1698 - Die Satanistin
feige. Er suchte sich meist Menschen aus, die für ihn die Kastanien aus dem Feuer holten. Er versprach ihnen Ruhm, Macht und Reichtum. Leider gab es immer wieder Menschen, die auf so etwas hereinfielen. Das war so und das würde immer so sein.
Es ging also weiter. Irgendwie war ich froh darüber. Aber ich war nicht der Einzige, der auf seiner Liste stand, auch Suko gehörte dazu. Es war eine Selbstverständlichkeit, dass ich ihm Bescheid gab. Ich wollte meine Wohnung nicht verlassen und rief ihn deshalb an.
»Das habe ich mir gedacht, dass du es bist, John.«
»Und ich habe einen Grund.«
»Mach es nicht so spannend.«
Ich tat ihm den Gefallen und rückte damit heraus, was ich erfahren hatte.
Suko war es gewohnt, zuzuhören und erst später seinen Kommentar abzugeben. Das tat er auch jetzt, aber erst, nachdem er leise gestöhnt hatte.
»Er also!«
Damit meinte er den Teufel. Ich allerdings fügte noch etwas hinzu. »Nicht nur er. Man kann sagen, dass er so etwas wie ein Mentor ist. Aber es ist ihm wieder mal gelungen, einen Menschen an sich zu binden, der für ihn die Drecksarbeit erledigt, sodass er sich im Hintergrund die Hände reiben kann.«
»Ja«, murmelte Suko, »wie sollte es auch anders sein. Viel haben wir nicht erfahren. Es reicht also nicht für einen Plan. Hast du denn einen Verdacht?«
»Nein, den habe ich nicht. Ich weiß nicht mal, wer mich angerufen hat. Ob es ein Mann oder eine Frau gewesen ist. Da stehe ich auf dem Schlauch.«
»Wir wissen demnach nicht, wie es weitergeht.«
»Aber es geht weiter, Suko. Das war nur der Anfang. Darauf leiste ich einen Eid.«
»Soll ich rüberkommen? Ich meine, auch ich stehe auf der Liste, wie ich hörte.«
»Ja, das ist besser.«
»Gut, ich bin gleich bei dir.«
***
Um Suko einzulassen, öffnete ich schon mal die Wohnungstür. Er trat in den Flur und schüttelte den Kopf. »Das ist verrückt«, sagte er, »das kriege ich nicht gebacken.« Er schloss die Tür. »Da gibt es jemanden, der mit uns Katz und Maus spielt.«
»Ja, so ähnlich.«
»Und wir warten, bis sich die andere Seite wieder meldet?«
»Gegenfrage: Hast du einen anderen Vorschlag?«
Er sah mich an und schüttelte den Kopf. »Nein, im Moment nicht. Warten wir einfach ab. Ich gehe mal davon aus, dass du einen weiteren Anruf erhältst. Schritt für Schritt nach vorn gehen, bis man dich oder uns so weit hat.«
»Aber wer?«
Suko musste lachen. »Da kann ich dir auch nicht helfen. Das können viele sein, die nicht auf unserer Seite stehen. Viel Feind und damit viel Ehr.«
So sah es aus. Es hatte auch keinen Sinn, wenn wir grübelten. Wir mussten alles auf uns zukommen lassen.
Suko setzte sich in einen Sessel. Die Ruhe hatte ich nicht. Ich ging immer auf und ab und behielt das Telefon im Auge. Dabei wollte ich es hypnotisieren und dafür sorgen, dass es sich meldete, aber den Gefallen tat es mir nicht.
Vier Morde hatte es gegeben. Vier blutige Untaten. Mit jeder Minute, die verging, konnten es mehr werden, und genau das wollte ich auf keinen Fall, wusste allerdings auch nicht, wie ich es ändern sollte.
Und dann passierte es.
Wieder schlug das Telefon an und schickte seine harmlose Melodie durch den Raum.
Genau auf diesen Anruf hatte ich gewartet. So schnell wie möglich schnappte ich mir den Hörer. Auch diesmal musste ich mich nicht melden.
»Gut, dass ich dich erwische, John!«
Es war Tanners Stimme, aber sie klang nicht so wie sonst. Etwas schien ihn schwer zu belasten und lag wie ein großes Gewicht auf seiner Seele.
Mit ihm als Anrufer hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Dementsprechend groß war mein Erstaunen.
»Ähm – du?«
»Genau, John, ich. Und das hat auch seinen Grund.«
»Dann mal raus damit.« Ich wusste, dass er mit dem Fall zusammenhängen musste, und ich hörte Tanner schwer atmen.
So kannte ich ihn nicht. »Was ist denn los?«
»Es ist furchtbar, John. Unser Killer hat wieder zugeschlagen.«
»Verdammt!«
»Das kannst du laut sagen. Er hat mich angerufen, aber frag mich jetzt nicht, ob ich die Stimme erkannt habe. Das ist nämlich nicht der Fall gewesen.«
»Und was ist genau passiert?«
»Simon Blake wurde ermordet!«
Der Satz saß. Ich schnappte nach Luft. Plötzlich war mir die Kehle eng geworden. Suko, der mithörte, schüttelte nur den Kopf.
Ich riss mich zusammen. Ich durfte mich jetzt nicht von meinen Gefühlen leiten lassen.
»Wo ist es passiert? Bist du am Tatort?«
»Nein, das bin ich nicht, ich rufe dich aus meiner Wohnung
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