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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie", flüsterte Mila. „Es ist vorbei..."
    Vor ihren Augen verschwamm alles.
    Sie fühlte sich heftig an der Schulter gerüttelt, trotz der tonnenschweren Gewichte ringsum, trotz der erwachenden Dämonen in Teufelsgestalt. „Mila! Ich kann das Prisma allein nicht sehen! Du mußt mich dirigieren!"
    Ein letztes Mal riß sie sich zusammen. Sie beschrieb dem Kyberklon, was sie sah, und führte ihn so gut wie möglich ans Ziel. Dann sah sie nur noch, wie er das Ding aus der Wand brach, und verlor endgültig den Verstand.
    Nadja! Hilf mir! Es ist vorbei.
     
    *
     
    Nadja Vandemar empfing den mentalen Hilfeschrei ihrer Schwester so deutlich, als wäre es ein Todesschrei gewesen. Zwillingen sagte man die Fähigkeit nach, einander über Tausende von Kilometern zu spüren. In ihrem Fall jedoch, im Quecksilbersee von Tornister, handelte es sich wahrlich um eine mutantische Gabe. Oder um einen Fluch, da war sie sich nicht so sicher. Nadja war nicht imstande, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Wenn Mila starb, konnte sie nichts dagegen tun. Und wenn sie es überlebte, aber der Geist zerbrach, hatte Nadja für den Rest des Lebens Impulse des Wahnsinns zu ertragen.
    Voltago, beeile dich. Oder ich reiße dir höchstpersönlich die kybernetischen Einzelteile aus dem Leib.
    Sie wußte nur zu genau, daß das nicht möglich war, daß der Kyberklon eher diese ganze Welt in Schutt und Asche gelegt hätte, als sich einem Menschen geschlagen zu geben. Das hatte nicht einmal Icho Tolot geschafft - und der Haluter hatte schon mehr als einen Zweikampf gewonnen.
    Vier Minuten nach dem ersten mentalen Hilferuf passierten Mila und der Kyberklon die unsichtbare 900-Meter-Grenze. Vier Minuten. Das war eine Schätzung, kam jedoch einer halben Ewigkeit gleich. Von ihrer Schwester trafen wirre Empfindungen ein, und alle beschäftigten sich mit Chaos, Qual, Schmerzen. Weitere zehn Minuten vergingen, bis Voltago sie endlich erreicht hatte. „Ich habe die Spindel", erklärte der Kyberklon unbeeindruckt. Für Milas Zustand interessierte er sich nicht. „Wir können weiter."
    „Das können wir nicht!" erwiderte Nadja heftig. Sie war froh, daß sie sein ewig ausdrucksloses Klongesicht jetzt nicht sehen mußte. „Meine Schwester befindet sich in sehr schlechtem Zustand. Sie braucht eine Pause. Am besten müssen wir raus aus dem See."
    „Der schnellste Weg", hielt Voltago dem entgegen, „ist der durch den Übergang."
    „Auf der anderen Seite herrschen Zustände, die wir nicht kennen. Mila braucht Ruhe, keinen neuen Streß.
    Ich weiß, daß Perry Rhodan wartet und daß wir uns beeilen müssen. Aber es geht nicht anders."
    Keine Antwort.
    Dann, fast eine Minute später, sagte der Kyberklon: „In Ordnung. Wir tauchen auf."
    Voltago bewegte die beiden Spiegelschwestern nach oben, so schnell er konnte. Mila verlor unterdessen das Bewußtsein, und Nadja war froh, daß sie ihre Qualen nicht mehr miterleben mußte. Vielleicht wäre es ein guter Gedanke gewesen, sie für ihre Gabe zu bemitleiden; nicht ständig die Nachteile für sich selbst zu sehen, sondern auch für Mila.
    Nach fast einer halben Stunde durchstießen sie die Oberfläche. Ein Teil der Geräte im SERUN hatte die Funktion schon vorher wiederaufgenommen. Und plötzlich funktionierte alles wieder. Der Kyberklon trug Mila ans Ufer, Nadja besorgte das mit ihrem Flugaggregat selbst.
    Die Luft war heiß und stickig, aber atembar. Also öffnete Nadja ihren Helm und legte anschließend Milas Gesicht bloß. So viel Schweiß. Schlaf ein paar Minuten, Mila. Nach einer Weile spürte sie, wie sich der Gedankenstrom im Kopf ihrer Schwester entwirrte. Der Zellaktivator leistete gute Arbeit. Sie befanden sich tief im Grottensystem des Vulkans, so hatte sie gehört. Im Schein ihrer Helmlampe wirkte der Quecksilbersee wie trübes, bleidurchsetztes Wasser. Und am Ufer stand die ganze Zeit regungslos Voltago.
    Sie haßte den Kyberklon aus tiefstem Herzen.
    Nadja legte eine Hand auf die Stirn ihrer Schwester, strich über ihre Haut, berührte die Lider und die trockenen Lippen. Ich spüre den Blutstrom in dir. Du pulsierst, weil du lebendig bist, weil du wieder aufwachst. Anders als dieser schwarze Kerl. Voltago lebt nicht, er ist tot. Laß nicht zu, daß er uns auseinanderbringt
     
    8.
     
    RAUM OHNE GRENZEN Nadja hatte lange nicht geschlafen. Vierzig Stunden, schätzte sie, vielleicht mehr. Aber Unsterbliche brauchten den Schlaf nicht so dringend wie andere Menschen.
    Mila kam erholt wieder zu sich.

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