1673 - Die Offenbarung der Veego
Ferne verbannt!
Yevo schüttelte den Kopf. Nein, nein, das durfte nicht sein. Nur ein bißchen ausruhen, dann wurde es bestimmt gleich besser.
Er setzte sich hin und stützte erschöpft den Kopf in die Hände. Halb bewußtlos registrierte er, daß er auf einem einsamen Berg gelandet war, die Luft war dünn und kalt, und um ihn herum war nur nächtlicher Himmel; die Welt unter ihm lag unter einer dicken Wolkendecke verborgen.
Niemand würde ihn hier stören. Yevo brauchte keine Angst zu haben, sondern konnte sich in Ruhe erholen.
Aber er fühlte sich nicht besser, sondern zusehends schlechter. Obwohl er sich so gut wie möglich entspannte, spürte er, daß er immer schwächer wurde; seine Energiereserven nahmen immer schneller ab.
Wenn das so weitergeht, dachte er voller Entsetzen, muß ich sterben!
Was hatte er nur falsch gemacht? Was war mit ihm geschehen? Taugte der Körper nichts, den er bekommen hatte?
Aber bisher war doch alles so wunderbar gegangen. Er hatte doch die jugendliche Kraft und Energie des Körpers gespürt...
Nach Hause.
Der letzte, rettende Gedanke, bevor es zu spät war. Nach Hause, sofort. Endlich.
Mit letzter Kraft ging Yevo nochmals den Kurzen Weg nach Heimat.
Und fühlte sich dort bald besser.
*
Seine dritte wichtige Erfahrung im neuen Leben als Aktiver hätte Yevo beinahe das Leben gekostet, und er vergaß diese oberste Regel niemals: Der Kurze Weg konnte zehn-, höchstens zwölfmal hintereinander genommen werden, dann mußte der Veego umgehend nach Heimat zurück, um den Energiekern aufzuladen. Bei ihm, Yevo, waren genau zwölf Wege möglich.
Sollte er dies übersehen, konnte er nie mehr auf seine Welt zurückkehren und wäre zum langsamen Tod verurteilt. Wenn er jedoch rechtzeitig zurückkehrte, regenerierte er sich innerhalb weniger Tage wieder. Yevo brauchte genau fünf.
Yevo fühlte sich wieder in bester Verfassung, aber der Schreck saß immer noch in ihm.
So entschloß er sich zu einer Ruhepause, bevor er sich erneut auf den Weg machte.
Diese Pause wollte er auch nutzen, um herauszufinden, wie eine bestimmte Welt anvisiert werden konnte.
Durch die wenigen Schritte, die einem Veego zur Verfügung standen, war es schwer vorstellbar, daß die Sprünge nur aufs Geratewohl ausgeführt werden konnten. Er versuchte Kontakt mit anderen Aktiven aufzunehmen, aber wie zumeist erhielt er nur eine Abfuhr; sie waren beschäftigt, müde, desinteressiert oder überhaupt nicht zu Antworten bereit. Yevo gab jedoch nicht so schnell auf und belästigte die Älteren so lange, bis endlich einer nachgab. „Das ist doch ganz einfach, du schaust es dir an, bevor du gehst!" tönte der. „Ich schaue es mir an?"
„Ja. Es funktioniert genauso wie der Schritt selbst. Du überwindest die Distanz und wirfst einen Blick hinüber, bevor du gehst."
„Kann ich damit auch an Orte gelangen, die wir noch nicht kartographiert haben?"
„Selbstverständlich." Der Veego tanzte erheitert. „Was wären wir für Kartographen, wenn wir das nicht könnten? Oder was glaubst du, wie die ersten Daten gesammelt wurden?"
„Das stimmt", gab Yevo verlegen zu. „Ich bin wohl noch sehr dumm."
Der Ältere wiegte sich sanft und neigte sich zu Yevo. „Es ist schwer, so viele Dinge in kurzer Zeit zu lernen. Doch bald wird es leichter."
Yevo flog ziellos durch die Gegend, ein wenig unsicher, was er nun tun sollte.
Einerseits plagte ihn die Neugier, andererseits war er vom letzten Abenteuer her ängstlich. Er wartete einen Tag und eine Nacht ab, versuchte zu ruhen und gab schließlich der Neugier nach.
Er versank in sich selbst, konzentrierte sich auf sein Schrittorgan und dann auf den Sternenhimmel. Und allmählich wurde ihm bewußt, wie der Kurze Weg tatsächlich vor sich ging. Er zog einfach die Distanzen zusammen!
Genauso funktionierte es auch mit der Orientierung: Er zog die Distanzen zusammen und warf einen kurzen Blick in sein Zielgebiet, bevor er den tatsächlichen Schritt unternahm. Entsprach diese Welt nicht seinen Vorstellungen, hob er die Raumkrümmung einfach wieder auf und stellte die vorherige Distanz her.
Wie einfach etwas sein konnte, wenn man es wußte! Vorher ein schier unlösbares Problem, konnte er jetzt schon wieder darüber lachen.
Yevo probierte umgehend das Erlernte aus und ging nacheinander auf verschiedene Heimat sehr ähnliche Welten, erprobte seinen Körper und lernte,, mit dem Datenspeicher umzugehen. Dieser war ein sehr praktisches Hilfsmittel: Er konnte darin alles
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