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1688 - Joker Nummer Sieben

Titel: 1688 - Joker Nummer Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einsames Raumfort verschlug, mehr als 40.000 Lichtjahre von Terra entfernt, dann mußte es dafür gewichtige Gründe geben. TbW 10, so lautete die Bezeichnung des Forts, diente der Erforschung superhochfrequenter Hyperstrahlung. Das sogenannte Psi-Spektrum gab der Wissenschaft zwar immer wieder Rätsel auf. So versessen jedoch, dafür Jahre ihres Lebens zu opfern, mit höchstens einem Versorgungsschiff pro Monat, konnten nur ausgesprochene Sonderlinge sein. Reginald Bull hätte diese Arbeit nicht getan. Und doch stellten sich Yorinnas Leute allesamt als freundliche, nur eben zu gesprächige Gesellschaft heraus.
    Die meiste Zeit widmete man an Bord von TbW 10 dem Spindelwesen. Zu Anfang schickten sie einen PädRob in die Unterkunft, um ihm menschliche Sprachen und Verhaltensweisen beizubringen. Diese erste Phase dauerte nicht länger als sechs Tage. Wenn sie aber erwartet hatten, etwas von Nummer Fünf zu sehen, was aus dem Rahmen fiel, so sahen sie sich getäuscht. „Die Lerngeschwindigkeit ist überragend", stellte Alaska Saedelaere nüchtern fest. Der ehemalige Maskenträger beobachtete Fünf über die Videoleitung wie ein interessantes Tier.
    Seine sämtlichen Gedanken schienen analytisch; niemand hörte ein emotionales Wort von ihm. „Aber darüber hinaus", beschwerte sich Bull, „zeigt er kein Fünkchen Interesse. - Jetzt sieh dir das an, Alaska!" Bull schlug in Gedanken die Hände über dem Kopf zusammen, bewegte sich in Wahrheit jedoch keinen Zentimeter. „Was für ein gottverdammter Langweiler!"
    „Er hat sich hingelegt", sagte Saedelaere. „Genau! Da hat dieser Kerl eine neue Welt zu entdecken, unwahrscheinliche Kenntnisse in sich aufzusaugen, und was tut er? Er pennt! Ich versteh' das nicht."
    „Warte auf morgen, Bully. Dann zeigt sich vielleicht schon seine wahre Natur. Bisher war das Lernschema vorgegeben. Jetzt hat er die Möglichkeit, Einfluß zu nehmen."
    Bis tief in die Bordnacht hinein lehnte es Bull ab, sich vom Bildschirm wegzubewegen; dann aber ging er ebenso schlafen wie die meisten anderen. In seine Kabine ließ er eine Standleitung schalten, von der aus er Fünf jederzeit beobachten konnte. Zwei Stunden verbrachte er mit Schlaf, zwei weitere lag er dösend still. Beim Duschen erfrischte sich der Aktivatorträger - um als erster wieder im Beobachtungsraum zu stehen. Alaska Saedelaere traf kurz danach ein, später Yorinna und drei Leute aus dem Wissenschaftlerteam.
    Lediglich Nummer Fünf atmete so ruhig wie vorher. Es dauerte drei weitere Stunden, bis das Spindelwesen erwachte und sich in stumpfer Lethargie erhob. Ab und zu strichen die feinnervigen Finger über das lindgrüne Material seiner Kleidung. Dann herrschte wieder für zehn Minuten Bewegungslosigkeit. „Stellt ihm das Terminal hin", brummte Bull. „Wollen mal sehen, was er damit anfängt."
    Der Raum, in dem sie Nummer Fünf untergebracht hatten, maß fünf mal fünf Meter, enthielt eine bequeme Liege und zwei Sitzmöbel, dazu einen Tisch und einen Servoautomaten, mit dem das Spindelwesen nach Belieben Nahrung anfordern konnte. Nun stellten zwei Arbeitsroboter eine Computerkonsole hinzu, mit Zugang zu verschiedensten Datenbereichen.
    Dazu zählten allgemeine Wissenschaft und besonders Astronomie, so wie auf Titan. Doch Fünf untersuchte nur kurz, welche Themen zur Verfügung standen, und zog es dann vor, in einem der Sessel vor sich hin zu dösen.
    Bull ertrug das fehlende Schauspiel nicht lange. „Komm, Alaska. Wir reden mit ihm."
    „Zu diesem frühen Zeitpunkt ist das nicht vorgesehen", entgegnete der schlaksige Mann. „Mir egal. Er hat mit den Psychologen geredet, also erträgt er auch uns beide. Wenn wir die nächste Entwicklungsphase abwarten, geht das bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag."
    Sie drangen zum Aufenthaltsraum des Spindelwesens vor. Die Kampfroboter ließen sie passieren. Da hockte es noch immer, als mausgraue Erscheinung, und schaute beim Eintreten der Besucher kaum für zehn Sekunden hoch. „Mein Name ist Reginald Bull."
    Keine Reaktion. „Und dein Name ist Fünf."
    „Ja. So sagte man mir. Wenn auch >Fünf< eine Bezeichnung und kein Name ist."
    Saedelaere sagte: „Ob Name oder Bezeichnung, das tut in diesem Fall nichts zur Sache. Wir möchten wissen, weshalb du dich für das Terminal nicht interessierst."
    „Ich interessiere mich dafür."
    „Wir merken nichts davon. Wir würden gern sehen, daß du von dem Angebot Gebrauch machst."
    „Die Bezeichnung >Fünf< deutet darauf hin, daß es andere meiner Art

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