1682 - Söldner ohne Auftrag
Piloten schimmerte es feucht vor Erregung. „Siehst du es anders?" Earin-Dil antwortete mit einer Geste herrischer Verneinung. Phana-Corg blickte auf die Bild schirme.
Das Guinnekh-System lag friedlich und verlassen; gerade legten die letzten flüchtigen Beiboote am Asteroiden oder am Rumpf von Phana-Corgs Flaggschiff an. Keine Spur vom Gegner.
Aber er war da, mit all seiner Macht. Ein furchtbarer Feind. Phana-Corg verstand etwas vom Kämpfen; seit er erwachsen war, hatte er an einigen Dutzend Kommandounternehmungen teilgenommen, einige hundert kleinerer Überfälle angeführt und in drei großen Raumschlachten Nacken und Schuppen riskiert. Wie viele Gegner er getötet hatte, wusste er nicht. Aber es war ganz bestimmt keiner von jener Sorte darunter gewesen, mit der er es in diesen Stunden zu tun gehabt hatte. Dieser Gegner war völlig versessen auf den Kampf, so sah es aus. Er suchte die Herausforderung, den Nervenkitzel, das Gefühl des Triumphes nach dem Kampf mit einem wirklich guten Gegner. Phana-Corg hatte das Gefecht, das sich in den Augen seiner Artgenossen schlicht als erbarmungsloses Gemetzel darstellte, sehr genau verfolgt und intellektuell untersucht.
Sein Urteil war eindeutig: Ein Cryper hatte in diesem Kampf keine Chance, jedenfalls dann nicht, wenn der Gegner von der Fülle seiner Möglichkeiten Gebrauch machte. Chancen hatte ein Cryper nur dann, wenn der Gegner sie ihm freiwillig einräumte... Jedenfalls glaubte Phana-Corg das.
Es hatte ein paar Szenen gegeben, in denen Kameraden mit dem Todesmut der Verzweiflung ihr Heil in abenteuerlichen, ja verwegenen Manövern gesucht hatten - vergeblich, wie sich am Ende gezeigt hatte. Aber für Phana-Corg hatte es so ausgesehen, als habe der unheimliche Feind gerade diese Kämpfe genossen...
„Ich gebe dir recht", sagte Earin-Dil halblaut. „Die werden unser Schiff nicht durchlassen." Phana-Corg setzte eine Miene grimmiger Erheiterung auf. „Einen Vorteil haben wir", knurrte er. Alle Blicke in der Zentrale waren auf ihn gerichtet. In den Mienen konnte Phana-Corg die Empfindungen lesen, die er erwartet hatte: selbstverständlich Angst, aber auch den trotzigen Willen, sich nicht einfach geschlagen zu geben, dazu die Hoffnung, dass dem legendären Befehlshaber Phana-Corg vielleicht etwas einfiel, die bedrohliche Lage grundsätzlich zu wandeln. „Und das wäre?" warf Earin-Dil ein. Phana-Corg gluckste heiter. „Wir wissen, dass der Gegner uns will. Uns alle. Wir würden die anderen ja in Ruhe lassen, aber die nicht uns." Er blickte langsam in die Runde. „Daher wissen wir eines mit Sicherheit: Sie werden kommen. Wir wissen jetzt außerdem sehr genau, wo sie auftauchen werden - nämlich da, wo wir sind." Den Grund dafür sprach Pilana-Corg nicht laut aus. Es gab außer seinem Flaggschiff keine andere Einheit der Crypers mehr im Guinnekh-System. Alle noch lebenden Crypers waren an Bord seines Schiffes oder hielten sich in den Räumen der Coma-Station auf. „Wir", fuhr Phana-Corg fort, „sind Köder und Falle zugleich. Der Gegner wird kommen, er wird uns angreifen, das steht mit Sicherheit fest - also sorgen wir dafür, dass wir ihn würdig empfangen." Leiser Beifall klang auf, die Kämpfer wollten sich damit vor allem selbst Mut machen. Phana-Corg wandte den Kopf. „Wir geben das Schiff auf", sagte er dann ruhig. Sofort kam Bewegung in die Schar seiner Leute. „Wer es zerstören will, wird das tun, ob jemand an Bord ist oder nicht" sagte Phana-Corg kaltblütig. „Wir sind sicherer und können besser planen, wenn wir uns im Asteroiden verstecken, zwischen den Hamamesch und den Hanse-Robotern..."
Earin-Dil verzog anerkennend die Lippen. „Der Feind muss, wenn er uns kriegen will, ebenfalls den Asteroiden anfliegen", fuhr Phana-Corg fort. „Und er wird die schützende Hülle seines Schiffes verlassen müssen, wenn er an uns heran will. Und das, meine Freunde, ist unsere Chance..." Einen Augenblick lang glaubte Phana-Corg selbst an diese Worte, so überzeugend klangen sie. Aber wenn er seine Lage nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Verstand überprüfte, dann wusste er, dass die Chancen der Crypers äußerst gering waren.
Aber es gab sie. Es gab eine Chance, eine echte Chance sogar auf einen Sieg. Dann nämlich, wenn der Gegner sein Konzept beibehielt. Wenn er den Crypers eine Siegeschance freiwillig einräumte. Dann, wenn die Angreifer im letzten Notfall immer noch zu ihren Prinzipien standen und fair blieben, bis zuletzt... „Wir räumen das
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