1687 - Leibwächter der Halbvampire
die Waffe.
Da hörte er ihre Stimme. »Bitte, einen Moment noch …«
»Was ist …«
»Hier!«
Irina bewegte ihre freie linke Hand. Damit lenkte sie Parker ab, denn er sah nicht, dass die andere Hand ebenfalls frei lag, und die hielt den Griff eines Messers umklammert.
Die Halbvampirin führte die Waffe von unten nach oben und das sehr schnell und präzise.
Plötzlich stand Parker unbeweglich. Er hatte das Gefühl, dass Feuer seinen Unterleib durchwühlte, was zudem mit wahnsinnigen Schmerzen verbunden war.
Er brach vor der Halbvampirin zusammen und hörte ihre Stimme wie durch einen Wattefilter gedämpft.
»Ich wollte dein Blut, und ich werde es bekommen …«
***
Das war der Satz, den auch wir hörten, als wir ins Haus eindrangen.
Parker hatte die Halbvampirin erwischt, aber nicht mehr daran gedacht, wer sie in Wirklichkeit war. Sie war nicht kugelfest wie diese Chandra, die Kugeln drangen schon in ihren Körper, aber in ihr befand sich der Keim einer Wiedergängerin, und so war sie mit einem normalen Bleigeschoss nicht zu töten.
Wir sahen sie im Sessel sitzen. Wir sahen auch das Messer in ihrer Hand, und wir sahen, dass Parker auf dem Boden vor ihr kniete und jetzt langsam nach rechts zur Seite fiel.
Über ihnen an der Decke befanden sich zwei Lichter, die nach unten strahlten, und so war auch das Blut zu erkennen, das aus der Bauchwunde des Mannes strömte.
Irina wollte sich sättigen. Aber sie kam nicht mehr dazu, denn sie hatte uns gehört und drehte den Kopf.
Ein Schrei empfing uns. Dann schwang sich die Halbvampirin mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sessel, das Gesicht zu einer wilden Fratze verzerrt.
»Blut!«, schrie sie uns entgegen und fuchtelte mit dem Messer. »Noch mehr Blut! Heute ist mein Glückstag.«
»Das glaube ich nicht«, sagte ich und ging nicht weiter auf sie zu. Suko wusste, dass ich allein mit dieser Person fertig werden würde. So kümmerte er sich um den schwer verletzten Yancey Parker.
Ich stoppte nahe des Sessels. Sie hatte sich dahinter zurückgezogen und fixierte mich mit Blicken, die nichts Menschliches mehr an sich hatten.
Ich nahm mir Zeit für etwas Bestimmtes. Mein Kreuz hatte sich bereits erwärmt, und mit der freien Hand zog ich die Kette über den Kopf, um meinen Talisman freizulegen.
Sie sah ihn.
Sie wich zurück.
Sie stieß einen wilden Fluch aus, den ich nicht verstand. Aber ich wusste, dass sie sich in die Enge getrieben fühlte.
»Das wird nichts mehr, Irina. Dein Weg ist hier zu Ende. Diese Welt ist für Halbvampire nicht geschaffen.«
Sie hatte mich gehört, aber sie reagierte nicht. Sie starrte nur mein Kreuz an.
Ob Vampir oder Halbvampir. Irgendwie besaßen sie Gemeinsamkeiten. Beide wollten Blut, nur die Art, wie sie an diese Nahrung herankamen, unterschied sie voneinander.
»Es ist vorbei, Irina. Es ist vorbei, ehe es richtig begonnen hat. Das musst du wissen.«
Sie wollte nicht, sie schüttelte den Kopf, und sie wich zurück, als ich auf sie zuging. Noch immer suchte sie nach einem Ausweg. Das Messer hielt sie in der Hand. Von der Klinge tropfte noch das Blut ihres letzten Opfers. Es war schaurig, das mit ansehen zu müssen, und dann sah ich, dass sie so etwas wie einen Fluchtversuch unternehmen wollte, denn sie näherte sich der Tür.
Ich ließ sie gehen.
Sie knurrte wie ein Tier. Sie drohte mit dem Messer, dann ging sie noch zwei Schritte weiter, als ich auf sie zulief und die Distanz verkürzte.
Panik stieg in ihr hoch. Es war der Moment, in dem sie nicht mehr an das Kreuz in meiner Hand dachte. Sie riss den Arm zurück, lief plötzlich auf mich zu – und schleuderte mir das Messer mit der blutigen Klinge entgegen.
Ein Schuss peitschte auf.
Nicht ich hatte geschossen, sondern jemand, der sich hinter mir aufhielt.
Es war Suko, und seine geweihte Silberkugel traf den Kopf der Halbvampirin und zerschmetterte das Gesicht. Das Messer hatte sie noch werfen können, aber in dem Augenblick, als sie von der Kugel getroffen wurde, und so hatte sie die Hand leicht verrissen.
Wo das Messer gelandet war, sah ich nicht. Es lag irgendwo hinter mir und hatte keinen Schaden angerichtet.
Und Irina?
Ihr Gesicht war durch die Kugel zerstört worden. Sie hatte noch die Hände vor ihr Gesicht gerissen, als würde sie sich wegen dieses Anblicks schämen.
Dann aber sanken die Arme nach unten und zugleich sackte die Halbvampirin zusammen. Sie schlug auf und regte sich nicht mehr.
Ich trat zu ihr. Irina lebte nicht mehr. Sukos Kugel
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