168 - Der magische Bumerang
dann drehte er ruckartig den Kopf, und seine gebrochenen Augen stierten den Herr der Finsternis an.
„Hör mir zu, Luguri", sagte Fernando mit Rebeccas Stimme. „Du willst meinen Tod, das ist mir bekannt. Doch selbst bist du zu feige dazu, es zu tun. Du bist ein mieser, kleiner Schwächling. Schade, daß dich nicht schon vor vielen Jahrtausenden Gralon vierteilte."
Luguris Gesicht verwandelte sich. Gralon, so wurde zu seiner Zeit der verdammte Hermes Trismegistos genannt, der ihn in das Dolmen-Grab gesperrt hatte. Die Erwähnung dieses Namens ließ Luguri durchdrehen.
Von seiner Faust löste sich ein magischer Blitz, der so grell war, daß Hermano Munante geblendet die Augen schloß. Mit einem Knall löste sich der untote Fernando Munante-Camaz auf. Die Wände und die Decke der Höhle leuchteten nun blutrot.
„Du hast meinen Schwiegersohn ausgelöscht, Luguri", stellte Hermano böse fest.
„Nicht einmal ich kann einem Untoten das Leben wiedergeben", brummte Luguri, der sich ein wenig beruhigt hatte.
„Du hast dich mit Hermano verbündet", sagte nun Ferula. „Er sollte mich, Rebecca, die mächtige Dämonin, töten. Doch dazu war er nicht fähig. Hermano, der alte Dummkopf, beauftragte seinen schwächlichen Schwiegersohn, mich gefangenzunehmen. Aber dies gelang ihm nicht, wie ich dir bewiesen habe, Luguri. Hör mir gut zu, der du dich als Herr der Finsternis bezeichnest."
Luguri überlegte einen Moment, doch dann hörte er weiter zu. „Ich habe gegen kein Gesetz der Familie verstoßen, Luguri. Doch du hast es getan, denn du willst meinen Tod. Das werde ich überall verkünden. Ich werde deine Feigheit rühmen, Luguri, unwürdiger Herr der Familie, der du vor einer Vampirin vor Angst zitterst."
Angeekelt beäugte Luguri die Untote.
„Kannst du mich durch diese Hülle verstehen, Rebecca?"
Die Untote schwieg.
„Dummes Geschwätz", sagte Luguri abfällig. „Niemand wird auf diese Vampirin hören. Ich werde jetzt deine Tochter erlösen, Hermano. Ich erinnere dich an deinen Schwur, mein Lieber. Du wirst Rebecca jagen und sie töten. Nimm diesmal aber die Angelegenheit selbst in die Hand."
„Ich habe meinen Schwur nicht vergessen, Luguri, doch ich will meine Tochter haben."
„Was willst du mit dieser Untoten? Soll sie als Hausgespenst durch deine Festung spuken, als Warnung für deine
unnütze
Sippe?"
„Es braucht dich nicht zu interessieren, was ich…"
Ferula lachte. „Diese dämliche Unterhaltung habe ich auf einer ,Kugel gespeichert. Ich werde davon hundert Kopien anfertigen und sie wie bei Ruud Jong an einige einflußreiche Sippen senden. Wie gefällt dir dies, Luguri?"
„Auf diesen Trick falle ich nicht herein, hohlköpfige Rebecca!" schrie Luguri.
„Das ist kein Trick, Erzhalunke", sagte Ferula vergnügt. „Mit deiner gütigen Erlaubnis, so hoffe ich, darf ich mich nun aus dieser Körperhülle entfernen."
„Warte", sagte Luguri rasch. „Ich will mit dir sprechen, Rebecca."
„Dazu habe ich aber keine Lust, Luguri. Vielleicht melde ich mich morgen bei dir."
„Hör mir zu, du kleine…"
Doch Rebecca hatte sich zurückgezogen. Nun sprach Ferula mit ihrer normalen Stimme.
„Tabula Samaragdina Hermetis!" brüllte die Untote.
Luguri sackte zusammen. Es gab wohl keine größere Verhöhnung als dies, was die Untote im Namen Rebeccas tat. Sie zitierte die überlieferten Worte seines Todfeindes, und dies in einem seiner Stützpunkte, der für alle Zeiten dadurch entwürdigt war.
„Wahrhaftig ohne Lügen gewiß", sprach Ferula weiter, „und auf das allerwahrhaftigste, dies, so Unten, ist gleich dem Obern, und dies, so Oben, ist gleich dem Untern, damit…"
Der Schädelthron bekam Risse, und der Boden bebte.
Luguri schrie seine Wut hinaus. Seine Stimme wurde so schrill und stark, daß die magischen Kugeln explodierten und die Irrwische zerplatzten.
„… bin ich genannt worden: Hermes Trismegistos!"
Die Untote wurde in tausend Stücke gerissen, die durch die Höhle wirbelten.
„Das wirst du büßen, Rebecca!" kreischte Luguri.
Mit einem Knall öffnete sich der Boden, und glühend heiße Lava strömte hervor. Der unkontrollierte Einsatz von Luguris Kräften hatte den erloschenen Vulkan aktiviert.
Dagegen konnte nun auch Luguri nichts mehr unternehmen.
Einige Gegenstände, die für ihn wichtig waren, wie die Blutorgel, schleuderte er durch das
Dämonentor
zu einem anderen Stützpunkt, dann ergriff auch er die Flucht.
Rebecca hockte in ihrem Versteck und starrte versonnen
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