1685 - Angriff der Racheengel
auf den Platz und stoppte neben ihrem Mercedes.
»Pünktlich«, sagte Goran.
»Mal sehen, wie es läuft.«
»Was meinst du damit?«
»Es fehlen zwei Handgranaten und eine Pistole.«
»Ich weiß.« Bilic hob die Schultern. »Das müssen sie akzeptieren.«
Durec schwieg. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er nicht so dachte. Er sagte nichts, zudem betraten die beiden Käufer die Halle. Sie bewegten sich geschmeidig und fast lautlos. Es waren Männer, die praktisch im Geheimen lebten. Ihre Namen hatten sie nicht bekannt gegeben, was Bilic auch nicht sonderlich interessierte, denn wichtig war einzig und allein, dass sie zahlten.
Vom Aussehen her glichen sie sich ebenfalls. Beide trugen dicke dunkle Bärte. Ihr Haar wuchs lang, war gegelt und nach hinten gekämmt worden. In den Gesichtern fielen auch die großen Augen auf, deren Blicke auf Bilic und Durec gerichtet waren.
»Pünktlich wie immer.«
»Du hast die Ware?«
Bilic deutete auf die Kiste.
Die beiden Orientalen schauten sich kurz an. Dann ging der Kleinere der beiden vor und blieb neben der Kiste stehen. Er bückte sich und hob den Deckel an.
Der erste Blick.
Es erfolgte noch kein Kommentar. Sekunden später allerdings sagte er etwas auf Arabisch, und sein Kumpan reagierte sofort. Er trat ebenfalls an die Kiste heran und schaute in sie hinein.
Beide flüsterten, und es hörte sich an, als würden sie Flüche zischen. Der Größere drehte sich um. Er schaute Bilic und Durec an, die dicht zusammenstanden.
»Was soll das?«
»Wie? Was meinst du?«
»Es fehlen Waffen!«
»Ja, ich weiß«, sagte Bilic. »Zwei Handgranaten und eine Pistole. Aber das ist nicht unsere Schuld. Es gab gewisse Umstände, die leider dafür gesorgt haben.«
»Welche?«
Bilic winkte ab.
Der Bärtige blieb hart am Ball. »Hat man euch entdeckt? Seid ihr zu unvorsichtig gewesen?«
»Nein, das waren wir nicht.«
»Und trotzdem fehlen drei Waffen. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Wir verlangen eine Erklärung, und sie muss schon verdammt gut sein, damit wir sie auch akzeptieren.«
»Wir haben alles geregelt. Das müsst ihr glauben.«
Der Käufer blieb hart. »Wie ist es passiert?«
»Das wissen wir nicht genau, verdammt. Da hat jemand die Kiste entdeckt, sie aber nicht mitgenommen und sich selbst versorgt.«
Der Araber nickte. »Weiß die Polizei davon?«
»Nein.« Goran lachte. »Woher sollte sie denn davon wissen? Da müsst ihr keine Angst haben. Die Bullen wissen nichts, gar nichts. Wir haben die Kiste doch holen können. Es war auch alles okay, bis auf die Tatsache, dass etwas fehlte. Ihr müsst auch nicht den vollen Preis zahlen. Beim nächsten Deal wird wieder alles glatt über die Bühne gehen.«
Die Käufer gaben ihm keine Antwort. Sie drehten sich so, dass sie sich anschauen konnten. Dabei sprachen sie flüsternd miteinander. Bilic und Durec hätten wer weiß dafür gegeben, wenn sie etwas verstanden hätten.
Schließlich nickten beide und drehten sich den Männern zu.
»Habt ihr euch entschieden?«
Wieder gab der Größere die Antwort. »Ja, das haben wir.«
»Und?«
»Wir werden zahlen.«
Goran Bilic grinste. »Das ist gut. Beim nächsten Mal läuft alles anders, Freunde.«
»Nein, nicht mehr.«
Bilic hatte sich zu sehr einseifen lassen, was auch bei Durec der Fall war. Bevor sie richtig begriffen, was diese Antwort bedeutete, hatten die Kunden ihren Schusswaffen gezogen, und plötzlich schauten die Verkäufer in zwei Waffenmündungen.
»He, was soll das denn?«
»Es wird kein nächstes Mal geben, Goran.«
»Und warum nicht?«
»Weil ihr für uns ein Risiko geworden seid. Man lässt sich keine Waffen abnehmen, sodass sie in falsche Hände geraten. Das ist naiv. Das ist dilettantisch. Und mit Anfängern arbeiten wir nicht zusammen. In diesem Fall werden wir die Waffen mitnehmen, aber euer Lohn sind Kugeln.«
Bilic sagte nichts mehr. Auch Durec schwieg. Beide wussten, dass die Lage tödlich ernst geworden war. Typen wie diese beiden Araber spaßten nicht. Zudem hatten sie hier das perfekte Umfeld für einen Mord. Niemand hatte sie gesehen, und niemand würde sie sehen, wenn sie nach der Tat flohen.
Bilic versuchte es trotzdem. »Hört zu, ich kann alles erklären, wirklich. Es ist wirklich nicht unsere Schuld. Man muss von einer Verkettung unglücklicher Umstände sprechen. Das kann mal passieren, aber niemand wird eine Spur zu uns und damit auch zu euch finden. Das kann ich euch schwören.«
»Wir verzichten darauf.«
»Ihr wollt uns also
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