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1671 - Fluchtpunkt Mars

Titel: 1671 - Fluchtpunkt Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihr so gesehen doch irgendwie verständlich. Persönlich ähnelte seine Meinung über die Kranken vermutlich stark ihrer eigenen. Als Hanse-Spezialist jedoch vertrat er die Meinung seines Chefs Homer G. Adams. Und daß Adams sich als harte Nuß erwies, das hatte sie in diesen Monaten seit der Einlieferung der Ertruser auf Mimas oft genug erfahren müssen. Besonders, nachdem es zu Ausbruchsversuchen einzelner der ihnen anvertrauten Schutzbefohlenen gekommen war. Man hatte die Sicherheitsvorkehrungen besonders bei Lyndara um ein Vielfaches verschärft. „Syntron, gib mir ein Holo von Lyndara", bat sie halblaut. „Poll hat es offenbar desaktivieren lassen. Und ich möchte, daß ihr die gewünschten Unterlagen umgehend zur Verfügung gestellt werden."
    „Ja, ist gut, Elvira", vernahm sie die angenehme Männerstimme des akustischen Kommunikationsfeldes. „Lyndara kann über die verlangten Informationen verfügen. Ich projiziere ein Terminal in ihre Zelle und gebe die betreffenden Info-Kanäle frei. Sie kann lieh dann alles ausdrucken lassen, wenn sie es wünscht."
    Gleichzeitig flammte das fehlende Holo auf. Es zeigte die Ertruserin in heftiger Bewegung. Die Patientin stellte alles andere als ein Häufchen Elend dar. Sie war auch nach einem halben Jahr eine Frau, die ihr tägliches Körpertraining intensiv betrieb und alles tat, um sich auch geistig fit zu halten.
    Zumindest, soweit es aus der Sicht der Ärztin ihr Zustand zuließ.
    Unter den Ertrusern stellte die Anführerin keine Ausnahme dar. Alle, die Elvira mittels der Holos in ihren energetisch mehrfach gesicherten Appartements sah, taten es Lyndara gleich. Keinen Augenblick lang fanden sie sich mit ihrer Lage ab; sie warteten nur auf den Augenblick, in dem sie etwas zu ändern vermochten.
    Alle besaßen sie die negative Strangeness, die sich auch nach einem halben Jahr noch nicht abgeschwächt oder verflüchtigt hatte.
    Elvira Donja beobachtete die Holos eine Weile und registrierte, daß im Moment alle zwölf Ertruser ihrer körperlichen Ertüchtigung nachgingen. Die Regelmäßigkeit ergab sich aus dem militärischen Drill ihrer Ausbildung.
    Die Exonatin mußte wieder an die Worte des Marsianers denken, die ihr nicht mehr aus dem Gedächtnis gingen. „Sie sind auf eine besondere Art krank und kompensieren einen Teil durch übertriebene körperliche Bewegung. Wir müssen alles tun, damit wir ein brauchbares Bild dieser Krankheit erhalten. Es ist eine Krankheit, die durch die negative Strangeness hervorgerufen wird."
    „Ich helfe dir dabei, Boris", hatte sie ihm spontan angeboten, und Siankow hatte sich bedankt.
    Seit diesem Zeitpunkt arbeiteten sie auf recht angenehme Art und Weise zusammen.
     
    *
     
    Der dunkle Dreiklang wies darauf hin, daß sie mit ihr reden wollte. Elvira Donja ließ den Syntron die Verbindung durchstellen. Gleichzeitig wuchs das betreffende Hologramm ins Riesenhafte an und zeigte den gesamten Raum mit seinen Formenergiemöbeln und dem leichten Hintergrundflimmern der Schutzschirmstaffeln.
    HÜ- und Abstoßfelder hatten die Wohnungseinheit der Ertruserin in eine von außen und innen undurchdringliche Festung verwandelt. „Hallo, Lyndara", begrüßte sie die Patientin. Oder sollte sie vielleicht doch besser Gefangene sagen? „Bist du zufrieden?"
    „Du hast gut lachen", klang die Antwort auf. Die mächtige Ertruserin konnte jetzt das Holo ihrer Ansprechpartnerin sehen und wandte sich ihr zu. Lyndara stellte eine imposante Erscheinung dar. Nicht unbedingt nach Elviras Geschmack, aber dennoch. „Es sollte kein Spott sein", versicherte die Ärztin. „Natürlich bin ich nicht zufrieden. Ich brauche mehr Informationen. Über die Vergangenheit der Aktivatorträger zum Beispiel. Und über die Forschungsergebnisse aller Hyperraumphänomene, die jemals in der nachweisbaren Geschichte der Milchstraße beziehungsweise der Lokalen Gruppe aufgetreten sind."
    „Dazu brauchtest du eine direkte Verbindung zu NATHAN, und die wird dir nach dem Stand der Dinge nicht gewährt werden."
    „So sehe ich das auch. Hör mir gut zu, Elvira Donja. Unsere Anwesenheit hier ist ein Verbrechen. Wir werden mit Gewalt daran gehindert, unsere Erfüllung zu finden. Dies wirkt sich irgendwann verheerend auf das Solsystem oder sogar auf die Milchstraße und alle ihre Völker aus." Lyndara sprach jetzt schnell und abgehackt, als müsse sie etwas in einer festgelegten Zeitspanne loswerden. „Wer übernimmt dann die Verantwortung?
    Was wißt ihr eigentlich über uns und

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