17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
Bowenist hingegen…« Als die Türklingel ertönte, keuchte sie erschrocken auf. » Wenn er es ist…«
» Ich sehe mal nach«, sagte Lilian ruhig. » Bei uns brauchen Sie sich nicht vor unerwünschtem Besuch zu fürchten, Mrs Thistle.«
» Dieser Mr Brocklehurst kann einem fast leidtun«, sagte der Pfarrer, während Lilian die Schultern straffte und hinauseilte. » Meine Frau erträgt Dummköpfe nicht, Mrs Thistle. Wenn er seine Laseraugen auf sie richtet, muss er aufpassen, dass sie ihm kein Veilchen verpasst.«
» Das würde ich zu gern sehen«, sagte Amelia.
Da ich die Anspannung nicht mehr aushielt, begab ich mich auf Zehenspitzen zur Tür und spähte in die Diele. Als ich zwei vertraute Menschen eintreten sah, drehte ich mich rasch um und bedeutete Amelia mit hochgereckten Daumen, dass die Luft rein war.
» Keine Sorge«, sagte ich. » Es sind nur Grant Tavistock und Charles Bellingham.«
» Deine beiden Freunde?«, fragte Amelia. » Die Kunstexperten, die im Crabtree Cottage wohnen?« Als ich nickte, lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und murmelte: » Gut, das könnte interessant werden.«
Kaum hatte ich wieder in meinem Sessel Platz genommen, kamen Grant und Charles auch schon ins Büro des Pfarrers gelaufen, warfen einen flüchtigen Blick in die Runde und eilten schnurstracks auf Bree zu, sobald sie sie entdeckt hatten. Lilian trat deutlich gemächlicher hinter ihnen zur Tür hinein, einen belustigten Ausdruck im Gesicht.
» Wir müssen ein Wörtchen mit dir reden«, sagte Grant zu Bree.
» Es geht um den Mann, mit dem du gesprochen hast, der, der aus unserem Cottage kam«, fügte Charles hinzu.
» Myron Brocklehurst.« Bree nickte. » Was ist mit ihm?«
» Was mit ihm ist?«, rief Charles aus. » Mein liebes Mädchen, er ist eine unausstehliche Zecke!«
» Wir dachten, wir wären ihn glücklich los«, sagte Grant. » Kannst du dir vorstellen, was für einen Schreck wir bekamen, als wir sahen, wie du in aller Seelenruhe vor unserer Haustür mit ihm schnatterst?«
» Du darfst nie wieder mit diesem Kerl reden«, sagte Charles streng. » Aus Gründen, die wir nicht das Recht haben zu enthüllen, müssen wir darauf bestehen, dass du…«
Amelia fiel ihm ins Wort. » Es ist schon in Ordnung«, sagte sie. » Sie können sich beruhigen, es ist bereits alles enthüllt.«
Die beiden Männer wirbelten herum und starrten Amelia an. Grant keuchte verblüfft auf, aber Charles trat augenblicklich auf sie zu.
» Mrs Thistle«, sagte er und beugte sich tief über die Hand, die sie ihm entgegenstreckte.
» Charles Bellingham, zu Ihren Diensten. Darf ich Ihnen sagen, welch große Ehre es für mich ist, Sie kennenzulernen.«
» Dürfen Sie«, sagte Amelia, » aber nur ein Mal.«
Charles gluckste amüsiert und stellte Amelia dann seinem Partner vor, dem es vor lauter Ehrfurcht noch immer die Sprache verschlagen zu haben schien.
» Haben Sie vielleicht eine Flasche Sherry da, Mrs Bunting?«, fragte Amelia. » Ich glaube, Mr Tavistock könnte ein Stärkungsmittel gebrauchen.«
» Eine großartige Idee«, sagte Charles und verbeugte sich abermals. » Und überaus aufmerksam.«
Kurz darauf saß Grant, ein Sherryglas in der Hand, bequem auf dem Zweiersofa. Charles hingegen stand noch immer und sah uns aufgeregt an.
» Stimmt es?«, fragte er in die Runde hinein. » Sie wissen alle Bescheid?«
» Ja«, antwortete ich. » Und zwar einschließlich einer wichtigen Information, die dir und Grant bislang verborgen war: Amelia Thistle ist der Ehename von Mae Bowen.«
» Ihr Ehename!«, rief Charles aus und schlug sich die Hand vor seine hohe Stirn. » Darauf hätte ich auch selbst kommen können.«
» Ich hoffe nicht, dass es jemand anders tut«, murmelte Amelia.
» Und die Gefahr durch die Bowenisten?«, fragte Charles. » Haben Sie auch das erklärt?«
» Ja«, sagte Lilian.
» Dann seien Sie bitte versichert«, sagte Charles ernst, » dass Mr Brocklehurst von uns kein Sterbenswörtchen erfahren hat. Wir haben ihn ausgelacht, als er seine Vermutung aussprach, dass Mae Bowen sich möglicherweise in Finch niedergelassen hat, und ihm gesagt, er sei ein leichtgläubiger Dummkopf, wenn er ein solch absurdes Gerücht für bare Münze nehme. Dann haben wir ihn kurzerhand wieder weggeschickt.«
» Vielen Dank«, sagte Amelia ernst.
» Und der Rest der hier Anwesenden?«, fragte Charles im Ton einer Kindergärtnerin. » Habt ihr auch feierlich zu schweigen geschworen? Und gegenseitig gelobt, unsere neue
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