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17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat

17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat

Titel: 17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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miteinander befassen müssen.«
    »Wie komme ich zu der Ehre, Oberst? Haben Sie den ganzen Laden hier aufgebaut, nur um sich an mir zu rächen?«
    »Nein«, erwiderte Chibani. »Mit ist zwar bekannt, daß Ihre Eitelkeit keine Grenzen kennt, aber meine persönlichen Abrechnungen verfolge ich nur dann, wenn ich gleichzeitig damit meinem Land einen Dienst erweise. Im übrigen habe ich bemerkt, daß Sie die charmante junge Dame hier mit einiger Verwunderung in unserer Mitte sehen. Sie hat uns ihr  schauspielerisches Talent zur Verfügung gestellt. Ihre Anwesenheit hier verblüfft Sie noch mehr als die meine, nicht wahr?«  Wenn du wüßtest, dachte Lennet und erinnerte sich daran, daß er eine Rolle zu spielen hatte. »Verräterin«, rief er im schönsten melodramatischen Stil, »du hast mich verkauft!«  Selima senkte die Augen. Sie war puterrot im Gesicht.
    Warum sitzt die da bei denen? überlegte Lennet. Ah, ich hab's. Sie wollen mich erniedrigen, beleidigen. Sie gehört dazu wie die Ratten und die Natter. Nicht daß der Gefangene aufmüpfig wird! Der Oberst lächelte fein. »Wie recht Sie haben«, sagte er. »Fräulein Kebir hat Sie tatsächlich verkauft. Im letzten Augenblick hat sich ihre weiche weibliche Seele zwar doch noch empört, als Sie die Stromschläge bekamen. Beinahe wäre es ihr sogar ebenso ergangen wie Ihnen. Aber das braucht Ihre Eitelkeit in keiner Weise zu befriedigen. Fräulein Kebir  wußte vielleicht nicht, daß wir das Gitter unter Strom gesetzt hatten, aber sie wußte auf jeden Fall, daß ein Hinterhalt auf Sie wartete. Sie können sich geschmeichelt fühlen, Leutnant. Wir haben Sie nicht unterschätzt. Wir hatten eine ganze Menge Fallen für Sie aufgebaut, aber erst mit der letzten hatten wir Erfolg. Das Training des FND scheint nicht schlecht zu sein.«  Lennet ließ den Kopf sinken. »Ich bin übers Ohr gehauen worden wie ein Anfänger«, seufzte er.
    Chibani lächelte mit duldsamer Miene. »Aber nein, Sie haben sich gut verteidigt. Sie haben uns gezeigt, daß es nicht falsch von unserer Regierung war, die Operation Austernfischer zu veranlassen. Der Auftrag wurde allerdings dem hier neben mir sitzenden General Bomarsund anvertraut. Ich bin nur sein Assistent. Das habe ich Ihnen zu verdanken!«  Lennet sandte einen vollendeten militärischen Gruß zu dem Mann in der Mitte des Tisches hinüber, aber der General, der ja nicht in Uniform war, nickte nur unfreundlich mit dem Kopf.
    »Ich möchte Ihnen gerne erklären, worin unsere Aufgabe besteht«, begann Chibani wieder. »Wir haben den Auftrag, einen Agenten des FND zu entführen und ihn einem ausführlichen Verhör zu unterwerfen. Wir haben nicht vor, Ihrer Organisation ernsthaften Schaden zuzufügen, sondern wir möchten Ihre Methoden studieren und sie uns zu eigen machen. Immerhin haben Sie uns bisher dreimal besiegt. Irgendwas muß ja dran sein an Ihrer Ausbildung.
    Zuerst haben wir daran gedacht, einen wichtigen Offizier zu entführen, aber dann stellten wir fest, daß es erstens einfacher und zweitens genauso nützlich wäre, einen untergeordneten Rang zu kidnappen, der die gleiche Ausbildung erhalten hat und möglicherweise sehr viel leichter zu beeinflussen sein würde.
    Auf meine Anregung hin fiel die Wahl auf Sie, Lennet.«
    »Welcher Tatsache verdanke ich diese unschätzbare Ehre, Herr Oberst?«
    »Sie erfüllten zwei wichtige Voraussetzungen: erstens sind Sie einer der fähigsten jungen Agenten Ihrer Organisation, und zweitens sind Sie mir bekannt, das heißt, es war viel einfacher für uns, Sie zu überwachen, ihnen zu folgen und so weiter. Im übrigen habe ich mir folgendes überlegt: Wenn Sie sich weigern, mit uns zusammenzuarbeiten, wird General  Bomarsund sicherlich die Güte haben, Sie meinen Händen anzuvertrauen. Auf diese Weise habe ich meine kleine Rache, auch wenn die Operation scheitern sollte.«  Seine Stimme ließ Lennet das Blut gefrieren. Er sah, daß auch Selima am ganzen Körper zitterte. Plötzlich faßte er einen Entschluß. Sein Auftrag war erfüllt. Er hatte sich entführen lassen und wußte nun auch, von wem und auf wessen Befehl.
    Hauptmann Montferrand wäre ihm sicher nicht böse, wenn er, Lennet, jetzt erst mal an seine eigene Sicherheit dachte. Wenn es ihm gelingen würde, das Bergwerk zu verlassen, würde er oben sicher von den zu seinem Schutz abkommandierten Agenten des FND empfangen, und der Alptraum voller Ratten, Schlangen und Obersten hätte endlich ein Ende. Dem Mutigen gehört die Welt!

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