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17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat

17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat

Titel: 17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Meeresschaum befand sich trotz ihres Namens nicht sehr nah an der Küste, sondern am Ende einer dunklen Sackgasse, weitab von den anderen Häusern.
    »Auf den letzten hundert Metern machen wir die  Scheinwerfer aus - oder noch besser: wir gehen zu Fuß.
    Wenn jemand drin ist, bemerkt er uns wenigstens nicht!«  schlug Lennet vor.
    Er war entschlossen, genauso vorsichtig wie bisher  vorzugehen, um bei Selima kein Mißtrauen zu wecken.
    »Ich glaube zwar wirklich nicht, daß jemand drin ist«, sagte Selima mit einem kaum merklichen Anflug von Nervosität,  »aber Ihre Vorsicht hat uns heute schon ein paarmal gerettet.
    Halt, wir sind da! Hier können Sie anhalten.«  Lennet parkte den Lkw unter einigen Platanen am Anfang der Sackgasse und sprang hinaus. Auch Selima kletterte hinunter.
    Der Regen hatte aufgehört, aber vom Meer her kam ein kalter Wind. Die Luft schmeckte nach Salz. Die Nacht war still und schwarz.
    »Hier geht's lang«, sagte Selima.
    Sie nahm Lennets Hand und führte ihn durch die kleine  Straße, die an den Seiten durch hohe Mauern und die Gittertore anderer Anwesen begrenzt wurde.
    »Hier liegen überall ziemlich dicke Steine rum, Lennet«, warnte Selima ihn, »passen Sie auf, daß Sie sich nicht weh tun.«  Wieso war diese Verräterin so freundlich? Beinahe hätte Lennet eine ironische Bemerkung gemacht, riß sich aber zusammen und folgte dem Mädchen schweigend.
    Am Ende des Sträßchens war ein hohes Gittertor, dessen beide Flügel von einer Kette mit einem Vorhängeschloß  zusammengehalten wurden.
    »Was sollen wir tun? Das Schloß aufbrechen? Die Kette  zerschneiden? Drübersteigen?« fragte Selima ratlos.
    Lennet zögerte.
    »Ich würde schon drüberklettern. Das geht am schnellsten und macht den wenigsten Krach. Aber Sie können das doch  bestimmt nicht, oder?«
    »Ich glaube nicht, aber...«
    »Aber was?«
    »Brauchen Sie mich denn überhaupt? Sie kommen direkt an einer Terrasse an. Die Terrassentür ist der Eingang zum Wohnzimmer. Der Tresor ist hinter einem Bild, das eine Seeschlacht darstellt. Sie können es eigentlich gar nicht verfehlen. Soll ich nicht lieber hierbleiben und Wache schieben?«  Einen Augenblick lang schauten sie sich direkt in die Augen.
    Sie standen so dicht beieinander, daß sie sich berührten. Tja, Kleine, dachte Lennet, es scheint dir doch nicht so recht zu gefallen, daß du mich hier in die Falle gelockt hast und gleich zusehen mußt, wie die Falsopes über mich hereinbrechen!  Wart's nur ab, ich laß mir so leicht nichts gefallen! Laut sagte Lennet: »Ja, Selima, das ist wirklich eine gute Idee. Wenn ich Sie brauche, dann rufe ich Sie, indem ich ein Käuzchen nachmache.
    Dann müssen Sie allerdings versuchen, über das Gitter zu klettern, auch wenn Sie sich dabei die Kleider zerreißen.
    Einverstanden?«
    »Ich verspreche es Ihnen«, sagte Selima treuherzig.
    Glücklicherweise konnte sie das spöttische Lächeln Lennets nicht mehr sehen.
    Der junge Agent hatte sich schon umgedreht und versuchte, die Höhe des Gitters abzuschätzen. Dann legte er eine Hand an die Stäbe und...
    Er schrie, wie er noch nie im Leben geschrien hatte.
    Das Gitter war elektrisch geladen. Der Schmerz drang ihm bis in die Knochen. Er konnte keinen Muskel mehr rühren.
    Gekrümmt vor Schmerz. blieb er an dem Gitter hängen. Er konnte die Hand nicht mehr zurückziehen, aber er fand noch die Kraft, sich zu Selima umzudrehen.
    Wie gerne hätte er jetzt zu ihr gesagt, daß ihm nun völlig klar war, warum sie lieber Wache stehen wollte...
    Vielleicht hätte ihm das eine kleine Erleichterung verschafft.
    Aber selbst in diesem Augenblick noch gehorchte er seinen Befehlen. Um keinen Preis durfte sie merken, daß er längst wußte, welches Spiel sie spielte.
    Niemals durften die Falsopes erfahren, daß er sich mehr oder weniger freiwillig kidnappen ließ! Diese Falle hier ist so perfekt, dachte er, daß ich noch nicht mal so zu tun brauchte, als ob ich hineintappe. Das wird die Dinge morgen viel einfacher  machen... wenn es noch ein Morgen für mich gibt.
    In diesem Moment spürte er, wie ihn jemand am Arm packte.
    Es war Selima.
    »Ich habe das nicht gewußt«, schluchzte sie. »Ich habe...« Sie konnte den Satz nicht mehr vollenden. Auch sie bekam einen solchen Stromschlag, daß sie die Hand nicht mehr zurückziehen konnte; auch sie schrie jetzt, wie ein verwundetes Tier.
    Aber das konnte Lennet nicht mehr hören: er war vor  Schmerz ohnmächtig geworden.

Gefangen!
    Als Lennet

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