17 - Das Konzil der Verdammten
Umgang?« Eadulf versuchte, eine lateinische Entsprechung dafür zu finden. »Oder meinst du arglos? Das wäre nicht dasselbe wie töricht.«
»Für manche Leute vielleicht nicht», entgegnete Fidelma. »Was ich damit sagen will ist, er spürt vielleicht gar nicht, dass er sich falsch verhält. Vielleicht hat das etwas mit seinem kulturellen Hintergrund zu tun.«
Eadulf krauste die Nase, denn die Sitten und Anschauungen der Franken waren denen seines Volkes nicht unähnlich.
Sie durchquerten das anticum , wo Eadulf Bruder Chilperic, den Verwalter, entdeckte, der sich mit einem Möbelstück abmühte.
»Da hätten wir einen, der über Leodegars Kultur Bescheid wissen dürfte«, sagte er.
Auch Bruder Chilperic hatte sie bemerkt und sah überrascht auf. Zweifelsohne ging er davon aus, dass der Bischof sie energisch zurechtgewiesen hatte, und war nun unsicher, wie er ihnen begegnen sollte.
»Ist alles in Ordnung?«, erkundigte er sich, als sie auf ihn zukamen.
»Gibt es einen Grund, etwas anderes zu denken?«, entgegnete Fidelma unschuldig.
»Ich hatte den Eindruck, der Bischof war über irgendetwas verärgert, deshalb habe ich gefragt«, erwiderte der Verwalter, jetzt schon etwas lockerer.
»Grund zur Verärgerung hatten wir«, erklärte Eadulf. »Wir hatten das Gefühl, dass man unseren Nachforschungen nicht den nötigen Ernst entgegenbringt.«
»Das glaube ich nicht«, beeilte sich Bruder Chilperic zu sagen. »Die Gemeinschaft ist ehrlich besorgt und erwartet nichts sehnlicher als eure Ergebnisse. Bischof Ordgar schreitet in seinem Zimmer wie ein eingesperrter Löwe rastlos auf und ab, und Abt Cadfan verfügt in mehreren Sprachen über ein erstaunliches Vokabular; ich danke Gott, dass keine Frauen da sind, die das mit anhören müssen … Da kann ich dich nur um Nachsicht bitten, Schwester«.
Fidelma lachte. »Ich kann mir Abt Cadfans Wortwahl gut vorstellen, egal in welcher Sprache. Es ist ja auch nicht leicht, unter Verdacht zu stehen und die ganze Zeit in einem einzigen Raum festgehalten zu werden. Wenn ich die Sache anders handhaben könnte, würde ich es gern tun. Aber was würde dabei herauskommen, wenn die beiden Prälaten sich frei bewegen könnten? Dass sie aufeinandertreffen, ließe sich kaum vermeiden, und nach dem, was sich vorher zwischen ihnen abgespielt hat, dürfte die Begegnung nicht gerade freundschaftlich ausfallen.«
Bruder Chilperic hing eine Weile dem Gedanken nach und nickte dann.
»Vermutlich würden sie aufeinander losgehen, und wir hätten den nächsten Toten. Bischof Ordgar ist übrigens außer sich, dass man ihm die Teilnahme an Gräfin Beretrudes Empfang verwehrt.«
»Solange die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, scheint es mir nicht ratsam, sie gemeinsam irgendwohin einzuladen. Und nur einen von beiden zum Empfang gehen zu lassen, würde unweigerlich den Eindruck erwecken, dass man den anderen für schuldig hält«, legte Fidelma dar. »Ist denn der Empfang von so großer Bedeutung?«
Eadulf durchschaute sofort, worauf sie aus war. Sie wollte Näheres erfahren.
»Gräfin Beretrude hält es als Mutter unseres Gaufürsten für angemessen, dass die Gäste, die sich hier versammeln, um Fragen des Glaubens zu erörtern, offiziell begrüßt werden.«
»Wird Graf Guntram bei dieser Begrüßungsfeier ebenfalls zugegen sein?«
Der Verwalter war peinlich berührt.
»Graf Guntram ist ein junger Mann, der, wie ich leider zugeben muss, seine Herrscherpflichten nicht gerade ernst nimmt. Man wird über seine Abwesenheit hinwegsehen müssen. Von den Jahren her ist er erwachsen genug, aber seine Leidenschaft gilt der Jagd, dem Wein und …« Er dämpfte seine Stimme. »Er ist leider kein guter Vertreter der Burgunden.«
»Seit wann steht Burgund unter der Herrschaft der Franken?«, wollte Eadulf wissen. »Man spürt immer noch einen gewissen Groll zwischen den Burgunden und Franken.«
»Unsere Unabhängigkeit haben wir erst vor wenigen Generationen verloren.«
»Du bist demnach selbst Burgunde?«, vergewisserte sich Fidelma.
Bruder Chilperic streckte sich selbstbewusst. »Ich bin stolz darauf, dass ich von Gundahar abstamme, dem Begründer unserer Nation«, bekannte er feierlich.
»Jetzt werdet ihr aber von den Franken regiert.«
»Das Heer der Franken hat Gudomar, unseren letzten König, und unsere Kämpfer besiegt. Aber unseren Namen und unsere Identität haben wir uns erhalten. Wir sind Burgunden.«
Fidelma überlegte. »Willst du damit sagen, dass ihr – die Burgunden – lieber eigenständig,
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