1691 - Vampir-Dschungel
hoch.
Die Fenster dort waren geschlossen. Nur unten waren sie erhellt. Dahinter zeichneten sich die Umrisse mehrerer Gäste ab. Musik war auch zu hören, wenn man die Ohren spitzte.
Johnny hielt an. Sie stiegen ab, und Johnny schob den Roller auf die Seite des Hauses zu, wo der Biergarten begann und es noch genügend freie Plätze gab, um den Roller abzustellen.
Diesmal nahmen sie die Helme nicht mit. Sie ließen sie auf den Sitzen stehen.
Es gab auf den Bänken und an den Tischen noch genügend Platz. Sie konnten sich sogar einen aussuchen, aber Mandy war noch nicht so weit.
»He, schau mal.« Sie deutete auf ihre Nasenwurzel. Dort war das Ziehen noch zu spüren.
»Und?«
»Ja, da hat mich dieser komische Flieger erwischt.«
Es war noch hell genug, auch wenn über ihnen bereits die bunten Birnen an den Girlanden ihr Licht verstreuten. Johnny nahm sich Zeit und nickte.
»Siehst du was?«
»Klar. Da ist eine kleine Wunde zwischen deinen Augen. Und sie hat wohl auch geblutet.«
»Siehst du. Ich habe mir nichts eingebildet.«
»Moment noch, Mandy.«
Sie verdrehte die Augen. »Was ist denn?«
»Ach, ich will mir die Einstiche nur noch mal genauer ansehen, weißt du?«
»Hast du Einstiche gesagt?«
»Ja.«
»Aber wie kommst du darauf?«
»Ganz einfach. Weil es zwei Miniwunden sind, die dicht nebeneinander liegen.«
Mandy musste schlucken. Dann fragte sie leise: »Und wer macht so etwas? Kannst du mir das sagen?«
»Nein, ehrlich nicht.«
Sie holte Luft. »Aber das ist kein Vogel gewesen, Johnny, sondern so ein komischer Flattermann.«
Er wiederholte die letzten Worte. Dann meinte er: »Dazu kann man auch etwas anderes sagen, ich würde von einer Fledermaus sprechen.«
»He.« Mandy schlug ihm auf die Schultern. »He, das stimmt sogar. Ich bin fest davon überzeugt, dass es so ein Tier gewesen ist.«
»Und es war hell, wie?«
»Ja.«
»Da muss ich dich enttäuschen, Mandy. Es gibt keine hellen Fledermäuse. Die sind dunkel.«
»Dann habe ich mich wohl geirrt.«
»Kann sein.«
»Und jetzt?« Mandy schaute Johnny fragend an. »Bleibt es dabei? Trinken wir noch was?«
»Und ob.«
Wenig später saßen beide auf der Bank. Johnny hatte an einen lockeren Abend gedacht, doch er konnte sich nicht so recht damit anfreunden. Was Mandy erlebt hatte, das war schon ungewöhnlich. Ebenso wie die kleinen Bisswunden.
Die waren Johnny nicht unbekannt, denn er kannte sie als Hinterlassenschaft der Vampire …
***
Ich war froh gewesen, nicht mehr ins Büro fahren zu müssen, denn so konnte ich es mir zu Hause bequem machen. Die Beine hochlegen, eine Flasche Bier trinken – ja, so richtig spießig sein. Das tat mir gut, wenn ich ehrlich war.
Etwas gegessen hatte ich auch. Allerdings nebenan bei Shao und Suko. Es war ein Reisgericht, das gut gewürzt war. Ich hatte natürlich über den letzten Fall in der Nähe von Mailand berichtet. Da hatten Suko und Shao schon die Ohren geöffnet. Derjenige, der alles in Szene gesetzt hatte, war uns wieder entkommen. Mit Luzifers Diener Matthias würden wir noch viel Spaß bekommen.
Lange hatte ich mich bei den beiden nicht aufgehalten. In meiner Wohnung wollte ich mich entspannen und – wenn möglich – früh ins Bett gehen.
Das alles hatte ich mir vorgenommen, ehe sich der moderne Quälgeist, das Telefon, meldete.
Gern hob ich nicht ab. Die Nummer war unterdrückt, und wenig später hörte ich Bill Conollys Stimme.
»Na, wieder gut gelandet?«
»Immer doch. Es ist ein herrlicher Abend. Ich relaxe, endlich mal. Habe ich mir verdient.«
»Das gönne ich dir auch.«
Ich kannte Bill ja nun lange genug. Er war ein netter Mensch, ein verlässlicher Freund, aber dass er mich anrief, um zu wissen, ob ich vom Flughafen gut nach Hause gekommen war, das sah ich schon als leicht ungewöhnlich an. »Hast du sonst noch was auf dem Herzen?«
»Wieso? Merkt man das?«
»Ein wenig schon.«
»Gut, John, dann will ich es dir sagen. Kannst du dir weiße Fledermäuse vorstellen? Oder hast du schon mal etwas von ihnen gesehen oder gehört oder gelesen?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
»Und weiter …?« Mit meiner Entspannung war es vorbei, und das Gefühl kehrte auch nicht zurück, als ich von Bill erfuhr, was seiner Frau widerfahren war. Er berichtete mir von den Angriffen und auch von dem seltsamen Besucher, dessen Namen ich auch erfuhr, der mir aber nichts sagte.
»Ja, alter Junge, jetzt würde ich gern deinen Kommentar dazu hören. Sheila hat sich nicht geirrt. Sie ist
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