1688 - Joker Nummer Sieben
Spindelwesen. In seinen Augen stand Neugierde. Weder erkannte Tifflor Furcht, noch wurde in irgendeiner Weise sein Beschützerinstinkt geweckt. Die Medo-Robs hüllten Sechs in ein Antigravfeld und transportierten die Frau in ihre Unterkunft ab.
Bei ihr blieben Kampfroboter. Die waffenstarrenden Festungen mit der Bezeichnung TARA-V-UH hätten selbst einen Haluter in Drangwäsche gebändigt. Aber Tifflor war nicht sicher, ob sie sich mit den Spindelwesen nicht eine viel größere Gefahr einhandelten.
*
Daß Spindelwesen Nummer Sechs eine Woche brauchen würde, bis es das normale terranische Alltagswissen im Kopf hatte, war bekannt. Vorausgesetzt, die Erfahrungen mit Nummer Zwei trafen auch in diesem Fall zu. Schon der Zeitraum einer Woche hörte sich an wie eine Sensation. Im großen und ganzen jedoch verlief bei den Spindelwesen Drei bis Sechs der Prozeß identisch. In regelmäßigen Abständen trafen von Bull, Tekener und Michael Rhodan Meldungen ein, die ähnlich lauteten. Lediglich von der geheimnisvollen Nummer Sieben hörten die Terraner kein Wort.
In der Nacht zum 18. Juni weckte ihn eine Stimme im Schlaf.
Tifflor schreckte hoch. „Was ist denn los?"
„Matcom Motian hier. Die Aufklärungssatelliten haben aktuelle Nachrichten. Demnach rüstet das Bech eine kleine Angriffsflotte aus."
Tifflor unterdrückte mit Mühe ein Gähnen. Er hatte nicht mehr als eine Stunde geschlafen, und das war selbst für einen Aktivatorträger wenig. „Nicht, daß mich das kaltließe, Matcom, aber weshalb weckst du mich eigentlich?"
„Weil die Grohtius ebenfalls eine Flotte ausrüsten. Der Standort der VELA liegt ziemlich genau auf einer Geraden zwischen den beiden Planeten."
„Kein Grund, in Panik zu verfallen."
„Nein. Aber da ist noch etwas: Der Syntron meldet, daß die VELA bereits von aktiven Ortungsimpulsen getroffen wurde. Wir sind mit ziemlicher Sicherheit entdeckt."
Tifflor richtete sich im Bett auf. „Das paßt mir überhaupt nicht... Du hast recht, Matcom.
Wir müssen aufpassen. Ab jetzt gilt für die Kogge Alarmstufe. Keine Panik, aber Vorsicht.
Alles klar?"
„Alles klar."
Julian Tifflor brauchte keine zwei Minuten, bis er wieder eingeschlafen war. Drei Stunden später erhob er sich, um die neuesten Nachrichten zu hören. Matcom Motian meldete zwanzig Schiffe auf Seiten des Bech, während die Grohtius es auf vierzig brachten. Von Nummer Sechs dagegen gab es keine Neuigkeiten. Genauso wie er hatte die Frau geschlafen.
Noch am selben Morgen betrat er ihre Unterkunft zum Gespräch. Er war nicht der erste Mensch, den Sechs zu Gesicht bekam; das hatten bereits die Mediziner erledigt. Dennoch musterte die Frau ihn mit unverhohlener Neugierde. „Wer bist du?"
„Mein Name ist Julian Tifflor."
„Ich nehme an, du führst hier das Kommando." Überrascht wölbte er die Augenbrauen. „Wie kommst du darauf?"
Sie war wirklich sehr attraktiv, und Tifflor dachte mit einem inneren Lächeln an Bully, den Frauenhelden, der statt dessen nur einen griesgrämigen Kerl erwischt hatte. „Dein Auftreten verrät viel über dich, Julian Tifflor. Ich sehe kein Zögern. Du bist in deinem Handeln wohl nur dir selbst verantwortlich. Vielleicht kannst du mir die Fragen beantworten, die ich habe. Niemand sonst war bereit dazu. Und der Computer", sie deutete auf das Terminal, das seit wenigen Stunden im Zimmer stand, „gibt nur wenig Auskunft. Wo befinden wir uns?"
„Auf einem Raumschiff."
„Das ist interessant. Also kein Planet. Wie groß ist die Besatzung?"
„Es sind siebzig Personen", gab Tifflor zurück, nicht ohne ein Gefühl der Beklemmung. „Weshalb willst du das wissen?"
Die Frau deutete mit einer vollendet eleganten Bewegung auf die beiden Sessel mitten im. Zimmer. Ihre dunklen, fast schwarzen Augen leuchteten unter dem Haarschopf hervor - auch wenn das überhaupt nicht möglich war.
Vorsicht, warnte etwas in ihm. Du darfst ihr keine Sekunde trauen. Doch Tifflor rang seine innere Stimme nieder und setzte sich. Wie sollte er mit ihr reden, wenn er voller Argwohn steckte? „Meine Erinnerung reicht nicht weiter als acht Tage zurück, Julian Tifflor... Ich kann dir nicht sagen, weshalb ich mich für manche Dinge interessiere, für andere dagegen nicht." Sie sah ihn durchdringend an. „Du mußt mir helfen, Julian. In diesen Räumen fühle ich mich beengt."
„Es ist vorerst nicht anders möglich."
„Warum?"
„Das hängt mit deiner Herkunft zusammen", erwiderte er bedauernd. „Ich kann dir auch
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