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17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat

17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat

Titel: 17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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vierzig Meter tief. Eine schmale Schienenspur folgte der Förderstrecke. Lennet zögerte noch. Er überlegte, welche Richtung er einschlagen sollte, als er ein fernes Geräusch vernahm. Kurze Zeit darauf bog eine kleine Kohlenlore um die Kurve des linken Ganges.
    Der Agent trat zurück, um sie vorbeizulassen, aber sie hielt  genau vor ihm an.
    Sie war leer.
    Irgend jemand spielt hier wohl gerne Eisenbahn, dachte Lennet. Noch einmal schaute er in beide Richtungen, aber es kam niemand. Damit war klar, was die Lore bedeuten sollte.
    Lennet stieg ein.
    »Ich hatte es schon immer gern komfortabel«, sagte er laut.
    »Warum soll ich also laufen, wenn ich zum Fahren eingeladen werde?«  Kaum war Lennet eingestiegen, als sich die Lore auch schon in Bewegung setzte. Bequem in sein Fahrzeug gelehnt, sah der Agent zu, wie die seitlichen Stützen der Förderstrecke an ihm vorbeirauschten, nur dann und wann durch eine trübe  Glühlampe spärlich erhellt. Die Strecke war recht gerade, allerdings nahmen die wenigen, langgestreckten Kurven Lennet die Sicht nach vorn. Fast wie in der Metro, stellte er fest, nur nicht so viele Leute! Er war seit etwa einer Minute in der Lore unterwegs und hatte schätzungsweise 500 Meter zurückgelegt, als er vor sich mehrere mächtige stählerne Bögen gewahrte, unter denen die Schienen verliefen. Hoffentlich schneidet mir das Ding da vorne nicht den Kopf ab, dachte er und schmiegte sich eng an den Boden der Lore.
    Hätte er gewußt, was diese Bögen wirklich waren, hätte er sich ganz andere Sorgen gemacht. Als er an dem Apparat ankam  - es handelte sich um eine automatische Kippvorrichtung -, neigte sich die Lore auf die Seite, und Lennet rutschte, ohne sich wehren zu können, eine lange, schräge Ebene hinunter, als wäre er nichts als ein staubiger Kohlehaufen. Er landete auf einem Förderband, das sich sofort ruckend in Bewegung setzte. Das Förderband verlief quer zu den Schienen. Lennet kam unter der Kippvorrichtung vorbei, dann unter den Schienen, wurde einen Schacht höher transportiert und landete schließlich in einem riesigen unterirdischen Saal mit mehreren Maschinen -  wahrscheinlich Kohlenhobeln.
    Von dem Saal aus gingen mehrere Laufbänder in  verschiedene Richtungen. In der Mitte des Raums befand sich eine Glaskonstruktion, vor der Lennets Förderband anhielt.
    Die Tür der großen Glaskabine war offen. Lennet ging hinein, weil man das offensichtlich von ihm erwartete.
    Die Kabine war hell erleuchtet. Auf einem Metalltisch, einer Art Schaltpult, sah er Knöpfe und Hebel der verschiedensten Sorten. Hinter dem Schaltpult standen verchromte Metallstühle und genau davor ein seltsam aussehender Sessel, an dessen Lehnen sich metallische Ringe befanden.
    Der Sessel war leer. Auf den Stühlen saßen drei Menschen: in der Mitte ein Mann mit sehr brauner Haut, der einen  schweigsamen Eindruck machte und den Overall eines  Heizungsmonteurs trug. Die Ärmel waren hochgekrempelt und ließen eindrucksvolle Muskelpakete erkennen. Links von ihm saß Selima Kebir, die sich mittlerweile gewaschen hatte, aber noch immer das rote Band um den Kopf trug. Zu seiner Rechten hatte ein hochgewachsener Mann Platz genommen, der in einen exzellent geschnittenen grauen Maßanzug gekleidet war und zum weißen Hemd mit gestärkten Manschetten eine  Seidenkrawatte in einem gedämpften Bordeauxton umgebunden hatte. Seine Haut war sportlich gebräunt, und seine Oberlippe zierte ein langsam ergrauender, schmaler Schnurrbart.
    Diesen Mann kannte Lennet. Es war Oberst Chibani, dem er schon mehrfach begegnet war. Die se Begegnungen waren  niemals sehr freundschaftlich verlaufen...
    Der Oberst hatte sich kaum verändert. Das einzige, was Lennet auffiel, war, daß der zarte Duft eines teuren  Herrenparfüms, der ihn sonst immer umgab, heute fehlte.
    »Guten Tag, Lennet«, grüßte Chibani in der ihm eigenen, ausgesucht höflichen Art. Seine Stimme hatte einen seltsam metallischen Klang. »Sie haben sicher nicht erwartet, mich hier  anzutreffen.«
    »Sie haben völlig recht, Oberst, die Überraschung ist Ihnen gelungen«, gab Lennet zu. »Nichtsdestoweniger grüße ich Sie!«
    »Als wir uns das erste Mal trafen, haben Sie mich zur Persona non grata Ihres Landes erklären lassen. Das zweite Mal haben Sie versucht, mich den Krokodilen zum Faß vorzuwerfen. Beim dritten Mal haben Sie meine Beförderung zum General  hintertrieben. Sie geben sicher zu, daß wir beide uns unter allen Umständen noch einmal näher

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