17 - Das Konzil der Verdammten
zu mildern. Er hat Theodor entsandt, um unter ihnen als Erzbischof von Canterbury zu wirken. Auch wendet er sich gegen die Ketzerei des Monotheletismus und ist bestrebt, alle Kirchen in einen Gleichklang mit Rom zu bringen. Deshalb ist dieses Konzil von so großer Bedeutung.«
»Offenbar dient sein Ehrgeiz der Stärkung Roms«, bemerkte Fidelma vorsichtig.
»Ein Ehrgeiz, der nur der Stärkung des Glaubens dient.«
»Wir werden unser Bestes tun, um die Vorfälle zu klären, die zum Aufschub der Eröffnung des Konzils geführt haben. Was ich gern gewusst hätte, Nuntius, hast du Bischof Leodegar gegenüber erwähnt, dass du mich kennst?«
»Nein. Ich wollte erst sehen, ob du wirklich die Fidelma bist, der ich in Rom begegnet bin. Möchtest du, dass ich ihm das sage?«
»Es stünde ganz bei dir«, erwiderte sie.
»Falls du irgendwann Hilfe benötigst, vertrau darauf, Schwester, du hast einen einflussreichen Freund im Lateran«, versicherte ihr der Nuntius. »Und wenn ich hier etwas tun kann, lass es mich wissen. Vielleicht lässt es sich einrichten, dass wir uns später treffen und über die vergangenen Jahre plaudern. Der Ehrwürdige Gelasius wird von mir hören wollen, wie es dir inzwischen ergangen ist.«
»Wir könnten uns vor der Abendmahlzeit im calefactorium treffen«, schlug Fidelma vor.
»Wunderbar. Ich werde dort sein.«
Nuntius Peregrinus drehte sich um, winkte noch einmal zurück und eilte davon. Aus einer Ecke löste sich sein schweigsamer Schatten und folgte ihm. Das war ein bewaffneter Hüter aus dem Lateran-Palast, der Peregrinus beigegeben war, um sein Ansehen als Gesandter von Papst Vitalianus zu erhöhen.
»Die Welt ist ein Dorf«, murmelte Eadulf, während sie auf die Pforte zugingen.
»Es könnte nützlich sein, dass der Nuntius sich an uns erinnert«, meinte Fidelma. »Ich habe das Gefühl, wir werden seine Hilfe noch benötigen, um mit Bischof Leodegar zurechtzukommen.«
K APITEL 9
Fidelma und Eadulf traten auf den großen Vorplatz der Abtei. Sie ließen sich Zeit, als sie über die Steinplatten gingen und dem breiten Fahrweg zustrebten, der zu dem geräumigen Haupthof führte. An seiner einen Seite befand sich ein mächtiges Holzportal; es erwies sich als Eingang zum domus feminarum . Der Hof als solcher war hübsch angelegt. Wie überall auf derartigen Höfen plätscherte in seiner Mitte ein Springbrunnen. Er stellte ein seltsames Wesen aus Marmor dar, aus dessen Maul Wasser sprudelte. Gegenüber dem Zugang zum domus feminarum gab es eine weitere Tür, die aber zugesperrt war und durch die man offensichtlich in das Reich der Mönche hätte gelangen können. Weiter unten an der Auffahrt hatte Eadulf noch einen anderen düsteren Torbogen gesehen; er hatte ihn für einen weiteren Klostereingang gehalten, hinter dem sich möglicherweise eine Abkürzung zum Hauptgebäude verbarg. Aber auch da war alles verriegelt gewesen.
Sie näherten sich dem großen, mit Eisen beschlagenen Eichenportal. Fidelma zog an dem Seil, das an einer Seite hing, woraufhin es drinnen schellte. Sie harrten der Dinge, die da kommen würden. Nicht lange, und eine Luke öffnete sich, aus der sie zwei fahle Augen musterten.
»Ich bin Schwester Fidelma, und das neben mir ist Bruder Eadulf. Wir möchten die abbatissa sprechen, die Äbtissin Audofleda. Wir sind ihr angekündigt.«
»Wartet!«, lautete die gebieterische Antwort, und die Luke wurde wieder zugeschlagen.
»Einen freundlichen Empfang kann man das nicht gerade nennen«, stellte Fidelma ironisch fest.
Dann wurden geräuschvoll die Riegel zurückgezogen. Langsam schwang die Tür nach innen auf, und sie erblickten eine Nonne – groß, mit strengem Gesicht, auffallender Nase, fast schwarzen Augenbrauen und hellblauen Augen. Die Hände hielt sie verborgen in den Falten ihres schwarzen Habits.
»Kommt herein!«, forderte sie sie im Befehlston auf und trat einen Schritt zur Seite. Beim Eintreten bemerkten sie eine weitere Nonne, vermutlich die Torhüterin, denn sie schob die schwere Tür hinter ihnen wieder zu. Auch jetzt ging das nicht ohne Lärm ab, denn die Riegel schlugen beim Vorschieben wie ein Hammer auf einem Amboss an.
»Bist du Äbtissin Audofleda?«, fragte Fidelma die erste Nonne.
Sie verneinte ungehalten. »Ich bin Schwester Radegund. Ich diene der abbatissa . Folgt mir.« Ihre Umgangsart wie ihr ganzes Wesen waren feindselig.
Sie drehte sich abrupt um und eilte rasch einen überwölbten Gang entlang, der in einen engen Innenhof mündete, wandte sich dort nach
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