1683 - Aus der Hölle entlassen
Möglichkeit.«
Glenda runzelte die Stirn. »Das hört sich nicht besonders gut an.«
»Hast du eine bessere Idee?«
»Nein, im Moment nicht. Aber das Kreuz freiwillig abzugeben ist schon eine Sache.«
»Ich will Klarheit haben, das ist alles. Und da muss man ungewöhnliche Wege gehen.«
»Die ziemlich gefährlich sein können.«
»Das bin ich gewohnt.«
Glenda suchte nach weiteren Gegenargumenten. Als sie keine fand, fragte sie: »Und wo soll das alles ablaufen? Hast du dir da schon einen Ort ausgesucht?«
»Klar.«
»Und wo?«
Glenda hatte die Frage leicht aggressiv gestellt, und so ähnlich schaute sie mich auch an.
»Das kann ich dir sagen. Ich bin schon an dem Ort. Hier in deiner Wohnung. Ich glaube, dass dieser Moreno darauf wartet, dass ich einen Fehler mache. Könnte ich denn einen größeren machen, als meinen Schutz aufzugeben?«
»Nein.«
»Genau das habe ich auch gedacht.«
Glenda legte eine Hand auf den Sesselrücken in der Nähe. »Und du glaubst, dass dieser Moreno darauf reinfällt? Dass er kommt und sich uns gegenüber offenbart? Dass er nicht daran denkt, dass diese Aktion eine Falle sein könnte?«
»Was immer er denken mag, Glenda. Ich muss ihn aus der Reserve locken. Einen anderen Weg sehe ich nicht.«
Glenda dachte nach. Sie kaute dabei auf ihrer Unterlippe. Begeistert war sie nicht, doch sie kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht bluffte. Wenn ich mir einmal etwas vorgenommen hatte, dann zog ich es auch durch.
»Es ist dein Fall, John. Du hast ja hoffentlich nichts dagegen, dass ich in deiner Nähe bleibe – oder?«
»Nein, überhaupt nicht. Das ist kein Problem, obwohl ich dir raten würde, mehr im Hintergrund zu bleiben. Ich weiß nicht, wie er auf deinen Anblick reagiert, glaube aber, dass er dich ebenfalls kennt, denn er hat sich über mich und meine Umgebung gut informiert.«
»Und du bist sicher, dass er kommt?«
»Ja, er wird uns unter Beobachtung halten.«
Glenda konterte mit einem Gegenargument. »Sollte das den Tatsachen entsprechen, wird er bestimmt auch darüber informiert sein, was wir hier gesprochen haben.«
»Kann, muss aber nicht sein.«
»Warum nicht?«
»Weil ich seine unmittelbare Nähe gespürt hätte. Eben durch mein Kreuz. Es hat mir keinen Hinweis gegeben. Hätte sich Andreas Moreno in diesem Umfeld aufgehalten, hätte ich eine Warnung bekommen. So setze ich darauf, dass er sich zurückgezogen hat.«
»Okay, du musst es wissen.«
Argumente waren genug ausgetauscht worden. Jetzt ging es um die Taten, und ich zögerte keine Sekunde mehr und legte das Kreuz auf den Tisch, um den zwei Sessel und eine kleine Couch standen.
Glenda hatte beim Eintreten das Licht eingeschaltet. Allerdings nicht die Deckenleuchte. Eine Stehlampe streute ihre Helligkeit in den Raum. Sie erreichte auch den Tisch, auf dem mein Kreuz lag, und gab ihm einen matten Glanz.
Glenda kam auf mich zu. Mit leiser Stimme fragte sie: »Und was machen wir jetzt?«
»Warten.«
»Schön, und wo?«
»Ich bleibe hier im Zimmer und möchte dich bitten, dass du dich zurückziehst.«
Das passte ihr nicht. Es war zu sehen, dass sie darüber nachdachte, aber eine bessere Lösung fand sie nicht. »Gut, John, dann halte ich mich im Flur auf.«
»Das ist gut.«
Glenda warf mir einen letzten Blick zu, in dem so etwas wie ein Abschiedsgruß lag. Wenig später hatte sie das Wohnzimmer verlassen.
Ich blieb allein zurück. Das Fenster ließ ich offen. Es sollte alles so normal aussehen wie sonst.
Allmählich senkte sich die Stille über den Raum. Nur wurde es nicht wirklich still, denn von der Straße her drangen noch genügend Laute an meine Ohren. Viele Menschen waren bei diesem Wetter noch auf den Beinen. Einige davon hielten sich unten auf den Gehsteigen auf. Beim Kommen hatte ich gesehen, dass Stühle und kleine Tische nach draußen gestellt wurden. An den Häusern wirkten die offenen Fenster wie Mäuler, die alles schlucken wollten, was ihnen zu nahe kam.
Warten und sich mit dem Gedanken beschäftigen, ob ich den richtigen Weg gegangen war. Ich kannte keinen besseren und musste nur warten, ob sich die Gestalt irgendwann zeigte. Ich sehnte es schon fast herbei, diesem Moreno gegenüberzustehen.
Glenda hielt sich zurück. Es war auch nichts mehr von ihr zu hören. Da hielt sie sich schon an die Spielregeln. Ich dachte daran, dass mich ab jetzt niemand mehr warnen würde. Wenn der Verfolger erschien, dann konnte das blitzschnell geschehen.
Die Minuten tropften dahin. Da
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