1678 - Das Selbstmord-Haus
ich das Unglaubliche sah…
***
Bill Conolly brauchte keine Hilfe zu leisten. Seine Freunde kamen allein mit dem fremden Mann zurecht. Er interessierte sich für das Museum und wollte sich alles aus der Nähe anschauen.
Die beiden Steinfiguren hatte er schon bemerkt. Auch sie schimmerten bläulich, jetzt aber war für ihn die gesamte Umgebung interessant geworden, denn er spürte, dass sich jemand hier aufhielt, sich aber nicht so meldete, dass er zu fassen war. Bill schritt Unter einem der Bögen hindurch und betrat die Nische. Sie war zwar nicht völlig dunkel, aber der blauweiße Schein verlor sich in der Umgebung… »Willst du zu mir?«
Der Reporter hielt mitten in der Bewegung inne. Er starrte nach vorn und sah, dass sich vor oder in der Wand eine Gestalt abmalte. Sie war kein normaler Mensch, es konnte sich bei ihr um einen Geist handeln. So genau war das nicht zu erkennen. Aber Bill hatte die Stimme und die Frage gehört und er gab auch eine Antwort.
»Wer bist du?«
»Dein Freund.«
»Nein.«
»Doch, ich bin dein Freund, denn ich werde dafür sorgen, dass du ein neues Leben anfangen kannst. Du wirst deine Ängste, Nöte und Sorgen hinter dir lassen, du kannst dich auf etwas Wunderbares einstellen, auf eine Zeit nach deinem Tod.«
Ich will aber nicht sterben! Das hatte Bill sagen wollen, doch er war nicht dazu gekommen. Stattdessen ging er auf den anderen ein und wunderte sich selbst darüber.
»Und wie sieht diese Zeit aus?«
»Einfach wunderbar. Du schwebst über allem und du bist zusammen mit Gleichgesinnten.«
»Wo wird das sein?«
»Nicht mehr hier auf der Erde. In einer anderen Sphäre, wo viele deiner neuen Freunde warten. Willst du dir das entgehen lassen?«
Ja, das wollte Bill, aber er schaffte es nicht, die Antwort zu geben, weil die andere Kraft oder Macht stärker war. Immer tiefer wurde er in den Bann des anderen gezogen, und so gab er die Antwort, die der fremden Seite gefiel.
»Ja, ich will es versuchen.«
»Das ist gut«, hörte er das Flüstern. »Dann musst du deine Waffe ziehen. Du hast doch eine - oder?«
»Ja.«
»Nimm sie und schieß dir eine Kugel in den Kopf. Wenn du das getan hast, wird sich die andere Welt für dich öffnen, und du wirst das neue Wunder erleben.«
Bill lächelte. Er fand es gar nicht so schlecht. Er bewegte seinen rechten Arm und schob seine Hand dorthin, wo seine Waffe steckte.
Bill umfasste den Griff. Für einen Moment war er unsicher. Er wusste nicht mehr so recht, was er hatte tun wollen, bis er wieder die Stimme in seinem Kopf hörte.
»Nimm sie und schieß dir eine Kugel in den Mund! Das ist am sichersten.«
»Ja, das werde ich.«
Die Beretta hielt der Reporter bereits fest. Er musste sie nur in die richtige Position bringen. Es war kein Problem für ihn. Er führte sie vor seiner Brust in die Höhe, öffnete den Mund und spürte im nächsten Moment den kalten Stahl auf seiner Unterlippe. Er zuckte zusammen. Für einen winzigen Moment klärte sich sein Blick, als wäre ihm ein bestimmter Gedanke gekommen. Dann überschwemmte ihn wieder die andere Macht und so schob Bill den Lauf tiefer in seinen offenen Mund, während sich der rechte Zeigefinger dem Abzug näherte…
***
Ich hatte etwas gesehen, was ich nicht glauben wollte, das aber dennoch eine Tatsache war.
Bill stand da wie ein Denkmal.
Nur gefiel mir seine Haltung nicht. Er hatte seine Waffe gezogen und sich den Lauf in den Mund gesteckt. Seine Absicht war klar. Er wollte sich umbringen. Es war keine Zeit, nach den Gründen zu fragen. Ich musste handeln, und zwar so schnell wie möglich. Ich war zu weit weg, um Bill von seiner Tat abhalten zu können, und ich glaubte auch nicht daran, dass ein Schrei ihn aus dieser Lage reißen würde. Eine Chance gab es trotzdem.
»Suko!«, rief ich.
Der Inspektor stand fast neben mir. Meinen Ruf musste er als Alarmzeichen werten. Er sah meine ausgestreckte Hand, schaute jetzt zu unserem Freund hin - und begriff auf der Stelle.
Es gab nur eine Rettung.
Und die konnte nur von ihm kommen.
Sukos Hand zuckte zur Innentasche. Dort steckte der Stab des Buddha. Und den berührte Suko.
Zugleich rief er das magische Wort.
»Topar!«
***
Ab jetzt stand die Zeit für fünf Sekunden still. Kein Mensch, der sich in Rufweite befand, konnte sich noch bewegen. Abgesehen von Suko, und der musste die Spanne nutzen.
Fünf Sekunden können kurz sein, aber auch lang werden. In diesem Fall waren sie beinahe zu kurz, und Suko musste alles daransetzen, um
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