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1688 - Joker Nummer Sieben

Titel: 1688 - Joker Nummer Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gibt. Haben sie davon Gebrauch gemacht?"
    „Sehr viel. Wir konnten ihnen nicht soviel Wissen zur Verfügung stellen, wie sie verlangten."
    Erstmals sah das Spindelwesen mit einem Hauch von Interesse auf. „Offenbar bin ich nicht so wie die anderen. Aber ihr könnt mich mit ihnen zusammenbringen."
    „Nein", gab Saedelaere zurück. „Dann interessiert mich euer Wissen nicht."
    So läuft das also, überlegte Bull. Er versucht uns zu drohen. Ganz so interesselos ist es offenbar doch nicht. „Ich bin sicher", sagte der ehemalige Maskenträger, „daß es in dir irgendeine Form von Antrieb gibt. Deine Existenz wäre sonst ohne Sinn."
    „Das ist wahr."
    „Wirst du ans Terminal gehen?"
    „Vielleicht. Gleich."
    Alaska Saedelaere zog Bull am Ärmel in Richtung Ausgang, und der rothaarige, untersetzte Mann ließ sich widerstandslos führen. Als er aber mit dem letzten Blick zurück sah, wie temperamentlos Fünf zum Terminal schlurfte, erwachte Zorn in ihm. Hinter den beiden Aktivatorträgern schloß sich die Tür. „Weißt du, was es für mich so schlimm macht, Alaska? Diese Lethargie. Das erinnert mich an Tiere, die in einem Zoo gehalten werden. Sie verschlafen einfach ihr Leben. Eines Tages ist es vorbei, und - puff! - nichts gewesen. Welcher Faktor ist an solchem Desinteresse schuld?"
    „Ich habe keine Ahnung, Bully."
    „Haben wir nicht festgestellt, daß die Spindelwesen ihre genetische Struktur aus dem gesamten Umfeld zusammenziehen? Das hier auf TbW 10 ist eine Besatzung von Wissenschaftlern!
    Wenn es so etwas wie ein Neugier-Gen gibt, dann ist es also im Überfluß vorhanden."
    „Neugierde hat ihre Ursache ja nicht in der Genetik, Reginald. Neugierde oder Desinteresse gehen auf vielfältige Einflüsse zurück. Vielleicht ist es die Umgebung. Fünf mag nicht >behütet< sein, wie wir es nennen. Oder ihm fehlen bestimmte Schlüsselreize, um seine Neugier zu entfalten."
    „Schlüsselreize? Was zum Teufel will er denn noch, wenn er ein Terminal prallvoll mit Daten haben kann?"
    „Er hat es ja gesagt", antwortete Alaska Saedelaere prompt. „Er will einen zweiten seiner Art.
    Er hat es nicht so deutlich gesagt wie Eins und Zwei auf Titan. Fünf ist indirekter vorgegangen. „ „Schön. Und was sagt uns das?"
    Das Gesicht des ehemaligen Maskenträgers wurde völlig starr. Wenn es sein mußte, erwachte ein gefühlskalter Logiker in ihm; und dies war ein solcher Augenblick. „Wir müssen uns vor Fünf in acht nehmen. Sobald er sein Desinteresse ablegt, wird er gefährlich. Er ist intelligent. Er wird uns nach Belieben täuschen."
    „Du siehst Gespenster, Alaska."
    „Nein. Dieses Spindelwesen hat nur zwei Charakterzüge gezeigt. Der erste ist Desinteresse.
    Aber als wir unsererseits etwas zeigten, nämlich ein Interesse daran, daß er Wissen aufnimmt, hat er es unverzüglich als Druckmittel ausgenutzt."
    „Du meinst... allein die Tatsache, daß wir ihm dieses Terminal hingestellt haben...?"
    „... hat ihm schon als Hinweis gereicht, exakt. Wir müssen auf der Hut sein."
    Die nächsten Tage bestätigten Saedelaeres Warnung nicht. Doch Bull vergaß sie keine Sekunde lang. Fünf erwies sich als grüblerisch veranlagt, und die Gespräche mit ihm, die Bull aus Ungeduld führte, endeten regelmäßig in philosophischen Betrachtungen. Frühzeitig stellte ihm Bull in Aussicht, das Zusammentreffen mit einem anderen seiner Art stünde bald bevor.
    Locken ließ sich Fünf auch davon nicht. Ihn interessierte nicht einmal, was es mit Nummer Sechs auf sich hatte. Zwar nahm er inzwischen Wissen auf - allerdings widerwillig und längst nicht mit der Geschwindigkeit, die seine Artgenossen an den Tag legten. Bull und Saedelaere fragten sich vergeblich, welcher Faktor daran schuld war
     
    5.
     
    Interstellarer Leerraum Sektor Euthets Stern, 8310 Lichtjahre von Sol Kogge VELA Am 8. Juni begab sich Julian Tifflor gemeinsam mit fünfzig Wissenschaftlern an Bord der VELA. Die eigentliche Besatzung der 110-Meter-Kogge bestand nur noch aus zwanzig Personen; davon waren die meisten mit kosmonautischem Aufgabenbereich betraut.
    Innerhalb eines einzigen Tages erreichten sie den Sektor Euthets Stern. Da sämtliche Ladekapazität von Spezialgeräten eingenommen wurde, hielt sich Tifflor oft und gern in der Zentrale auf. Dies war der Raum, in dem es am lebhaftesten zuging; eben weil hier keine Enge herrschte. Oder nur die, die an Bord kleiner Raumschiffe üblich war. Ebensogut hätten sie das Spindelwesen an Bord der PERSEUS oder der ODIN

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