17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
einschließlich der Ehe.
Entrüstet starrte ich auf das Notizbuch hinab. » Dann hat sie also eine Lüge erzählt– etwas, was William zutiefst verletzen wird, wenn er davon erfährt–, nur weil die Wahrheit ihre Suche nach dem geheimen Manuskript komplizieren könnte?«
Wenn mich nicht alles täuscht, hat Amelia nicht gelogen. Stattdessen hat sie die schwierige Entscheidung getroffen, Alfred über William zu stellen. Ruf dir doch bitte in Erinnerung, Lori, wie wichtig diese geheimen Aufzeichnungen für Amelia sind. Sie sind ein Bindeglied zu ihrem Bruder, den sie so sehr geliebt hat. Danach zu suchen ist für sie vielleicht ein Weg, ihm die Treue zu halten. Es zu finden könnte für sie ein wichtiger Schritt zur Überwindung ihrer Trauer sein. Wenn es ihr gelingt, Alfreds Werk zu vollenden, ist sie womöglich in der Lage, sich selbst ein neues Ziel zu stecken.
» Und dieses neue Ziel könnte es sein, William zu heiraten?«
Durchaus möglich.
» Ich muss gehen«, sagte ich unvermittelt.
Jetzt sofort?
» Jetzt sofort«, sagte ich und stand auf. » Ich muss meinen Haushalt in Ordnung bringen, bevor ich mir morgen das Dove Cottage vornehme. Und ich habe fest vor, es nach allen Regeln der Kunst zu attackieren.«
Du hörst dich ja richtiggehend militant an.
» So fühle ich mich auch. Jetzt, da Williams Herz wieder richtig zu schlagen begonnen hat, werde ich nicht zulassen, dass man es zerbricht.«
Nein, ganz bestimmt nicht.
» Wenn das Auffinden der restlichen Manuskriptseiten der Schlüssel dazu ist, William und Amelia doch noch zusammenzubringen, dann werde ich mich mit Haut und Haar der Aufgabe verschreiben, dieses vermaledeite Stück Pergament aus seinem Versteck hervorzuzerren. Und das bedeutet, dass ich heute die Hausarbeit erledigen muss.« Den letzten Satz äußerte ich mit nicht ganz so viel Überzeugung.
Nichts wie ran, meine Liebe! Ich hoffe, morgen großartige Neuigkeiten von dir zu hören.
Ich lächelte, stellte das blaue Notizbuch ins Regal zurück, stupste mit der Fingerspitze Reginalds rosa Schnäuzchen und marschierte die Treppe hinauf, um den liegen gebliebenen Wäscheberg zu bezwingen.
17
Am Samstagmorgen stand die Sonne an einem wolkenlosen Himmel, tauchte das Cottage in ein goldenes Licht und gab den durchnässten Feldern die Gelegenheit wieder zu trocknen. Ich freute mich nicht zuletzt über die Rückkehr des schönen Wetters, weil es Wills und Robs Chancen verringerte, sich und ihre Ponys während ihres wöchentlich stattfinden Reitunterrichts vollständig mit Schlamm zu bespritzen.
Bill hingegen fühlte sich angesichts des strahlenden Sonnenscheins betrogen. Während die Jungen nach oben rannten, um ihre Reitmontur anzuziehen, schenkte er sich Tee nach und verkündete ziemlich finster, er würde den ganzen Tag im Büro zubringen müssen.
» Lass mich raten– Monsieur Delacroix?«, sagte ich.
» Naturellement«, erwiderte er. » Ich habe vor zwanzig Minuten eine dringende SMS von ihm bekommen. Er hat beschlossen, seine Nichte zu enterben.«
» Warum das denn?«
» Er mag sie nicht mehr«, lautete Bills einfache Antwort. » Ihm zufolge wurde aus dem reizenden Kind eine unerträgliche Erwachsene, die keinen Centime seines hart erworbenen Geldes verdient hat. Der Anteil des Vermögens, der ursprünglich ihr zugedacht war, soll jetzt an ein Asyl für obdachlose Katzen gehen. Stanley findet das natürlich gut«, fuhr er fort und fütterte der Katze ein wenig Rührei. » Aber für mich bedeutet es, dass ich mal wieder einige Teile von Monsieur Delacroix’ Testament neu schreiben muss.«
» Es sollte ein Gesetz gegen das Enterben von Verwandten an Wochenenden geben«, sagte ich mitfühlend. » Aber wo wir schon beim Thema hart verdientes Geld sind… Hast du herausgefunden, wie Myron Brocklehurst seines verdient hat?«
» Noch nicht.« Bills Miene erhellte sich. » Er hat seine Vermögenswerte geschickt versteckt.«
Die meisten Menschen, einschließlich mir, hätten sich wahrscheinlich von Myrons raffiniertem Jonglieren entmutigen lassen, nicht jedoch Bill, der die Leidenschaft seines Vaters teilte, komplizierte Rätsel zu lösen.
» Warum sollte er das getan haben?«, fragte ich.
» Das weiß ich noch nicht, werde es aber herausfinden. Myron denkt vielleicht, dass er ein undurchschaubares Geflecht geschaffen hat, doch ich werde es durchdringen, keine Angst.« Er nickte zuversichtlich, trank einen letzten Schluck Tee und brachte sein Geschirr zur Spüle. » Wann beginnt die
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