Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
rechts und hastete einen anderen kurzen Gang entlang bis zu einer Wendeltreppe. Dort nahm sie die Stufen mit erstaunlicher Geschwindigkeit, ohne sich auch nur einmal umzusehen, ob die Gäste mit ihr überhaupt Schritt halten konnten, und entschwand in einem weiteren Durchgang. Eadulf hatte schon viele Klöster gesehen, aber keins, das einen mit solcher Düsterkeit umfing. Die Abteilung für die Mönche war schon grau und bedrückend gewesen, aber das domus feminarum war weit schlimmer. Beim Anblick der grauen Steinwände fühlte er sich regelrecht niedergedrückt; vergeblich hielt er nach etwas Aufheiterndem Ausschau – Blumen, Ikonen, Wandmalereien –, nach etwas, das den Eindruck einer Festung minderte, schließlich war es doch ein Haus zum Lob und zur Ehre Gottes.
Unversehens war Schwester Radegund vor einer Tür stehengeblieben. Erst jetzt drehte sie sich um und würdigte Fidelma und Eadulf eines Blicks, und der war so abschätzend, als wollte sie sich vergewissern, ob die beiden einen genügend würdigen Eindruck machten, um vorgelassen zu werden. Dann klopfte sie an die Tür. Eine verhaltene Stimme forderte sie auf, näher zu treten.
Sie befanden sich im Arbeitszimmer der Äbtissin. Zwar hatte auch sie mit ihren Schwestern die Morgen- und Abendandachten besucht, war aber für Fidelma und Eadulf unsichtbar geblieben, da die Frauen durch einen gesonderten Zugang in die Kapelle gelangten und dank der hölzernen Trennwände den Blicken der Mönche verborgen waren. Äbtissin Audofleda saß hinter ihrem Tisch; ihr Schleier war so weit zurückgezogen, dass ihr Gesicht frei, das Haar jedoch bedeckt war. Sie war eine Frau mittleren Alters; eine Schönheit war sie wohl nie gewesen mit der kantigen Stirn, den hervortretenden Wangenknochen und der auffallend großen Nase, die zudem einen Buckel aufwies, so dass man fast von einer Hakennase
sprechen konnte. Die Augen waren fahl und ohne jede Wärme,
die Lippen schmal und die Haut bis auf ein paar Flecken an
den Wangen bleich.
»Das sind Schwester Fidelma und Bruder Eadulf, abbatissa «,
wusste Schwester Radegund zu melden. Ehrerbietig stand sie
mit gefalteten Händen und niedergeschlagenen Augen vor
ihr.
Die Äbtissin ihrerseits hatte die Hände entschieden auf den
Tisch gelegt und saß leicht zurückgelehnt. Ungehalten betrachtete sie erst Eadulf, dann Fidelma.
»Bischof Leodegar hat mir nahegelegt, euch zu empfangen.
Er sagt, ihr hättet die Bitte geäußert, mich zu sprechen. Worum
geht es?« Ihre Stimme klang gebieterisch, und sie sprach
schlechtes Latein.
»Wir sind …«, begann Fidelma, wurde aber durch die gebieterische Gebärde einer hageren, bleichen Hand zum Schweigen gebracht.
»Wer du bist, weiß ich, Schwester. Darüber wurden wir neulich Abend aufgeklärt, als Bischof Leodegar in der Kapelle zur
Gemeinde sprach. Man hat dir gestattet, die Begleitumstände
des Todes eines der Abgesandten zum Konzil zu erforschen.
Ich bin dagegen. Eine Frau hat da nichts zu suchen, schon gar
nicht eine, die vorgibt, eine fromme Schwester zu sein. Aber
der Bischof hat nun einmal diese befremdliche Entscheidung
getroffen. Mich hat man nicht gefragt. Und jetzt möchte ich
wissen, was dich hierher führt.«
Fidelma wechselte einen flüchtigen Blick mit Eadulf. Äbtissin Audofleda verhielt sich ebenso unfreundlich wie sie aussah.
»Wir möchten dir ein paar Fragen stellen«, erwiderte sie
kühl.
»Dafür gibt es meines Erachtens keinerlei Anlass. Wir Schwestern leben getrennt von den Brüdern der Abtei. Wir haben nichts mit dem Todesfall zu tun. Alles, was damit im Zusammenhang steht, entzieht sich unserer Kenntnis, auch wollen wir nichts darüber wissen.«
Eadulf sah, wie Fidelmas Augen schmal wurden. Er wusste, was das bedeutete. Rasch kam er ihr zuvor.
»Wir bitten um Nachsicht, abbatissa «, beeilte er sich zu versichern und befleißigte sich eines versöhnlichen Tons. »Wir sind nicht ohne Grund hier, denn wir glauben, die Schwesternschaft hat im gewissen Sinn doch etwas mit den Todesumständen von Abt Dabhóc zu tun.«
Äbtissin Audofleda zog die dünnen Augenbrauen hoch. »Hältst du mich für eine Lügnerin? Ich habe jeden Zusammenhang zwischen uns und dem Todesfall verneint.«
Eadulf war über die unverhohlene Feindseligkeit der Frau erschrocken. Fidelma hingegen hatte sich inzwischen wieder in der Hand und versuchte, sich auf Eadulfs diplomatisches Herangehen einzulassen.
»Nichts liegt uns ferner als anzuzweifeln, dass du uns eine wahrheitsgemäße Auskunft gegeben

Weitere Kostenlose Bücher