17 - Das Konzil der Verdammten
ihrer Verhaltensweise zur Rechenschaft zu ziehen.«
Bischof Leodegars Gesichtszüge hellten sich auf. »Ich bin zuversichtlich, sie zu einer bereitwilligen Mitarbeit zu gewinnen, und werde sie in eurem Sinne tadeln.«
»Das heißt, sie wird Bruder Eadulf und mir den Zugang zum domus feminarum gestatten, um auch dort unsere Nachforschungen zu betreiben?«, vergewisserte sich Fidelma.
Zum Einverständnis neigte er ergeben den Kopf.
Fidelma zögerte noch ein wenig, gab dann aber aufseufzend nach.
»Also gut. Das mit dem Beschwerdebrief stelle ich einstweilen zurück. Wir werden die Angelegenheit erneut überdenken, wenn die Zeit gekommen ist, Rom über den Ausgang des Konzils Bericht zu erstatten. Da fällt mir ein, einer der Zeugen, die ich befragt habe, ist der Schreiber Bruder Sigeric. Er war ausgesprochen hilfreich. Ich lege Wert darauf, dass ihm kein Ungemach widerfährt.«
Bischof Leodegar kniff die Augen zusammen. »Ihm kein Ungemach widerfährt?«, fragte er vorsichtig.
Fidelma machte eine Geste, die alles und nichts bedeuten konnte. »Vielleicht habe ich mich ein wenig grob ausgedrückt. Ich wollte lediglich sagen, dass für meinen Abschlussbericht sein Wohlbefinden von Bedeutung ist.«
Sie sahen sich in die Augen, und ohne Frage verstand der Bischof, was sie gemeint hatte. Er war der Erste, der den Blick abwandte.
»Es gibt keinen Anlass zu befürchten, dass Bruder Sigeric etwas zustoßen könnte«, sagte er entschieden. »Ich werde dafür Sorge tragen.«
»Das ist gut. Damit wäre alles gesagt.«
Sie drehte sich um und wollte gehen, aber der Bischof hielt sie zurück.
»Ich bitte um einen weiteren Moment, Fidelma. Da ist noch eine andere Sache. Gräfin Beretrude hat alle Teilnehmer des Konzils zu einem Empfang in ihre Villa gebeten, nur ein kurzes Stück Fußweg von hier. Sie ist die Mutter von Graf Guntram, unserem Gaugrafen. Natürlich hätte es sich gehört, dass Guntram die ausländischen Gäste zum Empfang lädt, aber …« Er zuckte mit den Schultern. »Graf Guntram nimmt derartige Aufgaben nicht gerade ernst, und oft empfängt seine Mutter herausragende Gäste in seinem Namen. Auch du und Bruder Eadulf, ihr seid beide geladen.«
»Wir nehmen die Einladung mit Freuden an. Wann soll der Empfang sein?«
»Heute am späten Nachmittag. Ich habe alle gebeten, sich im anticum einzufinden, sowie sie die Glocke läuten hören.«
»Dann würden wir gern noch vorher mit Äbtissin Audofleda sprechen.«
Prompt setzte er eine bedauernde Miene auf.
»Zuvor müsste ich sie selbst sehen, um ihr den Vorfall zu erklären, aber vor heute Abend ist das nicht möglich, da sie sich anderen Aufgaben widmen muss. Lässt sich eure Begegnung bis morgen früh verschieben? Ich versichere, dass es dann in Ordnung geht.«
Fidelma sah ein, dass ihr nichts anderes übrigblieb, als sich mit dem Aufschub einverstanden zu erklären.
»Ich kümmere mich darum«, versprach der Bischof. »Gräfin Beretrude wird es ein Vergnügen sein, euch heute Abend willkommen zu heißen. Als sie von eurer Ankunft in Autun hörte und davon, dass ihr in Sachen Abt Dabhóc ermittelt, hat sie ausdrücklich auf eure Gegenwart Wert gelegt. Auch hat sie ihre Einladung auf alle Frauen ausgedehnt, die in Begleitung der Gesandten angereist sind. Sie ist sich wohl bewusst, dass in anderen Ländern andere Sitten herrschen, und hat äußerst liberale Vorstellungen.«
»Wir werden sie nicht enttäuschen.«
Draußen vor dem Gemach des Bischofs musste Eadulf lachen. »Das war ein gekonntes Stück Diplomatie«, sagte er anerkennend.
Fidelma spielte die Sache mit einem alten Sprichwort ihres Volkes herunter: »Cain cach sái, discir cach dái.«
Eadulf hatte Schwierigkeiten, es richtig zu deuten.
»Der kluge Mann ist höflich, der Tor spuckt große Töne.«
»Du hältst den Bischof für einen Toren?«
»Für töricht genug, nicht zu begreifen, dass ein kluger Mensch ihn in seiner Anmaßung durchschaut. Doch das lässt mich meine bisherige Einschätzung seiner Person überdenken …«
»Inwiefern?«
»Ich hatte das Gefühl, so, wie sich der Bischof gab, machte er sich äußerst verdächtig, in die Geschichte mit verwickelt zu sein. Wenn ich es mir aber recht überlege …«
»Kommt dir was anderes in den Sinn?«
»Wenn er mit drinsteckt, würde er sich anders verhalten und vermeiden, irgendeinen Verdacht zu erregen. Also ist er entweder tatsächlich ein Tor, oder er ist …«, sie suchte nach dem passenden Wort, « … aneladnach .«
»Ungehobelt? Ohne Geschick im
Weitere Kostenlose Bücher