17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
Dorfbewohnerin zu beschützen und zu verteidigen?« Er verbeugte sich abermals in Richtung Amelia. » Vor Mr Brocklehurst und seinesgleichen?«
» Charles«, sagte ich gereizt, » wenn du nicht aufhörst, so vor uns herumzuzappeln, werden wir Amelia auch noch vor dir beschützen müssen.«
Grant prustete los, und Charles wurde rot und setzte sich gehorsam zu Grant auf das Sofa.
» Es versteht sich von selbst, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um Ihre Anonymität zu wahren, Mrs Thistle«, sagte Lilian.
» O wirklich?«, erwiderte Amelia hoffnungsvoll.
Der Pfarrer ergriff wieder das Wort. » Natürlich. Ihr Geheimnis ist bei uns sicher aufgehoben.«
» Myron wird in Zukunft um sein Leben rennen, wenn er mich sieht«, sagte Bree mit einer grimmigen Grimasse. » Ich habe noch jede Menge Stoff über Neuseeland.«
» Sie sind alle so nett zu mir«, sagte Amelia mit vor Erregung geröteten Wangen. » Zuerst helfen Sie mir bei der Suche nach dem Manuskript, dann versprechen Sie mir…«
Grant horchte auf. » Was für ein Manuskript?«, fragte er. » Schreiben Sie vielleicht Ihre Memoiren, Mrs Thistle?«
Es dauerte eine geraume Weile, bis wir Grant und Charles von unserer Suche nach den geheimen Aufzeichnungen des Gamaliel Gowland erzählt hatten. Glücklicherweise hatte Amelia die ersten beiden Seiten bei sich, was den Vorgang ein wenig verkürzte.
» Nachdem wir in unser Cottage gezogen waren, haben wir einige Renovierungsarbeiten vorgenommen«, sagte Grant und musterte die Seite, die wir im Glockenturm gefunden hatten. » Aber wir haben kein Pergament in unserem Kamin gefunden.«
» Andernfalls hätten wir es eingerahmt«, sagte Charles.
» Und was ist mit diesem Zeichen?«, fragte ich. » Sagt es euch etwas? William glaubt, es stellt einen Olivenzweig dar.«
Während Grant und Charles die kleine Zeichnung studierten, wandte sich Lilian an Amelia.
» Wie ist es Ihnen eigentlich auf dem Friedhof ergangen? Irgendeinen Hinweis gefunden?«
» Ich fürchte, nein. Die vermeintlichen Olivenzweige auf den alten Grabsteinen haben sich als Flügel entpuppt.« Sie fischte unsere Rubbelskizzen aus ihrer Tasche und reichte sie Lilian. » Sehen Sie selbst.«
Lilian entrollte das erste Blatt, betrachtete das Bild und nickte.
» Ach ja, die Familie Tolliver«, sagte sie. » Ich habe nie daran gedacht, die Inschriften ihrer Grabsteine abzurubbeln, aber ihre Begräbnisse sind im Kirchenarchiv dokumentiert. Die Familie hat südlich von Finch gewohnt, in einem kleinen Gehöft, das es nicht mehr gibt. Sie waren die einzigen Mitglieder der Pfarrgemeinde, die an der Pest starben.«
» Tja, die guten alten Zeiten«, sagte ich vor mich hin.
» Darf ich die Rubbelskizzen behalten?«, fragte Lilian. » Sie eignen sich hervorragend, um in der Kirche ausgestellt zu werden. Besucher fragen mich oft, wer in den Gräbern mit den verwitterten Grabsteinen liegt.«
» Betrachten Sie sie als Schenkung«, antwortete Amelia.
» Haben Sie irgendwelche Spuren von Mistress Meg im Kirchenarchiv gefunden?«, fragte Bree.
» Noch nicht.« Lilian verstaute die Rollen mit den Rubbelskizzen unter ihrem Stuhl, als wollte sie sie in Sicherheit bringen. » Ich bin auf drei Frauen namens Margaret gestoßen, die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts in Finch lebten, aber keine von ihnen blieb ledig. Alle drei wurden an der Seite ihrer Männer auf dem hiesigen Friedhof begraben.«
» Margaret Hazlitt, Margaret Green und Margaret Waters«, zählte Bree auf. Auf ihre Bemerkung folgte ein allgemeines Augenbrauenhochziehen, und sie fügte erklärend hinzu: » Ich besuche die Tantchen mindestens zweimal pro Woche. Da bleibt es nicht aus, dass man auch die Nachbarn kennenlernt.«
» Ich werde jedenfalls weiterforschen«, fuhr Lilian fort. » Bislang ist es mir weder gelungen, den Geburtstag noch das Datum der Taufe noch den Todestag von Margaret Redfearn herauszufinden. Allerdings hat das noch nicht allzu viel zu bedeuten. Einige unter Teddys Vorgängern waren hervorragende Archivare, andere wiederum das krasse Gegenteil. Insofern ist unser Archiv nicht ganz zuverlässig. Außerdem könnte Margaret Redfearn natürlich auch in einer anderen Gemeinde geboren und beerdigt worden sein.«
» Und bist du auf Unterlagen zu irgendwelchen Hexenprozessen gestoßen?«, fragte ich.
» Nein. Aber das hatte ich auch nicht unbedingt erwartet. Fälle von Hexerei wurden sowohl von Bezirksgerichten und Schwurgerichten als auch Kirchengerichten verhandelt,
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