Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
nach sich ziehen, durch welche die Zartheit deiner Vorzüge leicht beschädigt werden könnte. Setze dich in die Ecke dort, und ruhe in stiller Beschaulichkeit von den Mühseligkeiten deiner irdischen Laufbahn aus. Wir werden indessen eine amtliche Beratung abhalten, ob wir euer Haus in die Luft sprengen oder durch das Feuer verzehren lassen.“
    Sie gehorchte, sich langsam in die Ecke schleichend, und Halef wendete sich nun der Tür zu, jedenfalls um nach mir zu forschen. Als ich jetzt vortrat und er mich erblickte, fiel es ihm gar nicht ein, ein Wort der Entschuldigung seiner Unvorsichtigkeit zu sagen, oder wenigstens durch die Miene zu zeigen, daß er einsehe, gefehlt zu haben, sondern er meldete mir in höchst wichtigem Ton:
    „Du kommst, Effendi, um dich nach den Ergebnissen unseres glorreichen Feldzuges zu erkundigen. Da sieh her: sie liegen vor dir auf der Erde und sind bereit, Leben oder Tod aus unsern Händen zu empfangen.“
    „Komm heraus!“
    Ich sagte das so kurz und gemessen, daß sein Gesicht sich sogleich bedeutend in die Länge zog. Er folgte mir hinaus vor das Haus.
    „Halef“, wendete ich mich dort an ihn, „ich habe dich her ausgerufen, um dich nicht vor den Leuten zu beschämen, denen gegenüber du den Herrscher spielst, und hoffe, daß du diese Rücksichtnahme anerkennst.“
    „Effendi“, antwortete er bescheiden, „ich erkenne sie an; aber du wirst auch mir zugeben, daß ich meine Sache ausgezeichnet gemacht habe.“
    „Nein, das kann ich gar nicht sagen. Du hast eigenmächtig gehandelt und unsere Gegner dadurch vertrieben, was mir einen Strich durch meine Rechnung machte. Willst du denn nicht endlich einmal einsehen, daß du stets den kürzeren ziehst, wenn du gegen meine Wünsche und Warnungen handelst? Du bist mit einem blauen Auge weggekommen, weil wir dich zur rechten Zeit gerettet haben. Doch es ist geschehen, und es nützt nun nichts, Vorwürfe anzuhäufen. Erzähle mir also den Verlauf deines berühmten Unternehmens.“
    „Hm!“ brummte er kleinlaut. „Der Verlauf war ein sehr schneller. Unser Wirt hatte das Haus beschrieben, und ich wußte also, wo die Leute zu suchen seien. Ich schlich mich herbei und blickte durch das Astloch. Da sah ich sie alle sitzen, den Mübarek ausgenommen. Sie unterhielten sich sehr angelegentlich, aber ich konnte nur hier und da ein einzelnes Wort verstehen. Das genügte mir nicht, und darum beschloß ich, in die Schlafstube nebenan, deren Laden offen stand, zu steigen.“
    „Du erwartetest, daß sich niemand in derselben befinden werde?“
    „Sehr natürlich!“
    „Das ist keineswegs sehr natürlich. Frage die Gefährten; sie werden dir bestätigen, daß ich mit großer Bestimmtheit behauptet habe, der kranke Mübarek liege in der Stube.“
    „Ja, davon habe ich leider nichts gehört, sonst hätte ich mich gehütet, so mit beiden Füßen zugleich in diese häßliche Pfütze zu springen. Ich habe mich dabei ganz leidlich vollgespritzt; das muß ich ja zugeben. Es war gar nicht angenehm. Und als gar Barud el Amasat das Messer über mir zuckte, um mir mit demselben den Mund zu öffnen, da hatte ich ein Gefühl, ein Gefühl, hm, als ob mir so recht hübsch langsam das Rückgrat aus dem Leib gezogen würde. Es gibt in diesem Erdenleben Augenblicke, in denen man sich nicht ganz so behaglich fühlt, wie man es wünschen möchte. Ich hielt die Kammer für leer, war aber trotzdem so vorsichtig, erst eine Weile an dem offenen Laden zu horchen, ob vielleicht etwas zu vernehmen sei. Da sich nichts regte, stieg ich durch das Fenster ein und ließ mich innen recht vorsichtig und leise hinab. Ich bekam auch ganz glücklich, ohne ein Geräusch verursacht zu haben, den Boden unter die Füße und wollte nun nach der Scheidewand schlüpfen, hinter welcher sich die Burschen befanden, die ich belauschen wollte. Aber die Unverständlichkeit des Schicksals legt dem besten Menschen Hindernisse in den Weg, und grad dann und da, wann und wo er sie am wenigsten braucht. Ich stolperte über einen Körper, der mir im Weg lag. Ob der Kerl geschlafen hat oder nicht, das kann ich nicht sagen; aber er hatte mich ruhig einsteigen lassen und keinen Laut von sich gegeben. Jetzt faßte er mich am Bein und brüllte, als ob er sämtliche Tote des Erdkreises aufwecken wolle. Ich stürzte, aber nicht gleich, zu Boden, denn ich griff in die Luft, um mich an irgend etwas festzuhalten, und erwischte ein Brett, welches nicht genügend an die Wand befestigt war. Ich riß es mit allem,

Weitere Kostenlose Bücher