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167 - Tor in die Vergangenheit

167 - Tor in die Vergangenheit

Titel: 167 - Tor in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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damals auch als unabhängiger Geist neben seinem gedacht und gefühlt. [3] Nur war es diesmal umgekehrt: Jetzt war er der Untermieter in einem Hydriten-, beziehungsweise Hydreekörper.
    Virtuell natürlich, nicht wirklich. Irgendeine technische Raffinesse dieser Alten bewerkstelligte diese Art des Informationsaustausches.
    Langsam sah Matthew Drax klarer: Er hatte mit dem Tastfeld ein Archiv geöffnet, und nun bekam er die von der Stimme angekündigten Informationen. Weiter nichts. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Veranstaltung beendet war und er zurück in seinen Körper gelangte. Hoffentlich würde der Rückweg nicht halb so schmerzhaft ausfallen wie die Hinreise…
    Irgendwie fühlte er sich besser nach diesen Gedankengängen. Erstaunlich allerdings war, dass dieser Jemand, mit dem er nun Geist an Geist lebte, keine Anstalten machte, ihm die Informationen zu geben, die man in einem Archiv erwarten durfte. Nun, vielleicht war es Zeit, einmal kräftig anzuklopfen bei Mister Gilam'esh…
    Behutsam tastete er sich bis an die Grenzen des fremden Bewusstseins. Er spürte Nervosität und Anspannung. Und als er sich noch ein Stück weiter vorwagte, spürte er sogar Angst.
    Ungewöhnliche Empfindungen im Rahmen eines Datenaustauschs. Was hatte das zu bedeuten?
    Gerade hatte sich seine Verwirrung gelegt, jetzt trat sie wieder auf den Plan.
    Schluss damit! Drax verbot sich jedes Gefühl. Jetzt kam es darauf an, vernünftig zu handeln. Mit aller Willenskraft, zu der er fähig war, konzentrierte er sich auf das fremde Bewusstsein.
    In Gedanken formulierte er seine Worte in der Sprache der Hydriten.
    Sind Sie Gilam'esh?
    Er lauschte. Die Lippen des Fremden blieben reglos, Matt hörte seine Stimme nicht aus der dunklen Grotte widerhallen – dennoch glaubte er laut und energisch zu sprechen.
    Sie sind doch Gilam'esh, oder?
    Keine Reaktion.
    Sie haben mich in der Archivkammer willkommen geheißen.
    Sie wollten mir über das Leben und den Aufbruch Ihres Volkes berichten…
    Ruckartig setzte der Fremde sich auf.
    Ich denke, es wird Zeit, anzufangen. Muss ich irgendetwas Spezielles tun, um die Informationen abzurufen?
    Der Hydree sprang auf, warf sich ins Wasser, tauchte unter und ruderte mit hastigen Schwimmbewegungen durch den heißen Quellsee zum Höhlenausgang.
    Matt Drax wusste nicht, wie ihm geschah. Entsetzen und Angst brandeten aus dem fremden Bewusstsein gegen die Grenzen seines eigenen. Irgendetwas lief hier völlig aus dem Ruder…
    ***
    Er schwamm durch den See, kletterte den nächsten Nordhang hinauf. Lichtbeginn färbte den Himmel über den Berggipfeln rötlich. Er hastete in die nächste Talsohle hinab, sprang in einen breiten Fluss und schwamm stromaufwärts. Bei Hochlicht war der Fluss nur noch ein seichter, steiniger Bach.
    Gilam'esh kletterte ans Ufer, nahm den nächsten Berghang in Angriff, flüchtete bis über den Kamm hinaus in den jenseitigen Hang. Dort sank er bei Lichtende ermattet in Gras und Moos.
    Er konnte nicht mehr.
    »Den Schöpfern sei Dank«, murmelte er. Die Stimme hatte nicht mehr gesprochen. »Ich preise die Geduld der Schöpfer…«
    Gilam'esh war verängstigt, entsetzt, verstört. Das Fremde in ihm hatte ihn angesprochen, in einem eigenartigen, aber verständlichen Hydree-Dialekt.
    Er hob den Kopf. In der Ferne glitzerte der Ozean im letzten Licht. »Ein zweiter Geist ist in mir erwacht«, flüsterte er. »Wie kann das sein…? Niemand darf es je erfahren… Sie werden mich zu den Unheilbaren sperren…«
    Er wälzte sich unter einen Beerenbusch. Die Früchte in seiner Reichweite zupfte er ab und aß sie. Er wagte nicht mehr, in seinen Geist hineinzulauschen. Zu schockierend war die Erfahrung gewesen. »Es hat mich mit meinem Namen angesprochen…« Er zog die Schultern hoch. »Was für Informationen will es? Was für einen Aufbruch meint es… ?«
    Ihn fröstelte bei der Erinnerung an die Stimme des fremden Geistes. Auch in den Verliesen unter der Ozeanstadt, wo die Unheilbaren hausten, gab es welche, aus denen zwei oder mehrere Geister sprachen. Aber diese Hydree wälzten sich mit Schaum vor dem Mund am Boden, schürften sich die Schuppen ab oder zerrissen und zerschlugen Kleider, Türen, Mobiliar, sogar kleinere Stadtfische. Sie waren wirklich verrückt. Nein, bei ihnen wollte Gilam'esh nicht landen. Niemals!
    Er starrte in den Himmel. Eine dunkle Wolkenwand schob sich vor die ersten Sterne. Nein, er war nicht verrückt geworden. Es musste irgendwie mit den Schrecken des

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