167 - Jagd auf die Teufelin
Pflock und Weihwasser hätte ich ihn beeindrucken können.
Über meine bloßen Hände lachte er nur.
Donato bewegte sich wie ein schattenhafter Wirbel und hatte mich schon bei der Kehle. Er würgte mich. Seine Hände waren wie eiskalte Stahlklammern. Ich stieß gerade noch eine Beschwörung hervor, die an ihm aber auch ablief wie normales Wasser.
Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es mir, seinen Griff zu sprengen. Ich japste nach Luft, wollte aufstehen, da riß mir Donato die Füße weg. Jetzt lag er auf meinem Rücken.
„Coco!" stöhnte ich. „Hilf mir!"
Der Vampir war schwer wie Blei. Er drückte mich nieder. Coco schaute über mich weg. Wenn sie überhaupt bemerkte, was vorging, konnte sie jedenfalls keinen Einfluß darauf nehmen.
Ich zeichnete ein Kreuz auf den Boden. Auch vergebens. Ich hätte wenigstens magische Kreide gebraucht, anstatt nur mit der Spitzendes Zeigefingers über den Boden zu fahren. Schon spürte ich die Vampirzähne in meinem Nacken.
Ich krümmte den Rücken und schüttelte ihn ab. Noch einmal konnte ich mich losreißen. Der Kampf ging weiter. Donato konnte mich nicht mit seinem Blick bannen wie Coco, denn ich war nicht so erschöpft wie sie und hatte auch andere Gegenkräfte als Coco, die sich normalerweise auf ihre Hexenkünste verließ.
Wir prügelten uns durch den Raum. Donato war völlig rasend. Meine erbitterte Gegenwehr brachte ihn auf. Er fauchte und spuckte. Er wollte mein Blut. Gier und Wut vernebelten ihm den klaren Verstand.
Ich wehrte mich aus Leibeskräften. Aber ich konnte anfangen, was ich wollte, der Vampir war stärker und für mich unverwundbar. Mehrmals krachten wir gegen die metallene Tür. Die Wache reagierte nicht.
Auch der Höllenlärm in dem kahlen Raum lockte niemanden herein. Donato hatte gut vorgesorgt. Dennoch mußte ich ihn besiegen. Die Bank war fest mit der Wand verschraubt. Aber da war eine Latte rundum an die Wand genagelt, der einzige Schmuck des Raumes, wenn man es so nennen wollte. Ich packte die Latte und riß daran. Meine Fingernägel brachen ab. Doch beim dritten Versuch schaffte ich es, ein Stück von der polierten Latte abzureißen.
Es war drei Meter lang und an den Enden abgesägt. Ich stieß dem Vampir die Latte vor die Brust. Er stand einen Moment still und ich zerbrach die Latte. Meine Hände bluteten, und es war die Kraft der Verzweiflung, die mich gerade noch antrieb.
Ich setzte den linken Absatz auf das Lattenstück - den anderen Schuh hatte ich verloren - und drehte das Holz um. Ein Stück brach seitlich ab, und jetzt hatte ich ein spitzes Holz. Donato schlug mir gegen den Kopf. Vor meinen Augen drehte sich alles.
Ich ergriff das große und das kleine Holzstück und überkreuzte sie. Dazu stöhnte ich eine Beschwörung. Donato wich für einen Moment zurück und bedeckte die rotglühenden Augen mit dem Unterarm. Dann schüttelte er entschlossen den Kopf und knurrte raubtierhaft.
Zwei gekreuzte Hölzer waren viel zu schwache Magie, um ihn aufzuhalten. Er sprang auf mich los. Ich stieß das spitze Holz vor.
Dann gellte ein Schrei, der sogar Coco aus ihrer Trance riß und den man bestimmt im gesamten Flügel des Aeropuertos hörte und noch außerhalb. Donato war mir genau in den Pflock gelaufen, anders konnte man es nicht nennen. Er wankte. Er taumelte zurück und umklammerte den Pflock, der ihn tötete, mit den Händen. Vergeblich versuchte er, ihn aus der Wunde zu ziehen. „Dämonenkiller", röchelte er, „ich sende eine Botschaft an die Schwarze Familie, mit meinen letzten Lebensenergien. Donato - zerfällt zu Staub, aber ihr, ihr seid auch verloren. Luguri, räche mich!" Der Vampir brach in die Knie. Das rote Funkeln in seinen Augen erlosch, und der Zerfallsprozeß setzte ein. Ich zweifelte nicht daran, daß in kürzester Zeit weitere dämonische Angriffe erfolgen würden. Und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Coco erhob sich.
„Wer wird als nächstes kommen, Rian?" fragte sie. „Ein Werwolf? Luguri? Oder Angelina?"
„Wer auch immer, wir sind ihm jedenfalls nicht mehr gewachsen."
Stimmen ertönten vor der Tür. Man schloß auf. Capitan Arribao, diesmal mit klarem Blick, stand auf der Schwelle. An seiner Seite war derjenige, auf den ich mich bei ihm berufen hatte - der Genosse Kiwibin. Untersetzt, bärtig, eher schäbig gekleidet, mit Stülpnase und nach Knoblauch stinkend stand er plattfüßig da und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
„Brüderchen Dämonenkiller", sagte er in kehligem Englisch,
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