167 - Jagd auf die Teufelin
verhindert war, sah es schlimm für uns aus. Bis Kiwibin uns auslöste, wenn er das überhaupt schaffte, würde uns einiges zugestoßen sein. Ob Coco sich mit ihren zur Zeit darniederliegenden Hexenkünsten aus der Klemme helfen konnte und mir dazu, war äußerst ungewiß.
Zumindest nicht mehr rechtzeitig, daß wir mit heiler Haut davonkamen. Coco setzte sich auf die Bank. Dann spürte ich, zu allem Übel, auch noch eine starke dämonische Ausstrahlung, die sich näherte. Wir waren gefangen und aller magischen und sonstigen Mittel beraubt. Ich hatte nicht einmal mehr eine lumpige Gemme am Hals.
Die Schwarze Familie konnte sich gar keine bessere Gelegenheit wünschen, um zuzuschlagen.
Man schloß die Tür auf. Capitan Arribao und ein dunkel gekleideter Zivilist standen auf der Schwelle. Die Soldaten waren hinter ihnen. Arribao hatte seltsam glasige Augen. Er stand im Bann des Dämons. Der war kein anderer als der dunkel Gekleidete neben ihm, in dessen Augen ein rötlicher Funke glimmte.
„Das ist Joaquin Diepes, der Sicherheitschef des Flughafens", sagte Arribao. „Er will mit euch sprechen. "
Es war mittlerweile nach neun Uhr abends geworden, und die Sonne war draußen schon untergegangen. Abrupt wie in tropischen Breiten üblich brach die Nacht herein. Um diese Stunde konnten sich alle Vampire schon ungehindert bewegen.
Capitan Arribao salutierte und schloß die. Tür ab. Er fand es in seinem hypnotisierten Zustand ganz normal, daß der oberste Sicherheitschef des Aerpuertos sich ganz allein mit uns einschließen ließ. Kaum war die Tür zu, als der angebliche Joaquin Diepes sich entpuppte.
Er hatte zuvor die Gestalt des richtigen Sicherheitschefs angenommen. Jetzt wuchs er ein Stück.
Sein Gesicht wurde hagerer, die Hände formten sich zu Krallen. Die Ohren wurden spitz, und die Eckzähne verlängerten sich.
„Ich hin Donato, der Vampir von Havanna!" sagte er. „Man hat mich um eine Gefälligkeit gebeten, die ich nur zu gern erfülle. Ich werde nämlich euer Blut trinken. Dann werdet ihr selber zu Vampiren, hahaha!"
„Aber ich bin eine Hexe", murmelte Coco.
Donato lachte abermals.
„Schwarzes Blut schmeckt auch recht gut", meinte er. „Was für ein Clou. Der berüchtigte Dämonenkiller und Coco Zamis völlig wehrlos vor mir. Ich kann es kaum glauben. Die Gelegenheit muß ich nutzen."
Er hätte wohl auch durchs Fenster oder durch einen Spalt eindringen können. Aber Donato war daran gelegen gewesen, die Wache und auch den Capitän Arribao zu bannen, damit ihn bei seinem Werk niemand störte. Seine Blickte schweiften zwischen mir und Coco hin und her.
„Wessen Blut soll ich zuerst trinken? Deines, Coco Zamis? Oder das deine, Dorian Hunter?"
Wenn ich bloß meinen Kommandostab oder wenigstens ein spitzes Stück Holz hätte, dachte ich. Donatos rotglühender Blick bohrte sich in Cocos Augen. Er beschrieb eine Geste. Coco, geschwächt wie sie war, erstarrte. Ich kniff mir in den Arm, denn ich konnte es kaum glauben. Die mächtige Hexe Coco Zamis, die alle möglichen Fähigkeiten beherrschte, ließ sich von einem einzelnen Vampir lähmen! Aber die Auseinandersetzung mit Luguri hatte sie wohl derart ausgezehrt, daß sie nicht einmal das geringste Quentchen magischer Energie mehr aufbringen konnte.
Donato näherte sich ihr.
„Ich sehe, du willst dir die Sache nicht unnötig erschweren, Hunter", sagte er. „Das finde ich sehr vernünftig von dir. Es muß alles einmal ein Ende haben, auch die Laufbahn eines Dämonenkillers. Als Vampir wirst du völlig neue Gesichtspunkte gewinnen. Vielleicht kannst du sogar in der Schwarzen Familie hoch aufsteigen. Warum nicht?"
Ich schnellte vor und schlug Donato die zusammengeballten Fäuste ins Genick. Es war ein Schlag, in den ich Kraft legte. Er hätte einen Ochsen gefällt. Donato schüttelte sich nur und fegte mir mit der Rückhand eins, daß ich gegen die Wand flog.
Ich rappelte mich wieder auf, gerade als Donato Coco beißen wollte. Schon waren seine Vampirzähne nur noch einen Zentimeter von ihrem schlanken Hals entfernt. Da lief ich an, sprang und traf den Vampir im fliegenden Stil, mit den Absätzen voran. Zum Glück waren meine Schuhe eng und die Hose saß so, daß ich sie auch ohne Gürtel nicht verlor.
Das war aber auch mein einziges Glück. Donato flog zur Seite. Ich landete auf dem Rücken, schnellte hoch und griff wieder an. Faust- und Handkantenschläge hagelten auf den Vampir nieder. Doch er war kein Gegner aus Fleisch und Blut. Mit Kreuz,
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