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1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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abspielte. Allmächtiger!" stieß er hervor, obwohl er eigentlich überhaupt nicht religiös war. „Was siehst du?"
    „Es sind genetische Codes", antwortete Tyler Danning hektisch. „Eine Kombination von genetischen Codes, von DNA-Abschnitten...„Er traute seinen Augen kaum. Kyll Bordon stieß ihn an. „Und was soll das? Was passiert dort in diesem Augenblick?" Tyler Danning versuchte zu begreifen. Dank der Verbindung von Pflanze und Maschine war es jetzt nicht mehr nötig, alle nur denkbaren Kombinationen von Genen in der Praxis auszuprobieren. Statt dessen sorgte die Perfektion der Syntronik dafür, daß eine Kombination von Erbfaktoren nicht unnützerweise wiederholt wurde; außerdem - wenn Danning ihre Arbeit richtig begriff - sonderte die Syntronik von vorneherein jene Kombinationen aus, die offensichtlich zu keinem brauchbaren Ergebnis führen konnten. Kein Wunder, daß die Lebensäußerungen der Biomasse so drastisch zurückgegangen waren - das Geschehen, das sich bisher im Inneren des Sheravyl-Biotops vollzogen hatte, wurde nunmehr zum größten Teil von einer Kombination Pflanze-Maschine eher theoretisch erledigt. Aber es war nicht nur dies ... Tyler Danning erkannte nicht nur die Strukturen der Arbeit, sondern dahinter weitere Elemente, die diesem Vorgang zugrundelagen. Es war so, erkannte er schaudernd, daß Syntronik und Biotop bemüht zu sein schienen, ein gewisses Optimierungsprogramm abzuarbeiten - auszurechnen und auszuprobieren, welche neuen Lebensformen sich aus den vorhandenen und machbaren DNA-Kombinationen erzielen ließen. Und diese Lebensformen dann nach gewissen Merkmalen, die Tyler Danning nicht zu erkennen vermochte, zur höchsten Entwicklungsform zu führen. „Los, weiter!" drängte Bordon. Danning schüttelte den Kopf. Er ahnte, daß er einer Angelegenheit von größter Wichtigkeit auf der Spur war. Zum Teil lag dieses Programm zur Optimierung in sich selbst begründet; die Evolution selbst war es, die durch Auslese der bestangepaßten Lebensformen eine gewisse Optimierung ansteuerte. Jedenfalls konnte sich das so aus der Sicht der jeweiligen „Sieger" darstellen. Jene Lebensform, die den Wettbewerb - nicht Kampf - ums Dasein erfolgreicher bestritt, hatte die größte Möglichkeit, sich selbst als Lebensform durchzusetzen und zu erhalten. Ganz besonders galt dies für die Kernstrukturen, die bei einem Terraforming-Projekt zur Anwendung kamen: Auch hier galt der Grundsatz, aus einem überschaubaren Pool rekombinierbarer DNA-Abschnitte eine Fülle unterschiedlicher, optimal angepaßter Pflanzen zu entwickeln. Die Aufgabe, für gegebene Probleme jeweils eine bestmögliche Lösung zu finden, gehörte zur Grundausstattung jeder Syntronik; solche Kalkulationen waren ihr ureigenstes Lebenselement. Und in diesem Fall, so schien es, hatten sich diese beiden Seiten zusammengefunden und zu einem wie besessen arbeitenden Programm vereinigt. Unablässig wurde gerechnet, kombiniert, theoretisch oder praktisch ausprobiert, verworfen und von neuem gestartet. Tyler Danning sah sich um. Er konnte in dem Raum die üblichen Wachstumsprozesse wahrnehmen, aber diese verliefen in völlig normalen Bahnen, vor allem auch in einem halbwegs normalen Tempo. Die eigentliche, die wichtige Entwicklung hatte sich seit dem Zusammenschluß auf das Gebiet des Theoretischen verlagert, ins Innere der Syntronik mit ihrer ungeheuren Rechengeschwindigkeit. Aber es schien, und dieser Aspekt erfüllte Danning mit Grauen, als stehe hinter diesem Vorgang ein genau kalkuliertes Programm, gewissermaßen ein Auftrag. Und dieser Auftrag hatte weder etwas mit den inneren Strukturen eines Syntrons zu tun noch mit dem Sinn und Zweck eines Gen-Pools für ein artifizielles Biotop.
    Tyler Danning hatte nicht die geringste Ahnung, woher dieser Auftrag kommen mochte. Er war nicht in irgendeiner erkennbaren Form in dem ungeheuerlichen Gebilde gespeichert, das sich an Bord der WEGA zusammengefunden hatte -dieser Auftrag schimmerte lediglich durch die Struktur der Vorgänge, die der Wissenschaftler beobachten konnte. „Nun komm schon!" In Kyll Bordons Stimme schwang etwas von dem mit, was auch Danning erfüllte - die vage Vorahnung von etwas unerhört Grauenvollem, das unmittelbar bevorstand. Tyler Danning deutete auf den Bildschirm. Die Zahlenkolonnen flimmerten, so schnell liefen sie durch. Und dabei handelte es sich gewissermaßen um den Extrakt all der Bemühungen -die wahren Rechenoperationen im Inneren des Svntrons tiefen mit

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