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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schwierigkeiten, die Nadja machte, wütend wurde. Und Nadja wiederum spürte ihren Zorn sehr wohl. „Gut."
    Nadjas Stimme klang so erschreckend dünn - doch Mila redete sich ein, daß es nur an der Helmzu-Helm-Verbindung lag. Voltago redete nicht mehr, sondern preßte die beiden Zwillingsschwestern nach oben. In der extrem zähflüssigen Substanz wurden ihre Arme und Beine zusammengeschoben, bis der Widerstand am geringsten war. Der Höhenmesser funktionierte nicht, oder die Anzeige war nicht erkennbar. Deshalb hatten sie keine Wahl, als abzuwarten, was der Kyberklon unternahm. Mila verfügte nicht über die Uhrzeit. Sie stieß mehrmals heftig Atem aus. Ob die Helmscheibe beschlug, konnte sie in der Dunkelheit nicht sehen. Die Aktion hatte auch einen völlig anderen Sinn. Mila nahm einen leichten Luftzug wahr, der die Feuchtigkeit an der Helmscheibe, falls ein Beschlag da war, beseitigte. Zumindest der Teil der Anzugautomatik funktionierte. Ansonsten hätten sie bald Sauerstoffprobleme bekommen.
    Irgendwann hörte sie wieder die Stimme des Kyberklons. „Wir haben es. Etwas über neunhundert Meter. Wir lassen dich jetzt allein, Nadja."
    Keine Antwort.
    Daß sie sich wieder abwärts bewegten, davon merkte Mila nichts. Auch nichts davon, daß der Abstand zur Schwester größer wurde. Eine halbe Ewigkeit verging für sie. Dann erst regte sich in ihrem Innersten ein Anflug von Panik. Etwas Furchtbares, Schreckliches, das jederzeit erwachen konnte.
    Vor ihren Augen verzerrte sich das Dunkel. Sie wußte, daß das ausgeschlossen war, doch genauso empfand es Mila Vandemar. Alles, was ein menschliches Gehirn als völlig unmöglich empfand - sie erlebte es in diesen Sekunden. Voltago griff ein, bevor Mila Krämpfe bekam und für die Zeit der Trennung von Nadja den Verstand verlor. Irgendwie brachte es der Kyberklon immer fertig, ihren Geist zu stabilisieren.
    Aus dem Dunkel schälten sich weit entfernte Konturen. Stopp. Nicht weit entfernt, sondern nahe. Sie hatte mit Spiegelsehen wenig Erfahrung, und ihr unterliefen viele Fehler, weil das Training fehlte. Es waren nicht dieselben Konturen, wie man sie als normaler Mensch erfaßte.
    In diesem Fall kam eine Dimension mehr hinzu oder so ähnlich. Sie hatte selbst keinen Vergleich.
    So als hätte jedes Dreieck plötzlich eine vierte Seite, die allein ihr zugänglich war.
    Oder wie ein Quadrat, das sich beim Betrachten in einen Würfel verwandelte. „Was erkennst du, Mila?"
    Wie kann Voltago sprechen? Ist er Bauchredner?
    Sie hörte die Stimme immer noch dünn, allein über die Berührungspunkte ihrer Körper. Aber nun, da sie etwas wahrnahm, wurde sie besser als vorher damit fertig. „Ich sehe ein immaterielles Labyrinth. Alles wie gehabt."
    „Gut. Wir schwimmen hinein."
    Viel zu langsam trieben sie an das Labyrinth heran. Es war das einzige, was Mila sehen konnte. Eine Umgebung schien ringsum nicht zu existieren. Vielleicht war der Quecksilbersee noch viele Kilometer tief.
    Es dauert zu lange. Noch drei Minuten, Voltago, und wir sind noch nicht einmal am Zugang.
    Ohne ihre Hilfe fand sich der Kyberklon bestens zurecht; er hatte immer bewiesen, daß er sich zwar orientieren konnte, nur nicht imstande war, ohne ihre Hilfe die Spindel zu finden. Mehrere Meter weit sackten sie ab. Die erste Ebene ließen sie wie immer unbeachtet; dort fand sich nichts, was von Interesse wäre. Jedenfalls nichts, überlegte sie, was sie verstehen und verwenden konnten. Das konnten sie zwar im Fall der Pyramidenprismen auch nicht - aber diese Gegenstände waren das einzige, was sich überhaupt bewegen und abtransportieren ließ.
    Auf irgendeine Weise bargen die Prismen einen Schlüssel... Zu was?
    Die zweite Ebene. Zwei Minuten waren vorbei, schätzte sie. Voltago schob sie langsam vor sich her, durch einen seltsamen Korridor voller erstaunlicher Gegenstände. Das Labyrinth von Tornister barg eine Fülle in sich verwundener Muster, die Mila an arcoanische Technik erinnerten, aber doch ganz anders waren. Weiche Formen waren das, manchmal netzartig versponnen, allesamt zwei bis drei Meter hoch. Dann wieder trafen sie auf beinahe organische Körper, in der Bewegung vom Quecksilber eingefroren, die lange nach ihrem Tod noch dynamisch wirkten. Drei, vier Räume am Rand des Korridors untersuchten sie flüchtig, fanden aber nur Dinge, die sie nicht verstehen konnten. Formlose Geräte und nichtstoffliche Skulpturen, die keinerlei erkennbaren Sinn ergaben. Mila dirigierte ihren schwarzen Begleiter mit

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