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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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an.
    Sie stand unmittelbar vor ihm. Er sah die dunklen Wimpern und bemerkte, dass ihre Augen vor Erregung funkelten.
    „Ein guter Schuss, Mylady!“, rief Dob, als er die beiden erreichte.
    „Danke“, sagte Keelin, ohne den Blick von Marcus zu wenden. „Du bist dran“, meinte sie dann lachend und hielt dem Jungen den Bogen hin.
    Marcus vermochte kaum noch zu atmen.
    Am späten Nachmittag erreichte der Jagdtross wieder den Burghof von Wrexton. Sofort versorgten Stallburschen die Pferde, und Küchenjungen nahmen die Beute entgegen, während die Jäger die Hundemeute zurück in die Zwinger brachten. Gerald begab sich mit den Falken zu den Käfigen. Marcus und seine Begleiterin blieben an seiner Seite.
    Keelin hatte einen wundervollen Tag verlebt. Sie hatte gelernt zu jagen, den Bogen zu handhaben und war auf dem besten Wege, eine passable Reiterin zu werden. Ein derart erlebnisreicher Tag war ihr schon lange nicht mehr vergönnt gewesen … nein, sie konnte sich beim bestem Willen an keine aufregendere Zeit erinnern.
    „Macht es Euch etwas aus, wenn ich noch mithelfe, Marcus?“, fragte Keelin. Obwohl sie müde war, wünschte sie sich, dass dieser Tag nie zu Ende gehen würde.
    „Keineswegs“, erwiderte der Graf. „Gerald wird alle Falken genau in Augenschein nehmen, um festzustellen, ob sie sich während der Jagd verletzt haben. Wenn alles in Ordnung ist, bringt er die Tiere in die Käfige. Wir werden ihm allerdings keine große Hilfe sein.“
    „Aber ich komme nicht jeden Tag in den Genuss, mit Falken jagen zu dürfen“, antwortete sie. „Ich würde gerne zusehen, wie Gerald die Vögel für die Nacht versorgt.“
    Wieder glaubte Keelin, der Miene des jungen Grafen entnehmen zu können, dass er mit seinen Gedanken nicht bei den Jagdfalken und ihren Käfigen war. Sie war indes fest entschlossen, seinem verführerischen Blick nicht nachzugeben. Den Nachmittag über hatte sie ihre ganze Willenskraft aufgebracht, um der Verlockung nicht zu verfallen. Würde sie ihm am Abend immer noch widerstehen können?
    „Werdet Ihr sie noch füttern, Meister Gerald?“ Keelin räusperte sich. Sie wandte sich von Marcus ab und folgte dem Falkner in die hinterste Ecke des Raumes.
    „Nein, Mylady“, erwiderte Gerald. „Sie haben genug gehabt. Aber vielleicht möchtet ihr Gwins Beinfessel lösen?“
    „Gerne.“ Sie brauchte eine sinnvolle Aufgabe, um auf andere Gedanken zu kommen.
    Marcus beleuchtete den Käfig, damit Keelin die kleine Spange besser sehen konnte. Sie spürte seinen warmen Körper dicht neben sich und seinen Atem an ihrem Ohr, genau wie vor Stunden bei der Schießübung.
    „Die Spange ist so klein, Gwin“, sagte Keelin mit zittriger Stimme, „aber gleich habe ich sie geöffnet.“
    Der Falke bewegte sich seitwärts auf seiner Stange, putzte sein Gefieder und kam schließlich zur Ruhe.
    Keelin fragte sich, ob es auch ihr so rasch gelänge, sich zu beruhigen.
    Isolda kam Marcus und Keelin in der Großen Halle entgegen, trug den Bediensteten auf, ihnen die Umhänge und Mäntel abzunehmen und wartete den durchgefrorenen Heimkehrern mit warmem, gewürztem Wein auf. Das Feuer war geschürt worden, sodass der Saal eine einladende Wärme bot.
    Der Graf hätte es genossen, ein paar Augenblicke mit der jungen Irin allein am Herdfeuer zu verbringen, aber Isolda machte keine Anstalten, sich zu entfernen. Keelin schien sich in ihrer Gegenwart sichtlich unwohl zu fühlen, und die Beschließerin wirkte selbst merkwürdig befangen.
    Marcus befürchtete, dass er Frauen wohl nie verstehen würde. Aber zumindest wusste er seit kurzem besser mit ihnen umzugehen. Er schrieb diese Veränderung Keelin zu. In gewisser Weise hatte er durch den täglichen Umgang mit ihr seine Schüchternheit ein wenig abgelegt und besaß nun mehr Selbstvertrauen, dem weiblichen Geschlecht zu begegnen.
    Männerstimmen unterbrachen seine Gedanken, und als er sich umdrehte, sah er, wie drei seiner Ritter die Große Halle betraten. Es waren Sir William und zwei andere Getreue, die in der Frühe ausgeritten waren, um die Gegend im Umkreis von Wrexton wachsam im Auge zu behalten.
    Die drei Männer verbeugten sich vor ihrem Herrn und begrüßten dann die Damen.
    „Gibt es etwas zu melden, Will?“, erkundigte sich Marcus.
    Der Recke schüttelte den Kopf. „Nein, Mylord“, erwiderte er. „Keine Anzeichen Fremder an unseren Grenzen. Wir sind auf zwei fahrende Händler gestoßen, haben aber keine Spuren von Eindringlingen entdeckt.“
    Marcus hätte

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