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1672 - Die Insel

1672 - Die Insel

Titel: 1672 - Die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich darauf, von den Wänden geschützt zu werden.
    Ihr Vater hatte auf sie gewartet, sie schon gesehen und öffnete ihr die Tür. Tochter und Vater schauten sich an.
    »Hast du es auch gesehen?«, fragte er leise.
    »Du meinst die Insel?«
    »Was sonst?«
    »Ja, ich habe es gesehen.« Sie betrat das Haus und hob dabei die Schultern. »Aber ich habe keine Erklärung dafür.«
    Rick McMillan schloss die Tür. Erfolgte seiner Tochter in die Küche, die recht geräumig und mit einem großen Fenster versehen war.
    Lucy ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sie sagte erst mal nichts und starrte ins Leere. Dabei atmete sie manchmal schwer und wurde von ihrem Vater beobachtet.
    »Dir ist doch etwas passiert, Kind. Das sehe ich dir an. Was hast du erlebt? Hängt es mit der Veränderung an der Insel zusammen?«
    »Nicht nur.«
    »Was dann?«
    Sie hob den Blick. »Ich war in der Kirche.«
    »Oh…«
    »Aber nicht allein. Liam Elroy war bei mir. Er hat mir etwas zeigen wollen.«
    »Und was?«
    Lucy weihte ihren Vater ein. Der saß ihr gegenüber und war nicht in der Lage, einen Kommentar abzugeben. Es war nur zu sehen, dass er immer bleicher wurde und schließlich sogar die Hände faltete, was bei ihm nicht oft vorkam.
    »Jetzt weißt du alles, Dad, undkannst dir deinen Reim darauf machen.«
    »Nein, Kind, das kann ich nicht. Ich habe keine Erklärung. Warum ist das Kreuz verbrannt? Warum leuchtet die Knochenzone plötzlich in dieser ungewöhnlichen Farbe? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass etwas auf uns zukommt, und das kann nicht gut sein.«
    »Der Pfarrer spricht vom Teufel. Oder von der Hölle. So habe ich ihn noch nie reden hören.«
    Rick McMillan schwieg. Er presste seine Lippen aufeinander, doch seinem Gesichtsausdruck war anzusehen, dass er nachdachte.
    »Hast du eine Erklärung, Vater?«
    »Nein, die habe ich nicht. Aber warum sollte Liam Elroy nicht recht haben?«
    »Wenn du das sagst, musst du an die Hölle glauben.«
    »Nicht unbedingt, Lucy«, sagte er leise. »Ich verwende dafür einen anderen Ausdruck.«
    »Und welchen?«
    »Das Böse, Lucy.« Er nickte. »Ja, ich nenne es das Böse. Es gibt das Gute im Menschen, und warum soll es dann nicht auch das Böse geben? So ist doch das Leben aufgebaut. Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Das war schon immer so.«
    »Und das Böse?«
    Er hob die Schultern. »Den Schatten kann man sehen, aber das Böse nicht. Es hat keine Gestalt, aber es ist da, es steckt in jedem Menschen. Bei den meisten kommt es nicht hervor, aber es gibt auch welche, die sich davon treiben lassen. Dann kommt es zu Grausamkeiten, über die wir normalen Menschen nur den Kopf schütteln können. Du musst nur die Glotze einschalten, dann bekommst du die Beweise frei Haus geliefert.«
    Lucy wollte das nicht akzeptieren. »Aber das Böse, von dem du gesprochen hast, hat mit dem, was ich erlebte, nichts zu tun. Das ist ganz anders gewesen.«
    »Dann war es das echte. Ja«, bestätigte er sich selbst. »Dann war es das echte, von dem bereits in der Bibel geschrieben wurde. Es gab das Licht und es gab die Dunkelheit. Ich will nicht hoffen, dass diese Zeit jetzt auf uns zukommt.«
    »Das will ich auch nicht.«
    »Leider liegt es auf der Lauer.«
    Beide schwiegen. Sie hingen ihren Gedanken nach und schauten aus dem Fenster über das Wasser hinweg bis zur Insel, die durch die Verfärbung gut zu sehen war, auch wenn Nebelbänder sie umschlangen.
    »Es ist ein Phänomen und es ist grausam. Wir sind seine Opfer. Wir stecken in seinen Fängen.«
    »Eine Hoffnung gibt es noch.«
    Rick schaute hoch. »Welche denn?«
    »Scotland Yard.«
    McMillan musste lachen. »Nein, Lucy, mach dir nichts vor. Daran glaube ich nicht.«
    »Ich schon!«
    »Und was macht dich so sicher?«
    »Ich war in London. Ich habe Scotland Yard besichtigt und bin sehr beeindruckt gewesen. Ich habe auch angerufen, Fotos geschickt und das Problem erklärt. Man hat mich nicht abgewiesen.«
    »Das stimmt«, sagte McMillan, »aber man hat dir auch nicht gesagt, was man unternehmen wird.«
    »So deutlich nicht.«
    Rick streichelte die Hand seiner Tochter. »Ich will dir deinen Optimismus nicht nehmen. Warten wir ab, was der nächste Tag uns bringen wird.«
    »Das meine ich auch. Und sollte sich morgen nichts tun, dann werde ich noch mal anrufen.«
    »Tu das. Ich wünsche uns beiden, dass wir nicht enttäuscht werden, denn allein sind wir zu schwach.«
    Den Gedanken hatte auch Lucy schon verfolgt. Nur wollte sie ihn nicht aussprechen. Sie wusste, dass

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