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1679 - Mandragoros Geisterfrau

1679 - Mandragoros Geisterfrau

Titel: 1679 - Mandragoros Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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länger warten und sprach sie an. »Kannst du reden, Tabea?«
    »Ja, das kann ich.«
    »Wer bist du?«
    »Seine Dienerin. Er hat mich an seine Seite geholt. Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass die Natur geschont wird. Ich bin ein Teil von ihr geworden. Ich habe die Nähe der Menschen verlassen und bin in den Wald gegangen. Hier fühle ich mich wohl. Hier habe ich ihn gefunden und er hat mich gefunden.«
    »Du sprichst von Mandragoro?«
    »Ja. Er hat mich akzeptiert. Ich bin an seiner Seite. Ich bin so etwas wie seine Beobachterin…«
    »Bist du ein Mensch oder…«
    »Ich bin beides. Ich bin ein Teil der Natur. Ich gehorche anderen Gesetzen. Ich lebe, ich existiere, aber das auf eine andere Weise als früher. Ich bin ganz nahe bei Mandragoro gewesen. Er hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Mein Menschsein habe ich nicht verloren, zähle mich aber trotzdem nicht mehr zu euch und habe gelernt, die Menschen zu hassen, die alles zerstören. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass wir uns wehren, dass die Fauna und Flora wieder eine Einheit bilden und sich gegenseitig akzeptieren. Und jeder, der das verhindern will, wird den Weg in den Tod gehen. Das habe ich schon bewiesen.«
    »Ja, es war nicht zu übersehen«, gab ich ihr recht.
    »Und trotzdem traut ihr euch, hierher zu uns in den Wald zu kommen?«
    »Wir haben nichts zu befürchten!«, erklärte Maxine.
    »Wirklich nicht?«
    Trotzig reckte die Tierärztin das Kinn vor. »Es gab auch mal eine andere Zeit, da hast du dich noch zu den Menschen gezählt. Wenn ich mich nicht irre, haben wir sogar Kontakt gehabt und fühlten uns auf eine gewisse Weise seelenverwandt. Stimmt das nicht?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Dann weißt du, dass wir mit den Männern, die in der Nähe einen Golfplatz bauen wollten, nichts zu tun haben.«
    Tabea ließ sich Zeit. Sie hob dann die Schultern. Ihr Gesicht blieb starr und zeigte nicht die geringste Regung. Dann sprach sie leise, und trotzdem war die Genugtuung in ihrer Stimme zu hören.
    »Zwei von ihnen sind tot. Und ich sage euch, dass die anderen so schnell wie möglich folgen werden.«
    »Das ist nicht mehr nötig, Tabea!«
    Die Geisterfrau stieß einen Fauchlaut aus. »Was hast du da gesagt? Nicht mehr nötig? Willst du mir vorschreiben, was nötig ist oder nicht?«
    »Nein, das will ich nicht. Aber ich bin gekommen, um dir einige Tatsachen mitzuteilen. Ich habe mit einem der Männer gesprochen, ich weiß jetzt, dass sie nicht mehr so denken wie zuvor, nach dem, was mit zweien von ihnen passiert ist.«
    »Und?«
    »Du kannst dich freuen, Tabea. Sie werden den Golfplatz nicht mehr anlegen!«
    Jetzt war es heraus, und nicht nur Maxine war gespannt, wie die Geisterfrau darauf reagieren würde.
    »Du lügst!«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil du dein Leben retten willst!«
    Fast hätte Maxine gelacht. Das hielt sie im letzten Augenblick zurück. »Warum sollte ich als Überbringerin dieser guten Botschaft mein Leben retten wollen?«
    »Weil das eine mit dem anderen nichts zu tun hat!«, erklärte die Geisterfrau. »Es ist wunderbar, wenn das Projekt gestoppt wird. Ich bin einverstanden. Ich bedanke mich auch bei euch. Aber es gibt immer zwei Seiten, und da macht auch ihr keine Ausnahme.«
    »Wieso?«
    - Ich hatte mich wieder eingemischt und sah den Blick der dunklen Augen auf mich gerichtet. Jetzt wartete ich gespannt auf die Antwort, die auch gleich darauf erfolgte.
    »Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich war. Die Kraft der Natur hat mich zu einer anderen gemacht. Ich lebe auf eine euch fremde Art und Weise, und das soll auch so bleiben. Damit es so bleibt und niemand auf den Gedanken kommt, mit mir Kontakt aufzunehmen, muss ich all diejenigen, die mich so kennen, aus dem Weg räumen. Ich kann und will keine Zeugen haben. Ihr habt euch umsonst bemüht. Ihr hättet wegbleiben sollen, aber das habt ihr nicht getan. Und dafür werdet ihr büßen.«
    »Du willst uns töten?«
    »Nein…«
    »Was dann?«
    »Die Welt, in der ihr euch aufhaltet, wird euch töten. So und nicht anders ist es.« Sie breitete die Arme aus. »Alles, was ihr hier seht, gehört mir. Das bin ich. Ja, der Wald, die Bäume, die Pflanzen und ich gehören zusammen. Da spielt es keine Rolle, durch wen ihr euer Leben verliert, durch mich oder die Natur.« Sie hatte so locker gesprochen, so emotionslos. Ohne Hass oder Wut, und das war gefährlich. Es würde schwer werden, etwas dagegen zu unternehmen. Mein Kreuz half mir nicht. Eine Kugel würde auch nichts ausrichten.

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