17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
in verschiedene Richtungen davon, während ich mich über den Zaun des Reitplatzes lehnte, um Will und Rob zuzusehen, wie sie unter Anleitung auf Thunder und Storm ritten.
So sehr mich die reiterischen Fähigkeiten meiner Söhne faszinierten, kam ich nicht umhin, den Blick zu dem Wald schweifen zu lassen, der an die Pferdekoppeln grenzte. Vielleicht hat Mistress Meg ihr Haus in eben diesem Wald errichtet, überlegte ich. Möglicherweise hat sie dort ihre Ziegen gehalten. Ich hoffte, ich würde herausfinden, dass sie friedlich dort sterben durfte, fürchtete jedoch, dass man sie aus ihrem Haus gezerrt hatte, um ihr einen grausamen Tod am Galgen zu bereiten.
Glücklicherweise setzte mein Handy meinen morbiden Gedanken ein Ende. Überzeugt, gleich Charles Bellinghams Stimme zu vernehmen, der mich informieren wollte, dass Elspeth Binney mit einem früheren Zug aus London nach Hause gekommen sei, trat ich vom Reitplatz zurück, um das Gespräch entgegenzunehmen. Stattdessen war Elspeth Binney höchstpersönlich am Apparat.
» Lori?«, sagte sie.
» Elspeth?«, antwortete ich verdutzt. » Woher hast du meine Handynummer?«
» William hat sie mir gegeben«, sagte sie und machte meine Verwirrung noch größer. » Er hat mir alles erklärt, Lori, und ich bin völlig aus dem Häuschen. Ich wünschte, er könnte ebenfalls kommen. Im Ernst, Lori, ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass mein bescheidenes Haus eines Tages eine bedeutende Rolle in der Geschichte unseres Dorfes spielen könnte. Und ich wünschte, ich wäre schon zurück.«
» Ähm… wo bist du denn?«
» In der Paddington Station. Aber William hat mich gebeten, dir zu sagen, dass ich spätestens um zehn zu Hause sein werde. Ich brauche ein paar Minuten, um meine Tasche auszupacken und mich frisch zu machen, aber ich erwarte dich und die liebe Amelia und den Rest der Truppe um… sagen wir halb elf?«
» Halb elf ist perfekt«, antwortete ich, ohne nachzudenken.
» Wunderbar!«, säuselte Elspeth.
Das Telefon noch immer am Ohr, stand ich einen Moment mit offenem Mund da und konnte nicht glauben, was ich eben gehört hatte. Mein Schwiegervater hatte eine der emsigen Mägde angerufen? Und ihr meine Handynummer gegeben? Hatte Elspeth tatsächlich » die liebe Amelia« gesagt? Nichts davon ergab für mich Sinn, bis ich mich Willis seniors Worten entsann, die er barsch, aber mit großer Entschlossenheit gesagt hatte, während er sich mit den Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu schaffen machte: Ich werde meine Fehler wiedergutmachen, Lori. Ich werde dafür sorgen, dass Mrs Thistle nicht für meine Fehler büßen muss.
» Er macht seine Fehler wieder gut«, murmelte ich zu mir selbst. » Er hat dafür gesorgt, dass Elspeth mit uns kooperiert, auch wenn er selbst abwesend ist. Er hat Amelia den Weg geebnet.« Ich sah zu Nell hinüber, die anmutig wie eine Feenkönigin auf ihrer Fuchsstute saß. » Der Ritter hat den ersten Drachen besiegt…«
Ich wischte mir eine sentimentale Träne aus dem Augenwinkel und rief Charles an.
18
Das Dove Cottage war das nördlichste von drei Häusern, die in einer Reihe am Ende des Dorfes gegenüber der Kirche standen. Die drei Cottages waren nahezu identisch. Alle waren kleine quadratische Steinhäuschen mit zwei Mansardenfenstern direkt über dem Erdgeschoss, je einem Schornstein an jedem Ende des spitzgiebligen Dachs und einer Haustür mit einer schmalen Veranda davor.
Da ich weder Bridge spielte noch malte noch andere Interessen mit Elspeth teilte, die mich dazu qualifiziert hätten, zum Kreis ihrer Busenfreundinnen zu zählen, hatte ich noch nie einen Fuß in das Dove Cottage gesetzt. Das Bild, das ich mir von der Einrichtung gemacht hatte, war zwar komplett imaginär, aber dennoch kristallklar. Ich stellte mir vor, dass es mit staksigen Möbeln und mit Nippes vollgestellt war, und dass an den Wänden ausschließlich Aquarelle hingen, die mit E. B. signiert waren.
Umso erstaunter war ich, als Elspeth mich in ein kleines sonniges Wohnzimmer führte, das mit einer geschmackvollen Auswahl an schlichten, aber hochwertigen Antiquitäten möbliert war und dessen Wände eine erstklassige Sammlung von Schwarzweiß-Landschaftsfotografien schmückte. Die Frau hatte ganz klar einen sehr viel besseren Geschmack, als ich es ihr zugetraut hatte.
Das Wohnzimmer war bei meinem Eintreten bereits überfüllt, denn Charles, Grant, Amelia, Lilian und Bree waren vor mir eingetroffen. Amelia saß in einem Windsor-Sessel neben dem Kamin,
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