1678 - Das Selbstmord-Haus
die Schultern. »Bitte, frage mich nicht, ich habe mit Bankern und deren Geldgeschäften nichts zu tun. Da ergeht es mir wie dir, John.«
»Klar.« Ich dachte nach. Es lag auf der Hand, auf eine bestimmte Lösung zu kommen. Banker hatten sich umgebracht. Nicht einfach so, nein, sie waren Opfer der Finanzkrise geworden. Zum großen Teil hatten sie sie mit verschuldet, hatten hoch gepokert und verloren.
Also Selbstmord!
Aber war das wirklich so einfach? Daran konnte ich nicht glauben. Das große Tief der Banker war längst überwunden. Viele von ihnen waren wieder obenauf und gingen ihren Geschäften mit der gleichen Gier nach wie vor der Krise. Das waren keine Gründe, um zehn Männer und zwei Frauen dazu zu bringen, in den Tod zu gehen.
»Jetzt seid ihr platt, wie?«
Ich nickte. »Sind wir.«
Und Suko fragte: »Ist das wirklich so einfach?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Glenda. »Ich hatte meinen Auftrag und habe ihn erfüllt. Jetzt seid ihr an der Reihe, daraus etwas zu machen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
So leicht wollte ich es Glenda nicht machen. »Hast du eigentlich in der letzten Zeit etwas über Selbstmorde gelesen oder in anderen Medien erfahren?«
Sie überlegte kurz. »Nein, das habe ich nicht. Es steht auch nicht jeder Suizid in der Zeitung.«
»Das ist wohl wahr.«
Suko schlug kurz auf den Tisch. »Es steht jetzt fest, wo wir zuerst recherchieren müssen. Bei den Banken. Wir müssen herausfinden, bei welcher Bank die Leute vor ihrem Tod angestellt waren. Oder ob sie als Freiberufler ihr Geld verdient haben.«
»Das ist nicht nötig«, meldete sich Glenda, »denn das habe ich bereits für euch getan.«
Sie ließ einen zweiten Ausdruck auf unseren Schreibtisch gleiten. Suko saß näher daran. Er nahm das Blatt an sich, überflog den Text und las die einzelnen Banken und Geldinstitute vor. Auch eine der berühmtberüchtigten Ranking-Agenturen befand sich darunter. Dort hatte eine Frau gearbeitet.
»Mehr kann ich euch nicht bieten«, sagte Glenda;
»Danke, ich glaube, das reicht.«
»Und wie wollt ihr vorgehen, John?«
Mein Lächeln wirkte mehr als gequält. »Das wird eine höllische Arbeit werden. Wir müssen jedem Namen nachgehen und versuchen, Hintergründe herauszufinden.«
»Alles was recht ist. Aber ist das denn euer Job?«
Ich musste lachen und sagte: »Stell diese Frage mal unserem Chef. Er wollte es so.«
Glenda lächelte breit. »Dann wünsche ich euch viel Vergnügen. Könnt ihr euch überhaupt daran erinnern, schon mal einen solchen Fall bearbeitet zu haben?«
Ich schüttelte den Kopf. Suko hob die Schultern. Einen weiteren Kommentar gab er nicht.
»Womit fangen wir an?«, fragte Suko.
»Sag du es.«
»Am besten mit dem Namen des Menschen, der sich zuletzt umgebracht hat.«
»Gut. Und wie heißt er?«
»Larry Snider…«
***
Die Conollys waren mit Sheilas Golf in die City gefahren und erlebten sie unter einem goldenen Sonnenglanz, was in London nicht immer der Fall war, denn oft regnete es auch im Sommer.
Beide kannten sich in der Metropole aus und mussten nicht lange nach dem Haus suchen. Es gab eine Tiefgarage, die über eine recht steile Zufahrt zu erreichen war!
Dort unten parkten nicht nur die Fahrzeuge der Mieter, sie war auch öffentlich zugänglich.
Eine freie Parktasche fanden sie auch, konnten aber nicht direkt bis in das Haus gelangen, da sie keine Codekarte besaßen. Also zurück in die Halle, wo zwei Frauen damit beschäftigt waren, den Steinboden zu säubern.
Eine Anmeldung war ebenfalls vorhanden. Zudem wurde der Bereich durch Kameras überwacht.
Der Mann an der Anmeldung War freundlich, lächelte breit und erkundigte sich nach den Wünschen der Besucher.
Sheila nannte den Namen Helen Snider. Das reichte noch nicht, um in einen der drei Lifte steigen zu können. Der Mann telefonierte mit Mrs. Snider, erhielt von ihr das Okay, dann erst durften die Conollys in den Lift, wobei sie zuvor erfahren hatten, dass sie bis in die sechste Etage fahren mussten.
Die Strecke legte die Kabine schnell zurück. In ihr breitete sich ein frischer Geruch nach Sommergarten aus. Wer diese hohen Preise zahlte, sollte sich auch wohl fühlen. Alles war sehr sauber. Man hätte vom Boden des Flurs essen können. Auch an den hellgrün gestrichenen Wänden war kein Fleck zu entdecken. In der sechsten Etage gab es vier Wohnungen. Jeweils zwei Türen lagen sich gegenüber. Zu suchen brauchten die Conollys nicht, denn Helen Snider stand bereits vor der Tür. Erst als die
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