167 - Jagd auf die Teufelin
und Bars unsicher.
Und irgendwo lauerten Dämonen auf ihre Opfer. Die Schwarze Familie war auch in Havanna gegenwärtig. Man hatte Coco und mich erwartet und war zweifellos auch auf Kiwibin eingestellt.
Im Hotel Foksa angelangt, suchten wir gleich unser Zimmer auf. Coco fiel aufs Bett und schlief, kaum daß sie es berührte. Ich war gerade noch in der Lage, das Zimmer mit Dämonenbannern zu sichern, dann sank ich neben sie.
Nicht einmal Luguri persönlich hätte mich jetzt so schnell wecken können.
Kiwibin erschien schon um sechs Uhr früh in penetrant guter Laune und drängte zum Aufbruch. Er hatte einen Jeep besorgt, mit dem wir in die Sierra del Rosario fahren wollten, die etwa hundert Kilometer westlich von Havanna begann, als eine der Bergketten im Landesinnern.
In Havanna war es um diese Morgenstunde noch herrlich frisch, trotz der hohen Luftfeuchtigkeit. Wir hatten jetzt im März eine günstige Jahreszeit erwischt. Im Herbst traten häufig Hurrikane auf und im Sommer war die Hauptregenzeit. Die mittlere Tagestemperatur betrug derzeit Mitte zwanzig Grad, und das konnte man aushalten.
Coco trödelte an diesem Morgen herum. Sie war, wie man so sagte, mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden. Die Erschöpfung und die innere Spannung setzten ihr noch zu.
Ich ging ihr aus dem Weg und setzte mich mit Kiwibin auf die Terrasse. Der Genosse paffte schon vor dem Frühstück eine dicke Havanna. Er war Staatsgast in Kuba und genoß die Vorteile, die ihm das bot.
Er bestellte ein Frühstück für sich, von dem drei Personen hätten zehren können. Außerdem wollte er als Zulage Früchte.
Als wir bestellt hatten, rief er die breithüftige Kellnerin noch einmal zurück.
„Das hätte ich fast vergessen", sagte er. „Papaya möchte ich auch noch."
Die Kellnerin funkelte ihn an.
„Chancho Dio", fuhr sie Kiwibin an und ging hocherhobenen Kopfs weg.
Schwein Gottes hieß diese typische Beschimpfung. Kiwibin staunte.
Als er mich fragend anschaute, erklärte ich: „Papaya Bomba hättest du bestellen müssen, weil diese Frucht wie eine Handgranate aussieht. Papaya ist in Kuba der Vulgärausdruck für das weibliche Geschlechtsteil. Die Kellnerin hält dich deswegen für genau das, was sie dir eben gesagt hat. Ich muß deine mangelnden Sprachkenntnisse rügen."
Kiwibin war zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, wirklich verlegen. Er verschluckte sich am Rauch seiner Zigarre. Er wollte sich bei der Kellnerin sogar entschuldigen und den Irrtum aufklären, aber sie kam nicht mehr, sondern schickte einen männlichen Kollegen an unseren Tisch, um uns zu bedienen.
„So kannst du im Bordell reden", stichelte ich. „Aber nicht in einem öffentlichen Lokal gegenüber einer sozialistischen Arbeitnehmerin. Schäme dich, Kiwibin. Wie heißt du eigentlich mit Vornamen?"
Kiwibin fing sich wieder.
„Das habe ich lange vergessen, Brüderchen Dämonenkiller. Laß uns einen Havana Club trinken." Das war der beste Rum überhaupt. „Ich trinke zwei. Du mußt fahren."
Coco erschien, in einem schicken Hosenanzug, mit Kopftuch und Sonnenbrille. Sie erntete von allen Männern bewundernde Blicke. Wir brachen gleich nach dem Frühstück auf. Der Jeep mit der Ausrüstung wartete vorm Hotel. Das Gepäck hatten die Pagen hingetragen. Wie ich sah, hatte Kiwibin auch zwei Schnellfeuergewehre und die dazugehörige Munition einladen lassen, von staatlichen Stellen zur Verfügung gestellt.
„Willst du einen Krieg anfangen?" fragte ich.
„Es kann nicht schaden, bewaffnet zu sein. Gegen Dämonen helfen die Gewehre nichts, doch gegen Menschen, die in ihrem Bann oder Dienst stehen, schon. Waffen sind ein überzeugendes Argument."
Ich dachte an die weltweite Aufrüstung und schluckte.
„Mehr Vernunft wäre angebrachter. Ist das eine Weltanschauung: Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich dir den Schädel ein?"
Kiwibin zuckte die Schultern.
„Müssen wir nur haben so viele Waffen bei uns, weil wir werden bedroht. Ist alles für Frieden. Aber unsere Angelegenheit ist das nicht. Müssen wir bekämpfen Dämonen. Fahr los, Brüderchen. Ich will heute noch nach San Jaguey."
Ich fuhr durchs Verkehrsgewühl im Zentrum. Viele Armeefahrzeuge waren unterwegs, und man sah zahlreiche Revolutionsparolen und Porträts von Fidel Castro, Che Guevara, Jose Marti und anderen Nationalhelden an den Wänden. Wir fuhren am Revolutionsmuseum, dem früheren Präsidentenpalais, mit der Quadriga und dem Reiterstandbild von Maximo Gömez vorbei.
In
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