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168 - Hauptrolle für einen Zombie

168 - Hauptrolle für einen Zombie

Titel: 168 - Hauptrolle für einen Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Daisy allein war. Irritiert ließ er sie los, und im selben Augenblick sah er Jack Peyser in der Diele stehen.
    Daisy spürte, daß Harry plötzlich nicht mehr auf Liebe eingestellt war, wußte aber nicht, warum.
    Als sie ihren Blick dorthin richtete, wohin Harry schaute, sah sie den Zombie auch. Doch die beiden Schauspieler erschraken nicht. Sie wirkten in einem Horrorfilm mit und dachten, einer der übermütigen Kollegen hätte die Absicht, sie in der Maske eines Untoten zu schocken.
    Streiche aller Art - nicht immer die geschmackvollsten - war man beim Film gewöhnt. Hin und wieder übertrieben es die verrückten Kollegen enorm.
    Harry schüttelte lachend den Kopf. »Mann, du bist auf der falschen Party. Diese hier ist nur für zwei Personen.«
    Jack Peyser trat durch die Tür und blieb stehen. Mit blicklosen Augen schaute er sich um.
    »Normalerweise wäre mein Herz bereits in die Hose gerutscht«, meinte Harry, »aber da ich selbst einen Zombie spiele, kommt dein makabrer Gag leider nicht an. Versuch es einen Stock tiefer, wenn du jemanden erschrecken möchtest. Dort hast du mit Sicherheit mehr Erfolg.«
    Es zuckte unkontrolliert in Peysers Gesicht.
    »Das machst du wirklich gut«, lobte Harry. »Richtig unheimlich, wie du den Zombie anlegst, Freund, aber leider zur falschen Zeit und am falschen Ort.«
    Daisy Brenton zog die Luft schnuppernd ein. »Riechst du das, Harry? Es stinkt auf einmal so penetrant hier.«
    »Wonach?« wollte Harry wissen. »Meine Nase ist nicht eben die beste.«
    »Nach Moder und Verwesung…« Harry grinste. »Ah, Geruchskino. Junge, woher hast du den tollen Spray? Der Bursche strebt offensichtlich nach Perfektion. Wer mag das wohl sein? He, Freund, laß deine Maske fallen!«
    Jack Peyser rührte sich nicht von der Stelle.
    »Man kann alles übertreiben!« sagte Harry Warden ärgerlich. »Du bist im Begriff, den Bogen zu überspannen. Also hau ab. Daisy und ich wollen allein sein.«
    Mit schiefliegendem Kopf glotzte der Untote die beiden an.
    »Er möchte wohl, daß ich ihn hinauswerfe«, brummte Harry. »Na schön, das kann er haben.«
    »Je länger ich ihn ansehe, desto unheimlicher wird er mir«, flüsterte Daisy nervös. »Er sieht so echt aus.« Harry lachte. »Hör mal, du glaubst doch nicht etwa, einen richtigen Zombie vor dir zu haben. So, Freundchen, jetzt reicht es«, sagte er dann scharf. »Das Maß ist voll. Entweder du gehst freiwillig, oder ich werfe dich die Treppe hinunter.«
    Warden hoffte, den maskierten Kollegen mit einem forschen, unerschrockenen Auftreten zur Vernunft bringen zu können. Wenn der Mann nicht mehr weiterspielte und sich entschuldigte, würden sie alle lachen, zusammen einen Drink nehmen und sich in Freundschaft trennen.
    Harry ging auf den Untoten zu. Er spielt bis zum letzten Augenblick! ging es ihm durch den Sinn. Ein hartnäckiger Hund. Ich bin gespannt, wer sich unter der Maske verbirgt.
    Er streckte die Hand nach Peysers Gesicht aus. Der Killer ließ sich berühren. Noch nie hatte Harry Warden eine so kalte, leblose Haut angefaßt.
    Er zuckte wie elektrisiert zusammen.
    Doch echt? schoß es ihm durch den Kopf.
    Im selben Moment schlug Jack Peyser zu. Seine Faust traf den Schauspieler schmerzhaft. Harry stöhnte und krümmte sich.
    Daisy Brenton schrie entsetzt auf. Das war kein Spaß mehr!
    Peyser wurde gefährlich aktiv. Ein zweiter Schlag ließ Harry Warden wanken.
    »Bist du wahnsinnig?« brüllte der Schauspieler. Wut und Schmerz machten ihn rasend. Er stürzte sich auf den Killer und hämmerte kraftvoll mit den Fäusten auf ihn ein. Und er traf den anderen gut.
    Der Killer nahm sich nicht einmal die Mühe, die Deckung hochzunehmen. Er ließ Harry Warden einfach zuschlagen und nahm so manchen Treffer voll, ohne zu wanken.
    Das war nicht normal.
    »Laß ihn, Harry!« krächzte Daisy Brenton, der die ganze Sache schon lange nicht mehr geheuer war. »Ich… ich rufe die Polizei!«
    Sie eilte zum kabellosen Telefon. Als sie es aufnahm und die Teleskopantenne herauszog, rammte Jack Peyser den Schauspieler zur Seite und stapfte auf sie zu.
    Verstört riß sie die Augen auf und hatte nicht den Mut, den Polizeinotruf zu wählen. Hart schlug ihr der Zombie den weißen Apparat aus der Hand.
    Sie schrie entsetzt und wich zurück, zitternd vor Angst. Ganz nahe hatte sie Peyser vor sich gehabt. Das war keine Maske. Dieser Kerl gehörte nicht dem Filmteam an, und was passierte, war alles andere denn ein harmloser Scherz.
    Harry Warden sprang den Untoten an.

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