auch ohne deinen Fluchtvorschlag haben können.«
»Ich weiß.«
Auf der Rückbank klang Evas nicht sehr laute Stimme auf. »Sie kommen.«
Der kurze Satz machte uns hellwach. Ich dachte, dass sie mehr gesehen hatte als wir, was die Zombies anging. Das war nicht der Fall, denn sie hatte die Bewohner des Ortes gemeint. Frauen und Kinder sahen wir nicht. Dafür hatten genügend Männer die Häuser verlassen. Auch der Händler befand sich unter ihnen. Er nahm sogar eine Spitzenposition ein. Man konnte ihn als Respektsperson bezeichnen. Er ließ die anderen stehen und hatte schnell unseren schräg stehenden Wagen erreicht, den er mit einem klaren Blick betrachtete.
»Ihr hättet nicht kommen sollen!«
Karina Grischin sprach mit ihm. »Hören Sie, was soll das hier alles? Kippt die Erde bei euch hier immer weg?«
»Sie wollen euch.«
»Und dann?«
»Werdet ihr für alle Zeiten verschwunden sein. So ist es, und so wird es immer bleiben.«
Genau das passte mir nicht. Dagegen musste ich was tun.
»Können wir nicht mit der Gegenseite reden?«
»Nein, ihr seid ihre Feinde. Die blonde Hexe da hat etwas ins Rollen gebracht, das tief verborgen bleiben sollte. Wir haben hier eine wunderbare Ruhe erlebt. Die stillgelegte Fabrik hat uns auch nicht gestört. Wenn Besserwisser erscheinen, hassen wir es. Alles Weitere überlasse ich dann lieber meinen Freunden.«
»Und wo sind die?«
»Ich bin hier der Aufpasser, der Wächter. Ja, ich habe alles im Blick. Ich kann bestimmen, ob jemand bleibt oder nicht. Euch will ich nicht hier haben. Ihr zerstört alles, und das kann ich nicht zulassen. Sie werden euch holen, und das ist gut so.«
»Dazu muss man kein Hellseher sein«, meinte Suko. »Ich denke, dass es nicht ohne Waffen geht.«
Der Sprecher beugte seinen Kopf vor. »Ihr werdet hineingleiten in ihre Welt, das kann ich euch versprechen. Warum könnt ihr die Vergangenheit nicht ruhen lassen?« Er schüttelte den Kopf und trat dann zurück, als hätte er Angst davor, dass wir ihn holen würden.
Ich blickte wieder nach vorn. Eine gekräuselte Welle lag vor uns. Erstarrte Wellen. Es war wirklich verrückt, so etwas sehen zu müssen und zu wissen, dass es keine natürliche Ursache dafür gab.
Plötzlich zuckte der Geländewagen mit dem Kühler hoch. Er hatte einen großen Druck bekommen. Wir alle wurden zurück in unsere Sitze gedrückt, aber diesmal fiel der Wagen als
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