1698 - Die Satanistin
sagte Suko, bevor er in der Wohnung verschwand.
Wie immer, wenn ich nach Haue kam, öffnete ich im Wohnzimmer das Fenster und ließ frische Luft herein. An diesem Abend roch sie feucht, obwohl es nicht regnete. Wolkenberge türmten sich am Himmel, und über der Stadt schwebte ein leichter Dunst.
Einen Happen zu essen brauchte ich nicht. Ich hatte keinen Hunger, mir war auch nicht danach, denn der leichte Druck um den Magen herum wollte einfach nicht weichen.
Im Zimmer war es ruhig, und doch ging ich davon aus, dass etwas passieren würde. Wir waren jetzt das Zielobjekt des unbekannten Täters oder der Täterin, und ich wunderte mich schon, dass man Suko und mich kannte.
Woher?
Da gab es mehrere Antworten. Es konnte sein, dass die Person zur anderen Seite gehörte, also eine Schwarzblüterin war. Dann wäre die Erklärung normal gewesen.
Es gab noch eine weitere Möglichkeiten. Zum Beispiel, dass sie gute Kontakte zu Polizeiorganisationen hatte. Suko und ich waren ja nicht ganz unbekannt, obwohl wir es vermieden, in den Zeitungen zu stehen, aber manchmal ließ sich das nicht vermeiden.
Jedenfalls hatte die Person alles im Blick. Damit meinte ich die Tatorte. Sie war gut informiert, und das gab mir schon zu denken. So sehr ich mich auch quälte, ich kam zu keiner Lösung. Es ärgerte mich, denn ich mochte es nicht, wenn immer nur die andere Seite agierte.
Leider würde es so bleiben, und ich konnte nichts anderes tun, als zu warten. Das wollte ich nicht mit trockener Kehle. Ein Bier war tabu, und so entschied ich mich für Mineralwasser, das ich allerdings mit Orangensaft mixte, um wenigstens etwas Geschmack zu haben.
Meine Wohnung hatte sich für mich in einen Käfig verwandelt. Ich war der Tiger, der darin umherging.
An einen direkten Angriff glaubte ich nicht. Dieses Risiko würde die andere Seite nicht eingehen. Ich rechnete eher damit, dass sie an einer anderen Möglichkeit bastelte, um mich und auch Suko aus der Reserve zu locken.
Zwar hatte ich irgendwie mit einem Anruf gerechnet, zuckte aber schon zusammen, als ich die Melodie hörte und für einen Moment auf die Station mit dem Apparat starrte. Beim dritten Geräusch ging ich hin, schaute auf das Display, das mir nichts sagte, weil es leer war, hob ab und sagte nichts.
Der Anrufer legte nicht auf. Ich hörte ein ungewöhnliches Geräusch. Es konnte sich durchaus um Atemzüge handeln, ich war mir aber nicht sicher.
Ich übernahm die Initiative. Für mich stand sowieso fest, dass es der Mörder war, und ich sagte mit schneller und auch lauter Stimme: »Ich lege auf, wenn …«
»Willst du das wirklich tun, Sinclair?«
Na bitte, es ging doch. Natürlich selektierte ich im Kopf, um wessen Stimme es sich handeln könnte. Ich fand einfach nicht heraus, ob nun eine Frau oder ein Mann gesprochen hatte, aber das war im Moment auch nicht wichtig. Es zählte nur, dass ich Kontakt mit dem Mörder hatte.
»Was wollen Sie?«
»Dich!«
Ich blieb locker. »Oh, wie nett. Und weiter?«
»Auch deinen Kollegen!«
»Gut, ich werde es ihm sagen. Aber ich wüsste gern, mit wem ich spreche.«
»Das soll eine Überraschung sein, wenn wir uns sehen.«
»Okay. Und wann wird das sein?«
»Bald, Sinclair, bald. Den nächsten Sonnenaufgang wirst du nicht mehr erleben …«
Mehr wurde mir nicht gesagt, aber es folgte plötzlich ein Lachen, das mich zusammenzucken ließ. Es klang hart, blechern, eisig und triumphierend zugleich.
Urplötzlich war die Verbindung weg. Nur der Nachhall des Gelächters echote noch in meinen Ohren, und ich hatte tatsächlich eine Gänsehaut bekommen. Ja, auch mir passierte so etwas.
Das hatte seinen Grund, denn ich kannte das Lachen, und ich glaubte nicht, dass es von dem Anrufer oder der Anruferin stammte. Das hatte jemand anderer abgegeben, und als ich mich näher mit dem Gedanken beschäftigte, wurde meine Gänsehaut noch ein wenig dichter.
So lachte nur einer.
Asmodis! Der Teufel! Der Satan! Mein Erzfeind, mit dem ich mir schon manches Duell geliefert hatte, wobei es nie einen richtigen Sieger gegeben hatte. Ich lebte noch und er existierte ebenfalls. Aber ich wusste jetzt mehr. Er steckte letztendlich hinter den Taten. Das war nicht mal ein großer Schock für mich. Irgendwie hatte ich damit rechnen müssen, denn es lag schon länger zurück, dass ich von ihm etwas gehört hatte. Und jetzt mischte er wieder mit.
Aber er war es nicht allein, das stand für mich fest. So gut kannten wir uns. Der Teufel war meiner Meinung nach
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