1695 - Rasputins Erben
Top-Agentin, mit der ich mich hervorragend verstand.
Nur hatte sie bei meinem letzten Einsatz in Moskau einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen. Bei einem Einsatz war Wladimir Golenkow angeschossen worden. Die Kugel hatte ihn so unglücklich getroffen, dass er wohl sein Leben lang gelähmt bleiben würde. [1]
Schuld daran war eine Killerin gewesen, die sich Chandra nannte und die einen kugelfesten Körper hatte. Karina und ich hatten sie gemeinsam gejagt, aber sie war uns letztendlich entkommen, auch weil sie Beschützer im Hintergrund hatte. Da konnte man von einer sehr mächtigen Gruppe sprechen, den Erben Rasputins, die in dem riesigen Land ihr Netzwerk aufgebaut hatten und dabei zu einer immer größer werdenden Gefahr wurden.
»Und was hat sie gewollt, Sir?«
»Sie wollte an sich mit Ihnen sprechen. Ich erklärte ihr, dass es schlecht möglich war, und so hat sie mir den Hinweis gegeben, der eigentlich Ihnen galt.« Sir James rückte mal wieder seine Brille zurecht und kam zur Sache. »Es geht um einen Mann namens Gabriel Borodin. Was er hier in London genau macht, kann ich Ihnen nicht sagen, aber Karina Grischin hat ihm Ihre Telefonnummer gegeben, John. Es ist so etwas wie ein Rettungsanker. Sollte er sich in Schwierigkeiten befinden, ist ihm geraten worden, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.«
Ich hatte alles gehört, gab aber noch keine Antwort und dachte nach. Der Name Gabriel Borodin sagte mir nichts. Wenn Karina Grischin ihn aber nach London geschickt und er meine Telefonnummer hatte, dann musste schon mehr dahinterstecken.
»Können Sie Einzelheiten nennen?«, erkundigte sich Suko.
»Nein. Unser Gespräch war nur kurz.« Sir James legte seine Handflächen auf den Schreibtisch. »Ich wollte Sie beide auch nur vorwarnen. Merken Sie sich den Namen Gabriel Borodin. Es ist möglich, dass er sich bei Ihnen meldet und Unterstützung benötigt.«
Das würden wir auf jeden Fall tun. Aber auch Sir James war neugierig, denn er wollte wissen, ob wir uns vorstellen konnten, weshalb sich Borodin hier in London aufhielt.
»Könnte das denn mit Ihrem letzten Fall in Russland zusammenhängen, John?«
Ich breitete meine Arme aus. »Das kann ich nicht genau sagen, Sir. Ich denke, dass es möglich ich. Sie sind ja auch vor einigen Wochen über diese Erben Rasputins informiert worden, und diese Gruppe geht nicht eben zimperlich vor.«
»Ja, in diese Richtung habe ich auch gedacht.« Sir James bewies, dass sein Gedächtnis noch gut funktionierte. »Ihnen ist doch jemand entkommen, wenn ich mich recht erinnere.«
»Ja, Chandra. Mörderisch und kugelfest. Ein Mensch, kein Zombie, aber eine Person, die wohl verändert worden ist und sicherlich auch mit einer gefährlichen Magie in Kontakt kam. Davon profitiert sie leider. Zudem ist sie eine Frau, die kein Gewissen hat. Ich würde sie sogar als Mordmaschine einstufen.«
Sir James hob seine Augenbrauen. »Können Sie sich vorstellen, dass sich diese Chandra hier in London aufhält?«
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. »Vorstellen kann ich mir alles. Sollte es so sein, wird sie nicht aus eigenem Antrieb gehandelt haben, sondern geschickt worden sein.«
Sir James dachte da etwas anders. »Meinen Sie nicht, dass diese Chandra noch eine Rechnung mit Ihnen begleichen will?«
»Das ist auch möglich.« Ich breitete die Arme aus. »Aber ich glaube nicht, dass man sie extra nach London geschickt hat, um das zu tun. So wichtig bin ich nicht. Außerdem hat sie in ihrem eigenen Land genug zu tun. Man kann es drehen und wenden, aber Russland ist in den letzten Jahren nicht zur Ruhe gekommen. Das versuchen gewisse Gruppen auszunutzen und sind dabei, Plätze zu besetzen, von denen aus sie agieren können.«
»Soll nicht unsere Sorge sein, meine Herren. Jedenfalls wissen Sie jetzt Bescheid, sollte sich tatsächlich ein Gabriel Borodin bei Ihnen melden.«
»Klar.«
Sir James lehnte sich zurück. Es war für uns das Zeichen, sein Büro zu verlassen, zudem stand der Feierabend dicht bevor, und wieder mal wunderte ich mich, wie schnell die Zeit vergangen war.
Es tat allerdings auch gut, mal den einen oder anderen ruhigen Tag einlegen zu können. Allerdings war es mit meiner inneren Ruhe vorbei, denn ich musste wieder an meinen letzten Fall in Moskau denken, der an die Grenze gegangen war.
Im Büro waren wir allein. Glenda Perkins hatte schon Feierabend gemacht. Auch wir setzten uns nicht mehr an unsere Plätze. Dafür sprach Suko mich noch mal auf das Gehörte
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