1673 - Die Offenbarung der Veego
rötlichblauen Jungen sah.
Yevo berichtete von seinem Kummer, was den anderen zu Heiterkeitsausbrüchen verleitete. „Du junger Narr", tanzte er. „Was bekümmert dich das? Das ist alles nur eine Hülle!
Und noch dazu eine, die dir sehr viel Spaß machen wird."
Der Ältere erklärte Yevo, welch seltsame Art von Körper das war, den er beim Verlassen von Heimat annahm. Es gab eine Menge Völker, die so oder ähnlich aussahen. Die meisten teilten sich in zwei Geschlechter auf: in Mann und Frau. Sie pflanzten sich in komplizierten Riten fort und lebten manchmal zusammen, obwohl dieses Zusammenleben selten harmonisch verlief. „Alles sehr merkwürdig", bemerkte er dazwischen. „Aber auch interessant und abwechslungsreich", fuhr er dann fort.
Vor sehr langer Zeit hatten die Veego die Gestalt dieser Zweibeiner angenommen, die sie nun seither beibehielten. Die jetzigen Generationen hatten keinen Einfluß darauf, wie ihr Aussehen beschaffen war, sondern erhielten den Körper aus einem großen „Fundus", ebenso wie die gesamten Hilfsmittel. Dieses Aussehen behielten sie das ganze Leben bei und änderten es, abgesehen von der Kleidung, nicht. „Du wirst das Universum bald kennenlernen", fügte der Ältere hinzu, „und feststellen, wie amüsant es ist. Es gibt unbegrenzte Möglichkeiten dazuzulernen, aber du wirst bald feststellen, daß selbst hochentwickelte Völker im emotionalen Bereich ziemlich beschränkt sind. Da sind wir ihnen weit voraus."
„Was genau habe ich eigentlich zu tun, wenn ich draußen bin?" erkundigte sich Yevo. „Daten zu sammeln, und zwar ständig. Dein Datenspeicher nimmt alles auf. Wenn du hierherkommst, werden die Daten von den Kreativen in das All-Modell eingearbeitet.
Nur so können wir das Universum nachbilden." Der Ältere stieg langsam auf. „Den Rest findest du schon selbst heraus."
*
Yevo war nach der Unterhaltung mit dem älteren Veego wieder beruhigt. Ein wenig war ihm sein kindisches Verhalten peinlich, und er entschloß sich, in Zukunft mehr Ruhe und Gelassenheit zu zeigen.
Nun galt es, das Leben außerhalb von Heimat zu entdecken und den Umgang mit dem stofflichen Körper zu erlernen. Nach einiger Zeit würde er sich bestimmt daran gewöhnen, vielleicht machte es ja wirklich Spaß. Die Berichte über die unterschiedlichen „Geschlechter" und ihr Verhalten hatten ihn nun doch neugierig gemacht.
Erneut konzentrierte er sich auf die Welt, auf der er das letztemal gelandet war. Diesmal spürte er kaum noch die Verwandlung. Ein kurzes Ziehen, dann war es vorbei.
Die folgende Zeit verbrachte er damit, den stofflichen Körper kennenzulernen, und versöhnte sich nach und nach auch mit dessen Aussehen. Denn es war eine unglaubliche und faszinierende Erfahrung. Es war eine ganz andere Art von Sehen, Hören, Riechen und vor allem Fühlen. Die Sensibilität der Fingerspitzen, wenn er ein Blatt oder eine Baumrinde berührte. Und die vielen Vorgänge im Inneren des organischen Körpers, der ein kleines Universum für sich war.
Yevo fragte sich, ob diejenigen, die mit solchen Körpern geboren wurden, ebenso empfanden. Wahrscheinlich nicht. Sie waren von Anfang an daran gewöhnt und achteten garantiert nicht darauf; ihre Sensibilität war mit den Jahren abgestumpft. Yevo bedauerte diese Wesen, denen nicht bewußt war, welch Wunder ein organischer Körper war.
Die Zeit verging rasch, während Yevo lernte, mit seinem fremden Körper umzugehen.
Schließlich war er schon recht zufrieden mit sich: Da er den Körper so gut fühlen konnte, lernte er sehr schnell, ihn zu beherrschen, ohne ihn zu überfordern.
Zufrieden mit sich und der Welt, stellte Yevo sich aufrecht hin und betrachtete den Himmel, an dem die ersten Sterne aufglühten. Diese Welt war genau richtig gewesen für seine ersten Schritte in der Fremde; andere hatten bestimmt nicht soviel Glück gehabt wie er. Niemand hatte ihn gestört, und die Welt war Heimat sehr ähnlich; er fühlte sich rundum wohl.
Es wird Zeit weiterzugehen, dachte er bei sich. Er mußte lernen, andere Welten anzuvisieren und dorthin zu gehen, ohne ständig nach Heimat zurückzukehren.
Er starrte zum Himmel hinauf. Welcher Stern? Er entschied sich für einen hell funkelnden, der wohl nicht weit weg war, und unternahm den Schritt.
Und landete in der Hölle. Kein Land, kein Himmel, nur flammende, tobende Gaswolken um ihn herum, die ihn wie einen Spielball umherwarfen.
Yevo war so erschrocken, daß er keinen klaren Gedanken fassen konnte; er
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