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169 - Die Drachenmenschen

169 - Die Drachenmenschen

Titel: 169 - Die Drachenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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was geschah. Sie schien wieder in der Lage zu sein, ihre telekinetischen Fähigkeiten zu nutzen.
    Indem er abwechselnd die Handgelenke anspannte und lockerte, versuchte er, Feodora zu unterstützen.
    „Wir werden beobachtet!" schreckte ihn Cocos warnender Ausruf auf. Sofort hielt er inne.
    „Eine magische Kugel", fügte seine Gefährtin hinzu. „Ich spüre ihre Nähe deutlich, sie muß unmittelbar neben dem Feuer schweben."
    Diesmal hatte die Hexe keine Möglichkeit, die fremde Kugel zu verdunkeln. Die magischen Bannsprüche, die sie murmelte, halfen nicht.
    Und dann waren die Indianer heran und flößten Dorian die mit dem Blut des Opfertiers vermischte Flüssigkeit aus den Kalebassen ein. Seine Weigerung zu trinken blieb nicht lange erfolgreich. Die Indianer hielten ihm die Nase zu und er mußte schlucken, ob er wollte oder nicht.
    Warm breitete es sich im Mund aus, floß heiß durch die Kehle und schien den Magen förmlich zu verbrennen. Sekundenlang hatte Dorian das Gefühl, ersticken zu müssen, rang er krampfhaft nach Luft. Dann ließ die schreckliche Hitze nach.
    „Sie haben dir Caapi eingeflößt, ein Rauschmittel aus den BanisteriopsisSpezies. Wie den Indianern wird auch dir das Alkaloid einen tiefen Schlaf und währenddessen völlige körperliche Unempfindlichkeit bescheren."
    „Warum tun sie das?" wollte Dorian wissen. Das Sprechen fiel ihm bereits schwer.
    „Vielleicht…", dehnte Feodora und konzentrierte sich wieder auf seine Fesseln, „… vielleicht wollten sie noch ein Opfer für ihr Ritual."
    Ein rasch unerträglich werdendes Dröhnen in Dorians Schädel begann alle anderen Wahrnehmungen zu überlagern. Er hörte nicht mehr, was Coco sagte, daß die magische Kugel sie nun einhüllte; er glaubte zu schreien, doch kein Laut drang über seine zusammengepreßten Lippen.
    Ein endloser schwarzer Abgrund öffnete sich unter ihm - das letzte, was Dorian Hunter noch bewußt wahrnahm.

    Banisteriopsis-Caapi war die Grundlage eines Rauschgetränks, das aus den Stengeln eben dieser tropischen Pflanze sowie den Schößlingen und Blättern der Banisteriopsis Rusbyana gewonnen wurde. Hinzu kamen die Zweige der Oco yage, als deren Nebeneffekt die „bläuliche Aureole" der Visionen galt. Im allgemeinen setzten diese ein, wenn größere Mengen des Rauschmittels in zeitlichem Abstand getrunken wurden. Aber es gab auch Mittel, die Wirkung zu beschleunigen und zu verstärken, wie etwa die Datura arborea, eine Stechapfelart.
    Dorian Hunter wußte von alldem nichts. Er wäre auch nicht in der Lage gewesen, entsprechende Überlegungen anzustellen, denn als der vermeintliche Sturz ins Nichts endete, beanspruchte seine neue Umgebung ihn vollauf.
    Düsternis umgab ihn. Schwere, hoch aufgetürmte Gewitterwolken hatten sich vor die Sonne geschoben. In der Ferne blitzte es, entrissen die zuckenden Entladungen schneebedeckte Berggipfel jeweils für Sekundenbruchteile der Dunkelheit.
    Heulend fegte der Sturm über das nahezu ungeschützte Hochplateau, auf dem der Dämonenkiller vergeblich Schutz suchte. Orkanartige Böen peitschten Dreck und entwurzeltes Gestrüpp vor sich her. Er fragte nicht, wo er sich befand und was seinen Ortswechsel bewirkt hatte, nahm schwarzmagische Kräfte einfach als Ursache an.
    Die Luft war dünn, das Panorama konnte durchaus den Anden gerecht werden. Tief beugte Dorian sich gegen den Sturm, dessen eisige Kälte zunehmend durch seine Kleidung hindurchstach und seine Glieder klamm werden ließ. Er mußte in Bewegung bleiben.
    Einige hundert Meter entfernt ragten Felsnadeln auf. Zwischen ihnen mußte das Unwetter leichter zu ertragen sein. Die Gewitterfront näherte sich schnell. Nur mehr drei oder vier Kilometer westlich spalteten Blitze einen einsam stehenden Baum, ließen ihn in Gedankenschnelle zum lodernden Fanal werden.
    Die Hände schützend vors Gesicht geschlagen, kämpfte Dorian sich vorwärts. Er war allein. Weder Coco noch Feodora hatten die Versetzung mitgemacht. Aber bedeutete das auch, daß sie noch immer im brasilianischen Urwald weilten?
    Der Dämonenkiller vermochte nicht zu sagen, wieviel Zeit vergangen war, als er endlich den Windschatten der Felsen erreichte. Es war schroffer, rauher Granit, dessen unregelmäßige Schichtung vermuten ließ, daß sie durch Verwerfung entstanden waren.
    Die Hölle brach los. Ununterbrochen zuckten nun die Blitze herab, begleitet von schier ohrenbetäubendem, nicht enden wollendem Donner. Schatten und blendende Helligkeit stürzten von allen

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