167 - Jagd auf die Teufelin
Erinnerung behalten. Wir näherten uns dem Grabmal. Ein eigenartiger Glanz umstrahlte die aufeinandergetürmten Steine. Tio Oyö verfluchte uns lauthals und fuchtelte mit den Armen. Doch nicht lange. Ein Blitz zuckte vom Dschungelrand über uns weg und traf den Santeria-Priester.
Im einen Augenblick sah man Tio Oyö, im andern stand nur noch ein Skelett da. Die bleichen Knochen fielen zusammen, und das war das Ende von Tio Oyö.
„Ein dämonischer Schmarotzer am Blut der kubanischen Arbeiter und Bauern weniger", bemerkte Kiwibin seelenruhig. „Aber wo soll Schwesterchen Angelina sein?" Kiwibin zwinkerte. Er glaubte noch immer nicht, daß Angelina in der Tumba Satanäs steckte.
Wie auf ein Stichwort fuhr Angelina aus dem Steinhaufen. Sie flatterte als ein nacktes, aufreizendes Dämonenweib über uns. Der Kampf der Fledermäuse und Vögel verzog sich von der Stätte des Grabes weg, und es war klar abzusehen, daß die Vögel am Gewinnen waren. Kleine Flammen loderten um Angelinas Hörner und luden sie magisch auf.
Flammen zuckten von ihren Händen. Orlando warf sich zu Boden und schützte den Kopf mit den Armen.
„La Diabla, la Diabla!" stöhnte er nur.
Kiwibin stand da und sperrte Mund und Augen auf. Er war so überrascht, daß er sogar seinen Silberdolch fallen ließ. Jetzt erst glaubte er, daß es sich tatsächlich um Angelina handelte, die er von Beschreibungen, von wem auch immer, kannte.
Coco hob die Hände. Sie wollte Angelina auf magische Weise bekämpfen, und sie bot all ihre Energien auf. Doch sie war noch zu erschöpft von der Auseinandersetzung mit Luguri. Ihre Kräfte versagten bald. Angelina kreischte. Ihr Gesicht war zu einer Fratze verzerrt. Ihr Schwanz peitschte, und die Flügel bewegten sich.
Sie hing über uns wie eine Ausgeburt der Hölle.
„Ha, Coco Zamis", kreischte sie. „Diesmal sieht es anders aus! Diesmal gewinne ich! Stirb!"
Coco wankte. Doch das war nur eine Finte. Als Angelina zu tief niederschwebte, sprang Coco hoch, packte sie an einem Fuß und zerrte sie auf den Boden herunter. Ich hatte ein wenig abseits gewartet und sprang jetzt hinzu. Magisches Feuer flammte, doch Coco konnte es mit einem Trick noch einmal abwenden.
Dazu brauchte sie keine besonderen Hexenkräfte. Ich warf Angelina die Gnostische Gemme entgegen. Die Teufelin schrie auf, und die Gemme zerplatzte. Doch Angelina hatte eine Brandblase an der Schulter davongetragen.
Ich packte sie, während sie mit Coco rang, und hielt sie von hinten fest. Ich hatte sie im Doppelten Nelson, einem Fesselgriff. Mein Kommandostab und der Silberdolch lagen am Boden. Ohne mein Eingreifen wäre Angelina diesmal zweifellos stärker als Coco gewesen. Und Angelina hatte bestimmt keine Hemmschwelle, Coco umzubringen.
So etwas kannte sie nicht. Sie hatte Zeit gehabt, ihre Kräfte nach ihrer letzten Auseinandersetzung mit Coco aufzuladen. Coco hingegen hatte ihre Fähigkeiten gegen den Erzdämon persönlich einsetzen müssen.
„Durchbohr sie mit dem Kommandostab, Coco!" rief ich.
Coco hob auch tatsächlich den Stab auf. Aber sie brachte es wieder nicht fertig, die Teufelin umzubringen. Coco war verzweifelt. Sie fragte sich, was mit ihr los war. Angelina hatte viele Menschenleben auf ihrem Gewissen und war durch und durch böse.
Trotzdem hatte Coco Hemmungen, sie auszulöschen.
Die Teufelin war so stark wie eine Stahlfeder. Sie trug mich ein Stück in die Luft empor. Es war ein Hüpfer. Wir landeten wieder auf dem Boden. Ich merkte, daß ich Angelina nicht mehr lange halten konnte.
„Kiwibin!" brüllte ich. „Nimm du den Kommandostab! Beeil dich, Genosse, worauf wartest du?" Aber Kiwibin stand da wie ein Träumender und gaffte. Dann schüttelte er den Kopf, fuhr sich über die Augen, hob endlich den Kommandostab auf, den Coco zu ihm hingeworfen hatte - und da war es zu spät.
Angelina schrie eine Beschwörung, und ihr ranker Körper wurde schlagartig glühend heiß. Mit einem Aufschrei ließ ich sie los. Angelina flog in die Lüfte. Ich hatte mir im wahrsten Sinn des Wortes an dem Teufelsweib böse die Finger verbrannt. Es schmerzte höllisch. Cocos Heilsalbe würde wieder einmal herhalten müssen.
Angelinas nackter Körper war vor dem Mond zu sehen. Sie drohte uns mit Gesten, dann flog sie nach Osten davon, und wir verloren sie über den Sierra del Rosario aus den Augen. Kiwibin staunte immer noch.
„Mann", sagte er zu mir, „das war ein rasantes Weibchen. Die hat Feuer und Pfeffer, das kann man wohl sagen."
„Du kannst
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