170 - Der Herr des Feuers
ihm ›zustand‹: Maggie Corkindales Leben. Niemand sollte ihm mehr in die Quere kommen.
Er hatte Morron Kull nur kurz aufgesucht, um ihn von seinem Plan zu unterrichten. Kull hatte ihn gedrängt, zu bleiben und die schwarze Sprengladung an Tony Ballards Haus anzubringen, aber Toorsom war zurückgeflogen und hatte beobachtet, wie Maggie und ihre Mutter in den Krankenwagen stiegen.
Er war der Ambulanz gefolgt und wußte nun, wo sich sein Opfer befand.
Toorsom saß auf dem Dach des Krankenhauses und bereitete sich auf den neuerlichen Angriff vor. Er ging davon ab, das Mädchen an Ort und Stelle töten zu wollen.
Sie würde schreien, und jedermann im Hospital würde ihr zu Hilfe eilen, deshalb beschloß Toorsom, Maggie Corkindale zu entführen, mitzunehmen an einen Ort, wo er mit ihr allein war. Die Lagerhalle des Wohnstudios eignete sich dafür bestens, deshalb wollte der Gehörnte mit seinem Opfer dorthin fliegen. Kalt strich der Wind über den nackten Körper des Höllenwesens.
Toorsom spürte es nicht. Geschmeidig sprang er auf die Beine und ging zum Hand des Daches vor.
Zwölf Etagen lagen unter ihm, doch es machte ihm nichts aus, hinunterzusehen, schließlich konnte er fliegen wie ein riesiger Vogel.
Es war Zeit, das grausame Spiel zu beenden.
Toorsom breitete die Flügel aus und ließ sich nach vorn fallen, er legte sich einfach auf die Luft, und sie trug ihn - fort vom Krankenhaus.
***
Es hatte lange gedauert, aber nun schlief Maggie, und Roxane und Mr. Silver wachten über diesen Schlaf. Sie verhielten sich still, und Stille herrschte im gesamten Hospitalkomplex.
Selbst jene Patienten, die Schmerzen hatten und aus diesem Grund lange Zeit nicht einschlafen konnten, wurden schließlich von der geistigen Müdigkeit übermannt und kamen für ein paar Stunden zur Ruhe.
Es war die Zeit, in der Frieden herrschte.
Schritte quietschten draußen vorbei - Gummisohlen auf dem PVC-Boden. Als sie verstummten, stand Mr. Silver wortlos auf, um nachzusehen, ob draußen alles in Ordnung war.
Der Ex-Dämon hatte ein ganz merkwürdiges Gefühl, das ihm riet, dem Frieden nicht zu trauen. Es schien absolut nichts zu geben, was ihn hätte beunruhigen müssen; dennoch konnte er sich dieses eigenartigen Gefühls nicht erwehren.
Er wußte, in welchem Zimmer Ella Corkindale lag, und wollte auch nach ihr kurz sehen. Vorsichtig trat er auf den Flur und schloß die Tür behutsam, damit kein Geräusch Maggies wertvollen Schlaf störte.
Der Ex-Dämon begab sich zu Ella Corkindales Zimmer und öffnete dort die Tür genauso vorsichtig und lautlos.
Zu diesem Zeitpunkt wendete der fliegende Teufel. Toorsom kehrte um und flog mit zunehmender Geschwindigkeit auf das Krankenhaus zu.
Roxane fuhr mit gespreizten Fingern durch ihr langes schwarzes Haar und seufzte leise. Sie bemitleidete Maggie, die so Grauenvolles erlebt hatte.
Bis an ihr Lebensende würde das alles in ihrem Gedächtnis haftenbleiben. Roxane wünschte dem Mädchen, daß sie keinen bleibenden psychischen Schaden davongetragen hatte.
Der weißen Hexe waren Fälle bekannt, da waren solche Opfer seelisch nie mehr auf die Beine gekommen. Roxane hoffte, daß Maggie die Kraft hatte, die sie dazu brauchte.
Leise stöhnend bewegte sich Maggie, als wäre ihr Schlaf in eine unruhige Phase übergegangen. Roxane begab sich zum Bett und beugte sich über das Mädchen.
Es war nicht ganz dunkel im Raum, das Nachtlicht brannte. Maggies Gesicht zuckte, ihre Lippen bebten, ihr hübsches Gesicht nahm einen weinerlichen Ausdruck an.
Roxane legte ihr die Hand auf die heiße Stirn, und fast augenblicklich wurde Maggie ruhiger. Mild lächelnd behielt Roxane die Hand eine Weile auf Maggies Stirn.
Mr. Silver betrat Ella Corkindales Zimmer nicht. Sobald er sich überzeugt hatte, daß alles in Ordnung war, schloß er die Tür wieder.
Das unangenehme Gefühl hatte sich verstärkt, es mußte Gefahr in Verzug sein. Der Hüne traute dem Sprengmeister des Satans die gemeinsten Tricks zu.
Um an Maggie zu kommen, konnte sich Toorsom durchaus auch zuerst an ihrer Mutter vergreifen, doch daran schien Toorsom selbst noch nicht gedacht zu haben.
Als sich Mr. Silver umdrehte, spürte er die Gefahr ganz deutlich. Toorsom mußte bedenklich nahe sein - und er konnte fliegen! Bei diesem Gedanken tauchten vor Mr. Silvers perlmuttfarbenen Augen schreckliche Visionen auf.
Draußen hatte Toorsom das Hospital schon fast erreicht. Er näherte sich einem Zimmer im sechsten Stock, senkte den mächtigen
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