1685 - Angriff der Racheengel
anderes ist schlimmer.«
»Und was?«
»Ich habe eine Begegnung mit zwei Männern gehabt. Es sind die beiden Männer, die ihr niedergeschlagen habt. Ihr hättet sie töten müssen.«
Bilic schluckte, dann erst konnte er sprechen. »Ja, das kann sein. Aber es waren Polizisten. Und da ist man vorsichtig. Sie haben uns ja nicht richtig gesehen. Sie können nichts sagen, und wir werden aufpassen …«
»Es sind zwei besondere Männer.«
Goran Bilic sagte nichts. Er hob die Schultern an und flüsterte: »Was meinst du damit?«
»Sie können selbst mir gefährlich werden. Ich habe eine Begegnung mit ihnen gehabt und dies genau gespürt. Deshalb rate ich euch, etwas mehr in Deckung zu bleiben. Wenn sie euch einmal haben, kann es sein, dass ihr die großen Verlierer seid.«
Bilic sagte nichts. Er staunte nur und starrte seinen Helfer an, dessen Gesicht so perfekt war und das Haar so wunderbar hell. Niemand hätte es für möglich gehalten, wer sich tatsächlich hinter diesem Engelangesicht verbarg.
»Aber jetzt hat es zwei Tote gegeben«, sagte er schließlich. »Da haben wir ein Problem.«
»Nein, das habt ihr nicht.«
»Doch, wir …«
»Ich werde mich um die beiden Leichen kümmern. Ich nehme sie mit und werde sie irgendwo verschwinden lassen. Niemand wird sie vermissen, nur ihre sogenannten Freunde, die bereit sind, den Terror zu bringen. Da kann man nur froh sein, dass es zwei Männer weniger sind.«
»Bitte, wie du willst.« Goran Bilic deutete eine Verbeugung an. »Du weißt, wie ich zur dir stehe, und ich weiß, wie du zu mir stehst. Es ist schon Jahre her, aber ich kann es noch immer nicht begreifen, dass ich in dir einen Schutzengel gefunden habe …«, er hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll …«
»Das ist auch nicht nötig. Wenn die Zeit reif ist, präsentiere ich dir meine Rechnung.«
Das hörte sich nicht eben positiv an, aber Bilic traute sich nicht, nachzufragen. Zu mächtig war die andere Seite, die man nicht als menschlich bezeichnen konnte. Er hatte den Eindruck, dass sich in dieser Gestalt Himmel und Hölle trafen und sogar eine Verbindung eingegangen waren.
»Du musst nicht fragen, Goran, wann du mich wiedersiehst. Sei gewiss, dass ich dich nicht aus den Augen lasse. Aber rechne auch damit, dass ihr ab jetzt zwei Gegner habt, die nicht so leicht zu besiegen sind. Vergiss es nie …«
Bilic nickte. Der Engel sagte nichts mehr. Er musste nur noch das tun, was er versprochen hatte. Deshalb stellte er sich zwischen die beiden Toten, bückte sich, dann streckte er ihnen die Hände entgegen und hob sie an, als wären sie zwei Leichtgewichte. Er klemmte sie sich unter beide Arme und verließ die Halle. Erst als er im Freien stand, breitete er seine Flügel aus und stieg mit ihnen in die Luft, wo er bald verschwunden war.
Zurück blieben zwei Männer, die sich anstarrten und nicht richtig begriffen, dass sie noch lebten …
***
Nach einer Weile schlug Durec die Hände vor sein Gesicht und schüttelte den Kopf. Das sah Bilic nicht. Er stand am Ausgang, drehte Durec den Rücken zu und starrte ins Leere.
Wieder einmal war er gerettet worden. Der Engel hatte sein Versprechen gehalten. Er ließ ihn nicht im Stich. Begreifen konnte er es nicht, er musste es nur akzeptieren, aber in diesem Fall war es schon anders gewesen als sonst.
Es ging ihm nicht darum, dass die beiden Araber ihr Leben verloren hatten, nein, da waren andere Dinge wichtiger. Der Helfer hatte sie gewarnt, denn sie hatten sich mit den falschen Leuten angelegt. Sie hätten die beiden Polizisten killen sollen.
Aber was wussten sie überhaupt? Was hatten sie gesehen? Eigentlich gar nichts. Es gab zwei Männer, das war alles. Sie kannten die Gesichter nicht, und deshalb hatte Goran sie auch nicht töten wollen. Jetzt lagen die Dinge etwas anders. Er schien die beiden unterschätzt zu haben, wenn das sogar der Engel zugab.
Und deshalb geriet er ins Grübeln. Er dachte darüber nach, die Stadt zu verlassen, dann aber wäre es vorerst mit den Geschäften vorbei. Außerdem besaß er noch Waffen, die er an einer anderen Stelle loswerden musste, da die Araber nicht mehr als Käufer infrage kamen.
Es waren keine Einzelgänger gewesen. Sie gehörten zu einer Bande, die im Untergrund agierte. Was würden die Leute sagen und wie würden sie reagieren, wenn die beiden nicht mehr zurückkehrten? Wie viel war ihnen erzählt worden?
Es waren Fragen, auf die Bilic keine Antwort fand, die allerdings für seine
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