1692 - Das Denkmal
weiter. Den Aufprall hatte ich leider nicht abfedern können, ich war mit dem Hinterkopf aufgeschlagen, und der Schmerz zuckte in regelrechten Wellen durch meinen Hinterkopf.
Nichts konnte ich tun. Einfach nur liegen bleiben. Zudem war meine Sicht behindert. Obwohl ich die Augen weit offen hielt, sah ich erst mal nichts. Erst später erkannte ich über mir den Himmel, aber auch ihn sah ich nur wie durch einen Schleier.
Dabei hörte ich die fremde Stimme des Engels. »Man hat euch geschickt, aber man hat euch nicht vor mir gewarnt. Ihr habt nicht gewusst, wer ich wirklich bin, und ihr werdet es auch nicht erahnen, denn ich sorge für euren Tod …«
Jedes Wort empfand ich als schlimm und leider auch glaubhaft. Todesdrohungen hatten wir schon oft vernommen, aber bisher war alles gut gegangen.
Ich wollte mich auch wehren, denn so schlecht ging es mir nicht. Doch es war nicht zu schaffen. Ich lag auf dem Boden wie schockgefrostet. Nicht mal den kleinen Finger konnte ich bewegen, und das war für Malloch natürlich perfekt.
So hatte er uns beide, denn auch von Suko hörte ich nichts. Vor mir jedoch blieb er stehen. Ich sah ihn und musste dafür schräg in die Höhe schauen.
Neutral und trotzdem irgendwie bösartig stand diese graue Gestalt vor mir. Da bewegte sich nichts in ihrem Gesicht. Kein Muskel zuckte, keine Augen schickten mir ihren Glanz entgegen. Malloch war einfach nur da, und er genoss seine Situation.
»Was hast du dir nur dabei gedacht? Du wolltest mich vernichten. Nein, ich bin derjenige, der andere aus dieser Welt schafft. Ich weiß, dass du etwas Bestimmtes bei dir trägst. Es ist eine Waffe, die auch mir gefährlich werden könnte, aber sie hat ihre Kraft noch nicht richtig ausgespielt, und ich werde dafür sorgen, dass du es nicht schaffst.«
Ich hatte alles gehört, doch das brachte mich nicht weiter. Da ich sogar in eine Sprechstarre gefallen war, schaffte ich es nicht, mein Kreuz zu aktivieren. Dieser Malloch hatte alle Vorteile auf seiner Seite.
Verdammt noch mal! Ich hatte schon so viel erlebt und so viele Gefahren überstanden, sollte ich wirklich auf dieser halb fertigen Brücke meinen Tod finden?
Mir war nicht bekannt, wie seine Opfer gestorben waren, darüber hatte der Informant uns nicht aufgeklärt. Ich wusste allerdings, dass Engel ihre verschiedenen Methoden hatten. Sie konnten Menschen auf die vielfältigste Weise töten. Es gab auch den Satz, dass Menschen im Engelsfeuer verbrannt waren.
An so etwas Ähnliches dachte ich auch, weil ich keine Waffe an dieser Gestalt sah, und als Malloch jetzt den Kopf senkte, um mich genauer anzuschauen, da sah ich in seinen Augen ein bläuliches Funkeln. Ein kaltes und böses Licht, das perfekt zu ihm passte.
»Ich werde dich durch mein Engelslicht verbrennen. Es ist das Licht, dem sich kein Mensch entgegenstellen kann. Wenn er es versucht, wird er in seiner Kälte verglühen, so ungewöhnlich sich das auch für einen Menschen anhört. Vor dem Tod aber werden dich die Schmerzen erfassen und dich mit ihrer Folter in den Wahnsinn treiben. Du wirst jammern und schreien, und du wirst froh sein, wenn dir dein irdisches Leben genommen wird.«
Ich glaubte ihm jedes Wort. Er gehörte zu der grausamen Sorte der Engel, die im Feuer der Hölle geschmiedet worden waren und nur ihren Gesetzen folgten.
Das blaue Licht war da, es blieb auch, und es begann sogar zu wandern. Jetzt sah ich, dass dieser Engel keine Kleidung trug, und als sein Gesicht in diesem Licht gebadet wurde, da kam mir in den Sinn, auf wessen Seite er sich gestellt hatte.
Luzifer!
Ja, er diente ihm. Er war sein Vasall, sein Helfer. Er hatte sich mit den Urkräften der Hölle verbunden, die damals, zu Beginn der Zeiten, entstanden waren.
Auch das bereitete mir Probleme. Ich kannte die Stärke, und meine Gedanken flogen weg, als ich sah, dass er von innen her vom Kopf bis zu den Füßen in dieses blaue Licht eingehüllt war.
In seinem Gesicht hatte es keine Veränderung gegeben. Es wirkte weiterhin so unbeweglich, aber er war alles andere als tot. Ihn hielt die Kraft der Hölle am Leben, das einfach nur grausam war und nicht zu vergleichen mit dem normalen Leben.
Er ließ sich Zeit, damit ich ihn länger anschauen konnte. Und als er sich entschlossen hatte, mich zu vernichten, da musste er etwas sagen.
»So sieht dein Todesengel aus …«
Er bückte sich.
Er streckte mir seine Arme entgegen.
Ich konnte noch immer meinen Körper nicht bewegen. Nur die Gedanken zuckten durch meinen
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