17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
aber dann breitete sich ein entzücktes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. » Wie wunderbar!«
» Das hoffe ich«, erwiderte ich besorgt und eilte in Richtung Arbeitszimmer.
Als ich das von Fenstern gesäumte Zimmer betrat, saß William an seinem Walnussschreibtisch, einen Füllfederhalter in der Hand, und brütete über den ausgebreiteten Dokumenten eines Schnellhefters. Er bedachte mein Eintreten mit einem angedeuteten Lächeln, das augenblicklich wieder verschwand, als er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
» Wie ich sehe, wurde meine Bitte, meine Privatsphäre zu wahren, ignoriert«, sagte er, ohne aufzublicken.
Ich zuckte die Schultern. » Ich finde, das mit der Privatsphäre wird manchmal überbewertet.«
» Mrs Thistle«, murmelte er, » würde dir in diesem Punkt gewiss widersprechen.«
» William?« Ich ging vorsichtig auf den Schreibtisch zu. » Geht es dir gut?«
» Ich habe mich wie ein Trottel benommen und Unheil angerichtet«, antwortete er, indem er einen Satz durchstrich und einen anderen unterstrich, » aber ich werde es überleben.« Er bedeutete mir mit einer Handbewegung, auf einem der Stühle ihm gegenüber Platz zu nehmen, hörte jedoch nicht auf, den Text zu bearbeiten, während er fortfuhr: » Die Diskussion, die sich nach meinem Weggang aus Mrs Thistles Cottage entspann, war bestimmt gleichermaßen lebhaft wie informativ.«
Ich schluckte, räusperte mich und wählte meine Worte mit so viel Bedacht, dass ich mir wie ein aufgeblasener Collegeprofessor vorkam. » Nun, sie half Amelia, sich ein genaueres Bild von der… ähm… sozialen Dynamik des Dorfes zu verschaffen, und öffnete ihr die Augen, ähm… für die absurden Fantasien, die gewisse weibliche Gemeindemitglieder hegen.«
» In anderen Worten weiß Mrs Thistle nun, dass die emsigen Mägde ihr den Krieg erklärt haben, und zwar wegen mir.«
» Nun… ja«, erwiderte ich widerstrebend. Ich hatte meinen Schwiegervater von seinen Bewunderinnen noch nie als von den » emsigen Mägden« reden hören. Nur tiefster Kummer konnte ihn dazu verleitet haben, eine Bezeichnung zu benutzen, die er bislang als unhöflich und erniedrigend betrachtet hatte.
» Ich hätte wissen müssen, dass ich im Dorf unter ständiger Bewachung stehe«, sagte er, den Blick noch immer auf seine Unterlagen geheftet. » Ich hätte wissen müssen, welche Wirkung mein Verhalten auf die Mägde haben würde. Und schließlich hätte ich wissen müssen, dass der Grad ihrer Missbilligung sogar Mrs Thistles Sicherheit und Wohlergehen gefährden könnte.« Er schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. » Es fällt mir schwer, mir zu verzeihen, dass ich all diese Aspekte außer Acht gelassen habe.«
» William«, sagte ich flehend, aber er schüttelte nur den Kopf, und ich schwieg.
Einen Moment lang schwiegen wir beide, und das Herz tat mir weh, ihn so leiden zu sehen. Dann setzte er sich aufrecht hin, sammelte die Papiere auf einem Stapel und klopfte sie mit der Unterkante auf den Schreibtisch, um sie gerade auszurichten.
» Ich werde meine Fehler wiedergutmachen, Lori«, sagte er brüsk und legte die Dokumente zurück in den Schnellhefter. » Ich werde dafür sorgen, dass Mrs Thistle nicht für meine Fehler büßen muss.«
» Kommst du morgen ins Dove Cottage?«, fragte ich.
» Ich glaube nicht«, antwortete er, während er noch immer mit den Papieren herumhantierte. » Mrs Thistle wird ausreichend von dir, Mrs Bunting und anderen unterstützt werden. Sie wird also meiner Hilfe nicht bedürfen, um die dritte Seite der Aufzeichnungen von Reverend Gowland zu finden und zu übersetzen.« Er schlug den Schnellhefter zu, legte ihn zur Seite und sah mich plötzlich so durchdringend an, dass ich mich ruckartig auf meinem Stuhl zurücklehnte. » Wie lange wusstest du schon, dass Mrs Thistle Mae Bowen ist?«
» Seit Dienstag«, murmelte ich und fühlte mich miserabel. » Ich habe Grant und Charles versprochen, es bis auf Bill niemandem zu sagen.«
» Man muss seine Versprechen halten.« Er schlug den Schnellhefter wieder auf. » Entschuldige, Lori, aber ich muss mich jetzt um eine sehr dringende Angelegenheit kümmern.«
Ich fand mich mit diesem höflichen Rauswurf ab und zog mich leise aus dem Arbeitszimmer zurück, mit dem Gefühl, einen verwundeten Mann geohrfeigt zu haben.
Wieder zu Hause, trottete ich niedergeschlagen ins Arbeitszimmer, nahm Reginald von seinem Ehrenplatz im Bücherregal und drückte ihn an mich. Ich hatte seinen Trost bitter
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