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1671 - Fluchtpunkt Mars

Titel: 1671 - Fluchtpunkt Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Siankow hörte nicht hin. Beharrlich folgte er dem winzigen Lichtpunkt, der in Augenhöhe vor ihm her eilte. Er erreichte die erste Kontrollstelle und legte die rechte Hand auf die Abtastfläche. Ein Syntron analysierte die Genstruktur mehrerer Fingerzellen und identifizierte ihn.
    Die Energieschranke erlosch, und der Marsianer durfte seinen Weg fortsetzen. „Gib mir Informationen", wandte er sich an den allgegenwärtigen Syntron. „Was machen die Patienten?"
    Eine männliche Stimme nannte ihm den Zustand der Ertruser einschließlich ihrer Anführerin. Siankow nahm es mit Leichenbittermiene zur Kenntnis. Innerlich wollte er fast verzweifeln, denn er war nach einem halben Jahr noch immer nicht weitergekommen.
    Die negative Strangeness, die den Patienten anhaftete, zeigte keinerlei Veränderung. Nur der geistige Zustand veränderte sich.
    Das Bewußtsein, etwas anderes zu sein als die Terraner oder die ertrusischen Artgenossen, ergriff immer mehr von den Opfern eines noch immer nicht geklärten Einflusses Besitz.
    Lyndara und ihre Begleiter hatten zu der 2000 Mann starken Kampftruppe der Coma-Expedition gehört. Sie hatten den Schliff und das Training Arlo Rutans genossen und fühlten sich jeder Situation gewachsen. Auf dem Planeten Noman in der Nähe der Großen Leere waren sie spurlos verschwunden und allem Anschein nach ohne auffällige Zeitverzögerung auf dem Planeten Mystery herausgekommen.
    Getreu ihren Worten, daß es sich bei Mystery um ihre Heimatwelt handelte, hatten die Ennox ein großes Gezeter vom Stapel gelassen. Homer G. Adams hatte ein Schiff hingeschickt, und von diesem Zeitpunkt an hatte es mit den Ertrusern nur Ärger gegeben. Sie hatten sich auf die Suche nach einem Aktivator begeben und nach dem Fehlschlag mit dem alten ausgebrannten Ei Jagd auf die Träger der Aktivatorchips gemacht. Im letzten Augenblick hatte Tekener Tifflor das Leben gerettet. Die Ertruser waren dingfest gemacht worden; man hatte sie nach Mimas gebracht und untersucht. Inzwischen hätten Lyndara und ihre Gefährten die Fähigkeit besitzen müssen, durch Paratronschirme zu gehen, wenn sie fliehen wollten. Der Zwischenfan mit Totannus allerdings hatte gezeigt, daß die Wachsamkeit nicht nachlassen durfte.
    In Gedanken versunken registrierte Siankow kaum, daß er das Ende des Korridors erreicht hatte. Er war am Ziel. „Hallo, Boris!" Die Stimme Elvira Donjas riß ihn aus seinen Gedanken. Er blieb abrupt stehen und reichte ihr hastig die Hand. „Hallo, Elvira!" erwiderte er. „Machen wir es kurz. Ich habe nicht viel Zeit. Auf einen Kaffee, mehr nicht."
    Die Ärztin sah ihn aus großen Augen an. „Sag bloß, du hast Homer rumgekriegt", entfuhr es ihr. „Was? Ach so, nein. Er will nicht. Ich habe versucht, ihm die Vorteile meines Plans eindringlich zu beschreiben. Er lehnt ab. Lyndara bleibt hier. Sie wird nicht nach Titan verlegt."
    Elvira nickte. Sie kannte seine Meinung zu diesem Thema. Seit Februar versuchte er wenigstens die Anführerin der Ertruser nach Titan zu holen und dort mit den technischen Mitteln des Forschungszentrums zu untersuchen.
    Irgendwo mußte es eine Spur geben, und er wollte sie finden.
    Negative Strangeness kam nicht von selbst. Die Ertruser hatten sie sich irgendwo eingefangen. „Schade", erwiderte sie. „Aber vom Gesichtspunkt der Sicherheit her muß ich Homer zustimmen. Der spielt bei ihm die Hauptrolle."
    „Wie recht du hast", murmelte Boris Siankow dumpf. „Es ist eine Verschwörung des Schicksals gegen mich. Wieso hat Myles Kantor mich für die Zeit seiner Abwesenheit zu seinem Stellvertreter gemacht? Ich habe Wichtigeres zu tun, als ständig auf andere aufzupassen und Mitarbeiter herumzukommandieren."
    „Offensichtlich bist du doch der geeignete Mann auf diesem Posten, Boris."
    Sie hatten den Kontaktraum erreicht. Elvira Donja gab den Kode ein und öffnete die Tür. In dem höchstens drei mal zwei Meter großen Zimmer befanden sich zwei Stühle und ein Tisch, in dessen Fläche eine Kommunikationsschablone für den Kontakt mit dem Syntronverbund eingearbeitet war. Die hintere Wand bestand aus einer milchigen Substanz, die bei Bedarf durchsichtig gemacht werden konnte. „Sie hat wieder einen ihrer Anfälle gehabt. Du kannst dir die Aufzeichnung ansehen, bevor du mit ihr sprichst", sagte Elvira. „Später", erwiderte Siankow. Der Nexialist ließ seine Finger über die Schablone gleiten. Die milchige Wand geriet in wabernde Bewegung, nahm die Konsistenz von Rauch an und verwandelte sich

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