1678 - Das Selbstmord-Haus
Bord eingecheckt. Das unserem Chef vorzuschlagen traute ich mich allerdings nicht.
In den nächsten Minuten stellten wir das Thema zur Seite. Der dichte Verkehr lag hinter uns und wir rollten in die kleine Tiefgarage hinein, die zum Yard gehörte und die es offiziell nicht gab.
Es dauerte nicht mehr lange, da öffneten wir die Tür des Vorzimmers. Glenda Perkins, unsere Assistentin, war natürlich schon da. Sie hatte uns nicht gehört, weil sie telefonierte. Den letzten Satz bekamen wir mit.
»Ja, Sir, ich sage den beiden Bescheid, sobald sie hier sind.«
»Wir sind hier«, murmelte ich und tippte ihr auf die Schulter.
Glenda schrak leicht zusammen und drehte sich um. »Seit wann schleicht ihr euch zur Arbeit?«
»Wir sind nicht geschlichen.«
»Dann habe ich es an den Ohren.«
»Höchstens am Telefon.«
»Was gibt es denn Wichtiges?«, erkundigte sich Suko.
»Weiß ich nicht.« Glenda stand auf. Sie sah in ihrem luftigen Kleid wie eine sommerliche Blume aus. Rot als Grundfarbe, aber gelbe, grüne und hellblaue Farbtupfer machten das Kleidungsstück zu einem bunten Flickenteppich. Auf dem Ausschnitt breiteten sich die Kugeln einer roten Holzkette aus. Auch die roten Schuhe passten zu diesem Outfit und ich konnte den leisen Pfiff nicht unterdrücken. Glenda nickte mir zu. »Ja, wir haben Sommer, falls du dies noch nicht bemerkt haben solltest.«
»Doch, ich brauche dich nur anzuschauen.«
»Ja, und bald wirst du jemand anderen anschauen müssen.«
»Sir James?«
Glenda lächelte uns mokant an. »Ja, er will euch sehen, und das so schnell wie möglich.«
»Aber Zeit für einen Kaffee bleibt noch - oder?«
Glenda bedachte mich mit einem gnädigen Augenaufschlag. »Ja, ich will nicht, dass du im Büro einschläfst.«
»Ha, du bist ja wieder so fürsorglich zu mir.«
»Ich könnte glatt deine Mutter sein.«
»Hm, das wäre nicht schlecht.«
Glenda funkelte mich an. »Was du schon wieder denkst.«
»Wieso? Das weißt du doch gar nicht.«
»Ich sehe es dir an. Und jetzt hol dir deinen Kaffee. Er ist wie immer frisch.«
»Ich bedanke mich auch herzlich.«
Sie winkte ab und setzte sich an ihren Schreibtisch, während ich mir den Kaffee holte. Als ich mit der Tasse in der Hand wieder in ihre Richtung ging, fiel mir auf, dass das Kleid recht hoch gerutscht war. Glenda bemerkte meinen Bück auf ihre Beine und sagte: »Schau woanders hin und denk schon mal an das, was euch bevorsteht.«
Ich trank den Kaffee im Stehen. »Weißt du mehr?«
»Nein, aber ich kann es mir vorstellen.«
»Mal sehen.« Mit der noch zur Hälfte gefüllten Tasse verließ ich das Vorzimmer. Suko stand bereits auf dem Flur und machte kein glückliches Gesicht.
»Was hast du?«
»Nichts.«
»Denkst du an deine Kreuzfahrt?«
»Jetzt nicht mehr. Es kommt darauf an, womit uns Sir James wieder beglückt.«
Darauf mussten wir nicht lange warten, denn kaum hatten wir unsere Plätze auf den üblichen Stühlen eingenommen, rückte Sir James an seiner Brille herum. Das tat er immer, bevor er zur Sache kam. Es war wie ein Ritual.
»Wir haben wahrscheinlich ein Problem, das Sie beide lösen müssen«, begann er.
»Wahrscheinlich?«
Er nickte mir zu.
»Und worum geht es?«
»Um Selbstmorde.«
Ich hatte einen Schluck Kaffee trinken wollen, ließ die Tasse jetzt aber sinken.
»Ach«, sagte ich nur und erkannte, dass auch Suko recht überrascht schaute.
Sir James räusperte sich. »Zwölfmal ein Suizid und das in recht kurzer Zeit.«
»Was haben wir damit zu tun?«, fragte Suko.
»Man geht davon aus, dass diese Taten einen besonderen Hintergrund haben.«
»Welchen?«
Sir James deutete mit dem Zeigefinger auf Suko. »Genau den sollen Sie herausfinden.«
Wir sagten nichts, schauten uns nur an.
Sir James hob die Arme an. »Ich weiß, dass es sich seltsam anhört. Es ist normalerweise auch nicht Ihre Aufgabe, sich darum zu kümmern, aber ich bin im Klub von einem Kollegen der Metropolitan Police angesprochen worden. Er ist der Ansicht gewesen, dass hinter diesen Taten doch mehr steckt.«
»Wie kommt er darauf?«
»Es ist wegen der Häufung, Suko. Und er war der Meinung, dass die Menschen keinen Grund gehabt hatten, sich umzubringen.«
»Kannte er die Menschen denn?«
»Das weiß ich nicht so genau.«
Ich stellte die nächste Frage. »Sind es nur Männer gewesen? Oder haben sich auch Frauen unter ihnen befunden?«
»Zwei Frauen.«
Alles, was recht war, aber viel anfangen konnten wir damit nicht. Ich fragte noch mal, warum wir
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