1687 - Leibwächter der Halbvampire
nicht mehr am Band. Zumindest auf den ersten Blick sah ich sie nicht. Sie musste ihr Gepäck bereits genommen haben, und das war auch der Fall.
Als ich in die Halle schaute, hatte sie sich bereits ziemlich weit von mir entfernt. Sie geriet in den Bereich des Zolls, und es war möglich, dass man sie dort aufhielt.
Es wäre mir sehr entgegengekommen. Ich würde nicht kontrolliert werden. Das war schon ein großer Vorteil, wenn man durch seinen Ausweis gewisse Privilegien hatte, und ich würde die Frau auf der anderen Seite erwarten können.
Viel Gepäck besaß sie nicht. Sie hatte nur einen Trolley hinter sich hergezogen, aber man hatte sie kontrolliert, wie ich von einem Zollbeamten erfuhr.
Das war mein Glück. Gefunden hatte man bei ihr nichts, und so erwartete ich sie dort, wo die Menschen standen, die ihre Angehörigen oder Freunde abholen wollten.
Die Frau kam. Zum ersten Mal sah ich sie von vorn. Noch immer hatte ich nur einen bloßen Verdacht. Ich wollte in die Nähe der dunkelhaarigen Person gelangen, die mich im ersten Augenblick an die kugelfeste Chandra erinnerte.
Auch sie war ein slawischer Typ, mit leicht hoch stehenden Wangenknochen und dunklen Augen, wobei ihr Teint recht dunkel war. Bekleidet war sie mit einem dunkelblauen Kostüm. Auf den recht hohen Absätzen der Schuhe bewegte sie sich sehr sicher.
Ich hatte mir vorgenommen, auf sie zuzugehen, um in ihre Nähe zu gelangen, als mir ihre Reaktion auffiel, die unnormal war. Sie zuckte zusammen, hob den Kopf an, dann ihren freien Arm und winkte dabei einer bestimmten Person zu, die rechts von mir auf sie wartete.
Ich drehte den Kopf.
Im ersten Moment fand ich nicht heraus, um wen es sich handelte. Der zweite Blick brachte mir mehr, denn da sah ich den Arm eines Mannes, der zurückwinkte.
Sein Anblick überraschte mich schon. Er trug einen grauen Burberry mit breiten Revers. Dazu einen ebenfalls grauen Hut auf dem Kopf, dessen Krempe nach vorn gezogen war. Insgesamt machte er einen recht düsteren Eindruck, und ich hatte das Gefühl, dass die beiden zueinander passten.
Die Frau hatte es nicht so besonders eilig, den Mann zu erreichen, der gekommen war, um sie abzuholen. So hatte ich Zeit, mich ihm zu nähern, ohne dass ich dabei auffiel.
Ich schlug einen Bogen und gelangte in die Nähe des Mannes, der mich bisher nicht beachtet hatte.
Die Frau hatte ihn noch nicht ganz erreicht, als sie ihn schon ansprach. »Hi, Yancey. Schön, dass du gekommen bist.«
»Das war doch abgemacht.«
»Ich weiß, aber man kann sich heutzutage nicht immer auf jeden verlassen.«
»Auf mich schon.«
Die beiden begrüßten sich per Handschlag, dann übernahm dieser Yancey das Gepäck. Sie drehten sich um und gingen einem der Ausgänge entgegen.
Ich fragte mich inzwischen, ob ich nicht einem Hirngespinst nachlief, aber die Warnung des Kreuzes hatte ich nicht geträumt, die hatte es tatsächlich gegeben. Nur stand für mich nicht mit Sicherheit fest, ob die Frau der Grund dafür gewesen war.
Beide benahmen sich völlig unverdächtig und auch ganz natürlich. Wie ein Paar gingen sie nebeneinander her, schauten sich auch nicht um, und so kam ich näher an sie heran.
Ich hatte mir vorgenommen, sie zu überholen und dabei dicht an ihnen vorbeizugehen. Wenn diese Frau zur anderen Seite gehörte, musste sich mein Talisman wieder bemerkbar machen. Sollte dies nicht der Fall sein, hatte ich mich eben geirrt.
Ich ging schnell, aber nicht so eilig, dass es aufgefallen wäre. Ich kam näher an das Paar heran, überholte es noch nicht, sondern blieb etwas länger mit den beiden auf gleicher Höhe und passte mich ihrem Schrittrhythmus an. Dabei blieb ich für einen Moment an der Seite der Frau, die mich nicht wahrnahm, weil sie sich mit ihrem Begleiter unterhielt.
Da geschah es.
Das Kreuz schickte mir die Warnung!
Wieder verspürte ich den Wärmestoß auf der Brust, und jetzt stand für mich fest, dass ich mich nicht geirrt hatte.
Diese Frau sah aus wie ein normaler Mensch, aber sie war keiner. Und ich hatte mal wieder ein neues Problem am Hals …
***
Was sollte ich tun? Was konnte ich tun?
Um nicht aufzufallen, drehte ich nach rechts ab und brachte genügend Distanz zwischen sie und mir. Ob ich ihnen aufgefallen war, wusste ich nicht. Nur stand für mich fest, dass ich sie von nun an nicht mehr aus den Augen lassen würde, und ich war gespannt, wohin ihr Weg sie wohl führte.
Es gab überall Hinweisschilder. Das Paar steuerte auf eine Autoverleihfirma zu, deren
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